Benjamin Gallein ist ein alter Hase im Sterne-Business. In der „Ole Deele“ (inzwischen geschlossen) in Burgwedel hat er als Küchenchef sechs Jahre den Stern verteidigt, im „Votum“ im Leineschloss errang er 2022 nur wenige Monate nach dem Start seinen ersten Stern, im Jahr danach legte er mit dem zweiten nach. „Wenn alles so bleibt, sind wir fein damit“, sagt der 39-Jährige.
Auch Zwei-Sterne-Kollege Tony Hohlfeld, der zusammen mit seiner Lebenspartnerin Mona Schrader das „Jante“ am Braunschweiger Platz betreibt, sieht dem Michelin-Datum gelassen entgegen. „Ich sehe nicht, dass wir Qualität verloren hätten“, sagt er selbstbewusst. Aber er tendiere zur Vorsicht. „Ich bin kein Fan davon, zu viel zu hoffen.“
Viet Anh Nguyen vom „The Wild Duck“ an der Podbielskistraße macht keinen Hehl daraus, dass er sein Restaurant irgendwann in der Stern-Sphäre sieht. Dazu passten diese Personalien: Erst hatte Nguyen Laura Kuckenburg als Restaurantleiterin verpflichtet, im August 2024 war ihr auch ihr Mann Nico Kuckenburg gefolgt – er war langjähriger Souschef im „Votum“.
Ein Schritt, der normalerweise das Michelin-Team hellhörig werden lässt. „Ich habe die Augen offen gehalten, aber ich habe keine Tester entdeckt“, sagt Nguyen. Allerdings haben die Kuckenburgs im Februar „The Wild Duck“ verlassen. „Es hat leider nicht gepasst“, gibt sich Nguyen wortkarg bei der Frage nach den „internen“ Gründen. Sein Fine-Dining-Konzept treibt er konsequent weiter: „Wir geben unser Bestes.“
Eine Einstellung, die auch Thomas Wohlfeld teilt, Küchenchef im Restaurant „Handwerk“ am Altenbekener Damm. „Wir haben uns bei Speisen und Service nicht verschlechtert“, sagt er, seinen Michelin-Stern sieht er nicht gefährdet. „Aber eine Grundnervosität ist natürlich da. In die Karten des Guide Michelin kann man nicht gucken.“ Vor zwei Jahren habe ein Kollege erst aus den am Stichtag veröffentlichten Listen erfahren, dass er von zwei auf einen Stern herabgestuft worden sei.
Wer eine Einladung zum Event am 17. Juni im Palmengarten in Frankfurt am Main bekommt, darf sich aber Hoffnung machen. Sven Holthaus vom „Marie“ am Wedekindplatz hat schon vor Wochen den Termin freigehalten, das Lokal bleibt an dem Tag geschlossen. „Ein Bauchgefühl“, sagt er mit einem Schmunzeln.
Vielleicht liegt er damit ja richtig: Der Guide Michelin führt das „Marie” bereits länger als Tipp in der Kategorie „Assiettes“ (Teller). Außerdem wurde es im April von der deutschen Onlineausgabe des Restaurantführers zum Lokal des Monats ernannt. Der Text lobte das „elegante Aroma“ der Bouillabaisse, die „exzellente Frische und Qualität“ der Speisen.
Mit 26 Jahren hat sich Sven Holthaus selbstständig gemacht. Sein „Marie“ war zunächst eine Mischung aus Bistro und Café, die Corona-Lockdowns ab 2020 bezeichnet er im Nachhinein als Glücksfall. „Ich hatte damals Zeit, zu reflektieren, was ich wirklich will.“ Daraus geworden ist das Konzept „Casual French Dine“, das nun möglicherweise die Chance hat, Hannovers viertes Sternerestaurant zu werden.