Die Johanniter in Niedersachsen betreiben zwei Intensivtransportwagen an den Standorten Hannover und Oldenburg. Sie sind an 365 Tagen rund um die Uhr im Einsatz und werden über die Koordinierungsstelle für Intensivtransport in der Regionsleitstelle Hannover beauftragt. Ein ITW ist ausgestattet mit Beatmungsgeräten, diversen Überwachungsmöglichkeiten, Medikamenten und Material, wie es auf jeder Krankenhaus-Intensivstation zu finden ist. Besetzt werden die Wagen in Dreier-Teams mit je einem Notarzt, einem Notfallsanitäter (NFS) und einem Gesundheits- und Krankenpfleger. Diese Kombination hat es möglich gemacht, dass die Brüder Martin und Matthias Riemann von der Johanniter-Rettungswache in Hannover nun zum ersten Mal zwei ITW-Schichten lang zusammenarbeiten konnten, denn Martin Riemann (42) ist als Notfallsanitäter angestellt, sein jüngerer Bruder Matthias (41) hat neben dem NFS auch den Abschluss als Pflegefachkraft. „Mega“ sei es, dass sie erstmals gemeinsam fahren konnten. „Wir sind beruflich auf einer Spur, denken im Job meist in die gleiche Richtung“, sagt Martin Riemann. Die erfahrenen Johanniter werden auf ihren Wunsch hin neben dem Rettungsdienst auch auf dem ITW eingesetzt. Für sie sind der Wagen und die damit verbundenen Aufgaben eine ganz besondere Herausforderung.
Mit dem Intensivtransportwagen werden sowohl geplante, als auch ungeplante Transporte absolviert. Einen großen Teil der Fahrten machen Patienten aus, die nach einer längeren Zeit auf einer Intensivstation für eine Beatmungstherapie verlegt werden müssen. „Die Menschen sind akutmedizinisch stabil, müssen aber das eigenständige Atmen wieder trainieren“, erklärt Matthias Riemann. Eine zweite Gruppe sind Personen, die eine spezielle Therapie oder hochkomplexe Operationen benötigen, für die es so schnell wie möglich einen Standortwechsel auf eine spezialisierte Station braucht. Möglich sind im ITW auch ECMO-Transporte. Die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) ist ein teilweiser oder sogar vollständiger maschineller Ersatz der Lungen- und Herzfunktion nach einem Lungen- und/oder Herz-Kreislaufversagens. Und was für Patienten kommen in Frage? „Fast alle“, sagen die Brüder, „vom Neugeborenen bis zum 300 Kilogramm schweren Senior.“
Die unbedingt nötige Perfektion macht für die Brüder den Reiz des Intensivtransportes aus. „Vor Abfahrt muss alles an Bord und funktionsfähig sein“, sagt Martin Riemann. Zum Dienstbeginn wird deshalb der gesamte Wagen mit seiner kompletten Ausstattung gecheckt. Um kein Risiko einzugehen, sind die entscheidenden Instrumente sogar doppelt an Bord. In einer Extratasche liegen lauter zusammengerollte Kabel. „Das sind die Anschlüsse für die arterielle Blutdruckmesssung“, sagt Matthias Riemann, „weil die Krankenhäuser verschiedene Systeme haben und wir mit allem arbeiten können müssen.“ Auch wenn es im Vorfeld immer ein ausführliches Arzt-zu-Arzt Gespräch gibt, muss die ITW-Crew auf Überraschungen und Komplikationen vorbereitet sein. Die verlässliche und optimale Ausstattung ist das Fundament für die Arbeit der Rettungsdienstmitarbeitenden, denn passieren kann natürlich immer etwas. In solchen Ernstfällen arbeiten Ruhe, Erfahrung und Ausbildung im Schulterschluss, um die richtigen Entscheidungen zu treffen – und manchmal auch brüderliches Vertrauen.