Familienaufstellung mit Fritteuse Florian Battermanns Komödie „Das perfekte Geschenk“ führt im Neuen Theater eine Familie zusammen
„Das perfekte Geschenk“: Eine Komödie im Neuen Theater.Foto: Oliver Vosshage OV11Hannover. Es klingt schon lecker, was Schwiemu Gisela in Florian Battermanns Komödie „Das perfekte Geschenk“ als Geburtstagsessen zusammenzaubert: Entenbrust, mariniert in Ingwer und Orange, dazu Lebkuchenknödel. Doch das Happy End kommt der Schlemmerei zuvor. Was schade ist, denn es geht in der Inszenierung von Christian H. Voss am Neuen Theater die ganze Zeit um kaum etwas anderes.Gisela braucht für die Entenbrust eine Heißluftfritteuse. Sie hat zwar selbst eine von zu Hause mitgebracht – gefeiert wird bei ihrer Tochter Sabine und deren Mann Frank, der von der ganzen Sache wenig begeistert ist –, eines ihrer Geburtstagsgeschenke ist allerdings auch ein solches technisches Gerät. So kommt es in komplizierten Verwicklungen irgendwann dazu, dass gar keine funktionierende Heißluftfritteuse mehr im Haus ist – und dann wieder zwei davon da sind. Irgendwann tauchen auch noch ein nerviger Nachbar mit Eierlikör und Giselas andere Tochter auf, die gerade ihren Mann verlassen hat. Dann sind alle da, inklusive einer ausreichenden Menge funktionierender Heißluftfritteusen, allerdings abzüglich eines Mercedes. Eigentlich geht es natürlich um etwas anderes: Über das verpatzte Geschenk und die anfangs nur grummelig in Kauf genommene Feier findet die entfremdete Familie wieder zusammen. Die Schwestern versöhnen sich, Gisela wird Stück für Stück weniger zum Drachen, die Töchter sprechen sich mit ihrer Mutter aus, und selbst Franks Sarkasmus wird zu eher leichter Ironie herabgestuft. Was anfangs eine Komödie mit Missverständnissen war, driftet gegen Ende in den reinen Kitsch, alle haben sich lieb, alle verzeihen sich, und das perfekte Geschenk, man ahnt es, hat nichts mit Elektrogeräten zu tun. Sondern mit Familie.
Voss hat mit „Das perfekte Geschenk“ eine Familienzusammenführung – oder vielleicht auch eine Familienaufstellung – inszeniert, mit gut gelauntem Ensemble und lustigen Momenten zwischen Flachwitz und noch flacherem Witz vor schönstem Skandinavien-Biedermeier-Bühnenbild. Gleichzeitig aber hat er unaufgeregt versucht, die Geschichte der Familie zu erzählen. Manchmal fehlt ein wenig der dramaturgische Druck, das letzte Stückchen Glanz, der „Das perfekte Geschenk“ so richtig als Kitschkomödie erstrahlen ließe.
„Das perfekte Geschenk“ ist noch bis zum 26. April im Neuen Theater zu sehen