Gießkannen gibt es nicht. Stattdessen werden an sonnigen Tagen täglich rund eine Million Liter Wasser über Sprinkleranlagen und die sogenannte Tröpfchenbewässerung verteilt. Das Wasser dafür wird nicht etwa aus der Leitung genommen: Ein eigenes Wassersystem verläuft im Großen Garten und im Berggarten unterirdisch – auf einer Fläche von ungefähr 62 Hektar.
Das Wasser fließt direkt von der Leine in die Graft, die rund um den Großen Garten verläuft. Diese ist etwa zwölf Meter breit und insgesamt fast 2,5 Kilometer lang. Das dortige Wasser wird gefiltert und über leistungsstarke Pumpen in der gesamten historischen Gartenanlage verteilt. Über das Untergrundsystem gelangt das Wasser auch in den Berggarten – vom Pumpenhaus aus gesehen, auf der anderen Straßenseite.„Bisher war immer genug Wasser da“, sagt Ingmar Guldner, Gärtnermeister im Berggarten. Auch im Sommer. Doch die Sorge, dass das in diesem Jahr anders sein könnte, treibe die Gärtner um, ergänzt der Bereichsleiter der Herrenhäuser Gärten, Hans-Karl von Bodecker. An anderer Stelle sind die Wasserkontingente bereits aufgebraucht. „Die Zisternen sind schon leer“, berichtet Guldner. In diesen werde das Regenwasser auf dem Gelände der Leibniz Universität aufgefangen und dann zum Bewässern der Pflanzen in den Herrenhäuser Gewächshäusern genutzt.
Und wenn auch das Wasser in der Graft weniger wird? „Dann müssen wir Prioritäten setzen und etwa die Bewässerung stehender Gewässer hinten anstellen“, erklärt von Bodecker. Denn: „Wir haben in Herrenhausen eine der größten Orchideensammlungen der Welt von unschätzbarem Wert. Die brauchen eine hohe Luftfeuchte – und eine ständige Wassergabe.“Am 1. Juni trat die Allgemeinverfügung zur Bewässerung in der Region Hannover in Kraft: Von 11 bis 17 Uhr und ab einer Temperatur von 27 Grad darf nicht bewässert werden, um das Grundwasser zu schützen. „Wir halten uns strikt an die Verordnung“, sagt von Bodecker. Für die Arbeitszeiten der Gärtner und Gärtnerinnen sei das jedoch eine Belastungsprobe. Denn schon am frühen Vormittag müsse jedes einzelne Beet genügend gegossen werden. „Die Bewässerung der Pflanzkübel ist von der Allgemeinverfügung nicht betroffen“, betont von Bodecker. Darüber sei das Team froh – andernfalls käme man um Überstunden nicht herum.
Das Bewässern funktioniert in den Herrenhäuser Gärten auf zwei Arten: mit der Sprinkleranlage und mit der Tröpfchenbewässerung. Bei letzterer werden Schläuche auf den Beeten verlegt. „Der Schlauch schwitzt“, erklärt von Bodecker das Prinzip. Das bedeutet: Das Wasser versickert direkt in den Boden. „Dabei geht möglichst wenig Wasser verloren“, hebt Gärtnermeister Guldner hervor. Das Gartenteam greife auf die zusätzliche Wasserzufuhr aber nur zurück, wenn diese auch wirklich gebraucht werde. „Wir fühlen den Boden und nehmen eine Fingerprobe. Wenn dieser zu trocken ist, schalten wir die Bewässerung ein.“
Doch nicht nur auf die richtige Bewässerung kommt es an. „Sonne und Wind sind die größten Feinde“, betont Guldner. „Der offene Boden trocknet schnell aus.“ Eine dichte Bepflanzung oder Rindenmulch auf der Erde könne dagegen helfen – auch im Garten zu Hause. „Die Pflanze schützt den eigenen Boden“, erklärt der Gärtnermeister.