Seit 2002 lädt Detlef Simon alias Desimo an jedem letzten Montag des Monats zur Überraschungsmixshow ins Apollo-Kino. Jedes Mal kürt das Publikum seinen „Liebling des Abends“ und damit letztlich auch die drei „Lieblinge des Jahres“. Und auch die feierliche Preisverleihung im Theater am Aegi findet in erfreulicher Verlässlichkeit nach immer gleichem Muster statt: In der ersten Hälfte gibt es von Laudator Brodowy Lobpreisungen voller kluger Zugewandtheit für die zu Ehrenden. In der zweiten zeigen diese, warum sie das auch verdienen.
Dazu gibt es musikalische Begleitung, diesmal von Marie Diot aus Hannover, die mit ihrem Gitarristen Fabian „Fabi“ Großberg hübschen Indiepop mit viel Charme und Talent zur Hitvermeidung liefert. Und weil so aus einer schnöden Preisverleihung eine rundum gelungene Show wird, ist die Gala stets auch ein gesellschaftliches Großereignis. Im Publikum befinden sich mit Mirko Slomka und Stefan Schostok ebenso ehemalige 96-Trainer und Oberbürgermeister wie der aktuelle Regionspräsident Steffen Krach. Für die hiesige Kleinkunstszene, vertreten etwa durch GOP-Direktorin Nadine Matzat und Kleines-Fest-Erfinder Harald Böhlmann, ist es sowieso ein Pflichttermin.Der mit je 2000 Euro dotierte und von htp gesponserte Preis hat Gewicht. Das zeigt sich nicht nur an der Trophäe, der mit Naschwerk gefüllten „Bunten Tüte“ aus Bronze. Das zeigt sich auch an den bisherigen Preisträgern: Die Liste liest sich von Nikita Miller bis Christian Ehring, von Sascha Korf bis Eure Mütter wie ein Who‘s who der deutschsprachigen Comedy- und Kleinkunstszene.
Dort reiht sich nun also auch Markus Henrik alias Dr. Pop ein, ein promovierter Musikwissenschaftler, der sich mit Expertise, Bewegungsfreude und hoher Pointendichte an musikalischen Phänomenen abarbeitet. Er stellt die White-Stripes-Hymne „Seven Nation Army“ Bruckner gegenüber, gibt als Capital Bra den „Bi-ba-Butzemann“ und macht Unhörbares hörbar – hat die Metal-Band tatsächlich gerade „Ja, ja, es ist Spargelzeit“ gesungen? Aber sicher.
Jan Martensen hingegen kokettiert mit seinem Dasein als Zauberkünstler, der weit häufiger in Landgasthöfen und auf Bundeskegelbahnen auftritt als auf Preisverleihungen. Er strickt eine Geschichte um einen armen Gisbert aus der ersten Reihe, der, tatsächlich 24 Jahre alt, angeblich gerade seinen 80. Geburtstag feiert. Und zeigt dann noch verblüffende Zaubertricks mit Karten und Servietten, die vor lauter Quatsch beinahe untergehen.
Jens Heinrich Claassen schließlich schöpft sehr komisches Klavierkabarett aus seinem Dasein als langjähriger Single, lässt Helene Fischer „ahnungslos durch die Nacht“ als Taxifahrerin jobben und mischt einen Spieleabend mit Haschkeksen auf. Da kennt er kein Tabu.
Man solle den Abend genießen, hatte Martensen empfohlen. „Morgen gibt es keine Spezial-Club-Gala“, hatte er gesagt. Aber man kann zehren von Abenden wie diesen: voller Schwere und Leichtigkeit.
Info: Die nächsten Club-Mix-Shows gibt es am 27. Januar ab 17.30 und 20.15 Uhr. Jens Heinrich Claassen tritt wieder am 18. November 2025 im Apollo auf, Dr. Pop am 5. Januar 2026.