Die Fragen nach „Private-Dances“ und Performances in Rotlicht-Clubs blendet die junge Frau inzwischen aber einfach aus. „Ich finde es natürlich absolut okay, wenn Frauen sich selbstbestimmt dazu entscheiden, Poledance auf eine erotische Art zu nutzen. Aber ich will meine Kunst eben nicht in diese Schublade stecken“, erläutert sie. Bei ihrem Solo in der aktuellen GOP-Show „Alive“ trägt sie etwa ein untypisches Outfit für Poledance – es bedeckt ihren Körper bis auf die Arme. Damit sie auch ohne nackte Haut an der Pole-Stange Halt findet, wurde diese eigens mit einer dünnen Schicht Silikon überzogen.
Dass Stachowicz überhaupt als Pole-Tänzerin in einer größeren Produktion auftritt, ist etwas Besonderes. Eigentlich steht die ausgebildete Musicaldarstellerin sonst als Tänzerin und Schauspielerin auf der Bühne. Den Sport an der Stange hat sie erst in der Pandemie für sich entdeckt. „Ich habe ja meine Hobbys zum Beruf gemacht und benötigte eine neue Freizeitbeschäftigung, als ich mich in Pole Dancing verliebt habe“, erzählt sie.
Während des Lockdowns kauft sie sich also ihre eigene Pole-Stange und trainiert zu Hause mit Youtube-Videos. Als sie dann zufällig Regisseur Robin Witt von ihrem neuen Hobby erzählt, lädt der sie ein, für die GOP-Show „Alive“ eine Solonummer an der Spinning Pole zu kreieren. „Ich habe sofort zugesagt – und damit ein weiteres Hobby an die Arbeitswelt verloren“, meint Stachowicz lachend.
Gemeinsam haben sie eine Performance erarbeitet, die Stachowicz einen neuen Zugang zu ihrem Beruf als Bühnenkünstlerin eröffnet. Aus ihren vorherigen Produktionen kennt sie es zwar nur allzu gut, vor großem Publikum in fremde Rollen zu schlüpfen, doch ihr Solo in „Alive“ hat einen anderen Fokus. „Es ist ein Ausdruck von mir selbst und super persönlich – ich spiegele dort niemanden anderen wider. So nervös wie bei diesem Solo war ich vorher noch nie bei einem Auftritt“, erzählt sie. Die Darbietung ist aus den Momenten entstanden, in denen es ruhig wird um die sonst so quirlige junge Frau, die nur allzu gerne unter Menschen ist. Ihre Energieressourcen könne sie am besten abends alleine in ihrer Wohnung mit klassischer Musik auftanken, sagt Stachowicz.
Turbulente Tage gibt es im Leben der 29-Jährigen zur Genüge. In den Jahren nach ihrer Schulzeit etwa ist die Zeit in ihrer Heimatstadt Wien ordentlich durchgetaktet. „Ich war in der Schule nicht super schlecht, aber eben auch nicht besonders gut – und wusste bis zum Ende nicht, ob ich meinen Abschluss wirklich schaffe“, erinnert sich Stachowicz. Also bewirbt sie sich auf zwei mögliche Ausbildungsplätze: einen zur Musicaldarstellerin, für den sie keinen Schulabschluss braucht, und einen für eine Modeschule, die den Abschluss voraussetzt.
Als sie ihren Schulabschluss und die Zusage für beide Ausbildungsplätze bekommt, entscheidet sie sich kurzentschlossen, beide Angebote anzunehmen.
Mehr als zwei Jahre hinweg beginnen ihre Tage morgens um 8 Uhr im Modekolleg Herbststraße. Dort lernt sie bis in den späten Nachmittag, bevor sie weiter zu ihrem zweiten Ausbildungsplatz, der Broadway Academy of Musical Theater, fährt. Ihren Unterricht in Gesang und Tanz dort legt sie sich, so gut es geht, in die Abendstunden und trainiert oft bis 22 Uhr, um nachts noch Hausaufgaben zu erledigen. „Das war natürlich eine sehr anstrengende Zeit. Während meiner Ausbildungen war ich aber unglaublich glücklich, weil ich endlich die Dinge gefunden hatte, in denen ich richtig aufblühen konnte“, sagt sie im Rückblick.
Seitdem arbeitet Stachowicz als selbstständige Künstlerin in unterschiedlichen Produktionen. Für das GOP ist sie nun zum ersten Mal hauptberuflich in einer Disziplin tätig, die nicht Teil ihrer beiden Ausbildungen war. Wobei die Österreicherin dort nicht nur mit ihrer Performance an der Stange, sondern auch mit ihren schauspielerischen und tänzerischen Fähigkeiten überzeugt.
Für die Zukunft plant sie in diese Richtung: „Ich möchte meine verschiedenen Fähigkeiten noch mehr miteinander kombinieren.“
Alle Infos rund um die Vorstellung gibt es unter www.variete.de/hannover. Im GOP, Georgstraße 36, ist Sarah Stachowicz zusammen mit den anderen Künstlerinnen und Künstlern aus dem Ensemble noch bis 2. März in der Show „Alive“ zu sehen.