Gärten verlieren Gesang
Weniger Gartenvögel – Naturschutzbund fordert „Biodiversitäts-Turbo“

Die Anzahl der Gartenvögel, wie hier des Rotkehlchens, hat sich in den letzten Jahren immer mehr verringert. Foto: Frank Rumpenhorst
In den vergangenen 20 Jahren hat die Zahl der Vögel in Gärten stetig abgenommen. Der Artenschwund ist eine dauerhafte Entwicklung, die sich aktuell weiter fortsetzt, wie der Landesverband Baden-Württemberg des Naturschutzbunds (Nabu) mitteilte.

Wie in jedem Jahr rief der Nabu und sein bayerischer Partner, der Landesbund für Natur- und Vogelschutz, am zweiten Maiwochenende wieder Freiwillige dazu auf Vögel, zu zählen. An der „Stunde der Gartenvögel“ nahmen dieses Jahr rund 6000 Menschen teil. Sie haben etwa 110.000 Vögel in ihren Gärten im Südwesten beobachtet.

„In 20 Jahren haben wir im Schnitt acht Vögel je Garten verloren und dieses Jahr mit 26,8 Vögeln einen Tiefpunkt erreicht“, sagte Nabu-Ornithologe Stefan Bosch. Die Daten sind trotz der Zählung durch Laien belastbar. Nach Angaben des Nabu Baden-Württemberg stimmen die Daten weitgehend mit professionellen Monitorringprogrammen überein.

Grund für die stetig abnehmende Zahl der Vögel sei die schwindende Artenvielfalt in Gärten. Für den Nabu gehören besonders versiegelte Flächen oder Schottergärten zu Problemflächen. Allgemein sei das Leben für Vögel in Städten schwieriger. „Die Zahl der Häuser, an denen Spatzen oder Hausrotschwänze etwa in Stuttgart oder Heilbronn unter losen Dachziegeln Nischen zum Brüten finden, nimmt konstant ab“, sagte Nabu-Artenschutzreferentin Alexandra Ickes. Bei der Sanierung von Gebäuden werde außerdem nicht darauf geachtet, dass Ersatzbrutplätze zur Verfügung gestellt werden.

Die Forderungen des Nabu richten sich deswegen auch an Kommunen und Städte. „Wir brauchen einen Biodiversitäts-Turbo, denn schwindende Vogelbestände sind eine Mahnung, dass auch unsere Lebensgrundlagen in Gefahr sind.“, teilte Stefan Bosch mit. Landschaft dürfe nicht nur bedenkenlos nutz- und umgestaltbare Verfügungsmasse sein.

Einzelpersonen könnten auch etwas gegen die schwinden Plätze für Vögel tun. Für Vögel ist es gut, wenn viele verschiedene Lebewesen im Garten vorkommen. „Ohne Vegetation keine Insekten und Kleintiere und ohne diese keine Vögel und Säugetiere. [...] Ideal sind wilde, unordentliche Gartenecken“, so die Beschreibung von Bosch.

Der Garten kann auch zum Vorteil von Vögeln gestaltet werden. Nisthilfen und Wasserstellen seien von Vorteil. Katzen sollten außerdem während der Brutzeit drinnen Gehalten werden.

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