In dem Jungen war eine Leidenschaft geweckt, die ihn nie wieder loslassen sollte. Über Jahrzehnte sammelte er Fossilien, Mineralien und steinzeitliche Artefakte. Mit einem Netzwerk an Gleichgesinnten war er regelmäßig in den Kiesgruben südlich von Hannover unterwegs. Wo die Saugbagger Sand und Kies aus der Tiefe holen, grasten sie die Halden ab – und trugen so Tausende Puzzlestücke aus der Vergangenheit zusammen.
Zeitweise tauchte Rainer Amme auch im Wasser der Kiesseen nach Schätzen. „Das war aber nicht sehr ergiebig“, erzählt der Sarstedter schmunzelnd, „die Sicht war einfach zu schlecht.“
Der pensionierte Polizeibeamte steht inmitten von Vitrinen, in denen Hunderte von Faustkeilen, Knochen und Mammutstoßzähnen liegen. Lauter Funde aus Koldingen, Sarstedt, Burgstemmen und anderen Orten im Leinetal. „Eigentlich hatte ich immer vor, ein Museum zu gründen“, sagt er.
Daraus ist zwar nichts geworden. Doch jetzt hat Amme seine Sammlung dem Landesamt für Denkmalpflege geschenkt – und dort ist nun eine Ausstellung der Schätze zu sehen.
Vor etwa 45.000 Jahren löste der moderne Mensch im Leinetal den Neandertaler ab. „Damit änderte sich auch das Formspektrum der Werkzeuge“, sagt Amme, „die Klingen und Bohrer wurden viel filigraner.“ Er zeigt auf Faustkeile, die hier neben Pferdeschädeln und Geweihäxten aus der Bronzezeit zu sehen sind. „Die hier hat der Neandertaler gemacht“, sagt er.
Es nagt ein wenig an dem Sammler, dass ein Traum von ihm unerfüllt geblieben ist. „Ein Schädelteil vom Neandertaler habe ich leider nicht gefunden“, sagt er. Dafür konnte er dem Land etwa 550 sonstige menschliche Knochenfragmente übergeben.
Die Ausstellung zeigt neben Werkzeugen, die Zehntausende von Jahren alt sind, auch Relikte längst ausgestorbener Tiere wie Wollnashorn, Riesenhirsch – und Mammut. Die letzten Mammuts durchstreiften das Leinetal vor etwa 25.000 Jahren. Neben gewaltigen Stoßzähnen sind in Vitrinen auch Backenzähne der Rüsseltiere zu sehen, die so groß wie Laptops sind, aber deutlich schwerer. „Ein Mammut hatte sechs Zahnwechsel in seinem Leben“, erklärt Amme, „wenn es damit durch war, sind die Tiere verhungert.“ Doch natürlich wurden Mammuts auch von Menschen gejagt. Generationen von Forschern werden sich nun an Rainer Ammes Funden abarbeiten können. Als „echte Kiesgrubenhelden” bezeichnete der Archäologieprofessor Thomas Terberger den Sammler und seine Mitstreiter bei der Eröffnung der Ausstellung. „Wir wären erheblich ärmer ohne Ihre Funde“, sagte der Experte.
Rainer Amme sieht das etwas nüchterner. „Es gibt eben zwei Arten von Menschen“, sagt er: „Einerseits Jäger und Sammler, andererseits Viehzüchter und Ackerbauern.“
Er nickt, als wollte er sagen, dass sich das im Grunde seit der Steinzeit nicht geändert habe. Und mit einem Lächeln fügt er hinzu: „Ich bin eindeutig Jäger und Sammler.“
Die Ausstellung ist bis zum