Als ersten Schritt erforscht ein Ingenieurteam die effiziente Nutzung erneuerbarer Energiequellen für Gebäude. Die HsH hat dafür auf dem Campus Linden einen kleinen Neubau errichtet. Das Labor für innovative Verfahrens- und Energietechnik ist vollgestopft mit Technologie zur Erzeugung und möglichst guten Speicherung von Wärme und Strom.
„Wir testen die Anlagen und optimieren ihr Zusammenspiel“, sagt Sven Andres vom Forschungszentrum Energie Mobilität Prozesse. Da geht es etwa um Wärmepumpe, Brennstoffzelle und Wasserstoffspeicher.
Auf dem begrünten Dach liefert eine Photovoltaikanlage Strom. Direkt daneben dreht sich ein Solarkollektor mit dem Lauf der Sonne, damit seine Parabolspiegel deren Strahlungsleistung optimal für die Wärmeerzeugung erfassen können. Im Ingenieurstudium haben Studierende bereits vorher selbst Solarkollektoren gebaut. „Es ist jetzt toll für sie zu sehen, wie ein professionelles Produkt funktioniert“, sagt Mitarbeiterin Gudrun Hüper.
Das Energielabor wird mit seinen Anlagen ein Nachbargebäude klimaneutral versorgen, so der Plan. Das Ganze soll später als Modell für den gesamten Campus dienen. Das Besondere: Die Ingenieure wollen den Bedarf an Energie in den einzelnen Gebäuden und Räumen passgenau ermitteln. Und der ist je nach Jahreszeit, Wetterlage und Semesterbetrieb sehr unterschiedlich.
„Vorlesungssäle sind zu bestimmten Zeiten ausgebucht und werden sonst nicht bespielt, Professorinnen und Professoren sind nicht jeden Tag in ihren Büros“, erläutert Andres. Verwaltungsbüros werden anders genutzt als Labore oder Seminarräume. Und manche Gebäudeseiten sind der Sonne im Sommer voll ausgesetzt.
All das wollen die Forscher berücksichtigen. Dazu wollen sie Wetterdaten nutzen und selbst in Echtzeit Daten erheben. Wann muss eine Heizung anspringen? Wie träge reagiert sie? Und wie groß oder klein sollte ein Energiespeicher bemessen sein?
Das Nachbargebäude des Energielabors bekommt dafür in jedem Raum Sensoren für Temperatur und für Kohlendioxid. Andere Fühler messen, ob Fenster und Türen offenstehen. „Wir wollen keine Energie verschwenden. Deshalb werden wir jede Kilowattstunde aufzeichnen, die auf dem Campus hin und her fließt“, sagt Mitarbeiter Thomas Othmar.
Aber auch erste Teilergebnisse aus dem Energielabor werden manche Firmen und Privatleute bereits interessieren. In Kürze kommt etwa noch ein kleines Windkraftrad aufs Dach. „Das Schöne an diesen Anlagen: Sie sind bis 15 Meter Höhe in Niedersachsen an den meisten Stellen genehmigungsfrei“, sagt Othmar. „Wir testen, was so eine Anlage im Betrieb wirklich bringt.“
Die Anlage stammt von der Firma Skywind aus Langenhagen, geplant sind später weitere Tests mit anderen Modellen. Wo lohnt sich der Betrieb? Wie beeinträchtigen andere Bauten oder Bäume das Windrad?
„Die Fragestellung ist sehr aktuell. Genossenschaften, Wohnungsbauunternehmen oder auch Industriebetriebe fragen deshalb bei uns an“, berichtet Ingenieur Andres. Wenn etwa auf einem Fabrikdach eine Photovoltaikanlage aus statischen Gründen nicht infrage kommt, könne ein Windrad eine Alternative sein.