Zwei Monate lang forschte Ulfers im Eis, und das schon zum zweiten Mal. Im antarktischen Sommer ist Wissenschaftssaison. Am Projekt „SWAIS2C“ sind viele internationale Teams beteiligt, aus Deutschland sind die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Hannover, das Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven und die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel vertreten. Ulfers war der einzige deutsche Forscher vor Ort.
Ziel der Mission war es, ein Loch durch das 580 Meter tiefe Schelfeis zu schmelzen, um dann durch den Ozean in den Meeresboden hineinzubohren. Dort wollten die Wissenschaftler Sedimentkerne aus 200 Metern Tiefe gewinnen. Zumindest war das der Plan. „Wir hatten leider technische Probleme und haben gar nicht gebohrt“, erzählt Ulfers. Die Arbeit in der Antarktis sei „fast wie Forschen auf dem Mond“. „Wenn etwas nicht klappt, kann man nicht mal eben einen neuen Bohrturm einfliegen.“ Umsonst sei die Arbeit aber nicht gewesen, das Team konnte unter anderem Oberflächenproben vom Meeresboden nehmen.
Das eigentliche Ziel – die Tiefenbohrung – könnte Auskunft darüber geben, wie der Zustand der Westantarktis in der letzten Warmzeit vor rund 125.000 Jahren war. Daraus ließe sich schließen, was uns bei der aktuellen Erderwärmung bevorsteht. Sollte das Schelfeis im Westen schmelzen, könnte der Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen.
Auch wenn die Mission nicht den erwünschten Erfolg gebracht hat, war sie für Ulfers eine prägende Zeit. Die zwei Wochen in der Scott Base hätten sich ein bisschen wie das Leben im Hostel angefühlt, erzählt er. „Nach Feierabend konnte man in den Bergen spazieren gehen, Ski oder Snowboard fahren“, erzählt er. Auch die historischen Hütten der Polarforscher Robert Falcon Scott und Roald Amundsen ließen sich dort besichtigen.
Im Forschungscamp gab es dann weniger Annehmlichkeiten. Geschlafen wurde nicht mehr in Mehrbettzimmern in beheizten Gebäuden, sondern im Zelt. Als Dusche diente eine Plastikwanne, als Toilette gab es Plumpsklos. „Wie beim Campen halt“, sagt Ulfers.
Die Kälte habe ihm wenig ausgemacht, schließlich waren alle 27 Camp-Bewohnenden mit speziellen Schlafsäcken und Kleidung ausgerüstet. „Alle stellen sich die Antarktis so unfassbar kalt vor“, sagt Ulfers. „Dabei ist der Sommer dort gar nicht so viel kälter als unser Winter, zumindest wenn die Sonne scheint und es windstill ist.“ Bei Wind könne es aber auch mal -20 bis -30 Grad kalt werden.
Deutlich herausfordernder war für Ulfers das permanente Tageslicht, welches den Schlaf erschwert habe. „Und natürlich vermisst man seine Liebsten, vor allem an Weihnachten und Silvester“, erzählt er. Geholfen habe die gute Gemeinschaft im Camp – und das stabile Internet, das regelmäßige Videocalls ermöglicht habe.
Im nächsten antarktischen Sommer soll es dann einen neuen Versuch der Bohrmission geben – hoffentlich mit Erfolg.