Das Besondere: Er redet nicht nur über diese Zukunftsthemen, er zeigt, dass die Ideen keine Utopien sind, im Gegenteil: Er selbst probiert die neuen Technologien aus.
So ist er auch zu seinem Weltrekord gekommen: Mit einem Elektroflugzeug ist Westermann von den Alpen bis zur Nordsee geflogen. Eine so weite Strecke hatte bis dahin niemand zurückgelegt. Dabei benötigte das Leichtflugzeug für die Strecke weniger als ein Viertel der Energie als herkömmliche Flugzeuge.
Und damit ist Morell Westermann bei seiner Mission. Zu beweisen, dass wir die Fähigkeiten und Technologien haben, unseren CO2-Fußabdruck gravierend zu verkleinern – ohne grundsätzlich auf Mobilität zu verzichten. Und wenn andere angstvoll in die Zukunft blicken, zeigt er begeisternd neue Perspektiven auf. „Ich will Innovation sichtbar machen“, sagt er.
Mit 14 Jahren entdeckte Westermann, der an der Käthe-Kollwitz-Schule Abitur gemacht hat, das Segelfliegen. Als Erwachsener hat er sogar seinen Lebensmittelpunkt in die Schweiz gelegt, weil die Thermik in den Bergen für die Fliegerei ideal ist. Sein Glück: Auf seinem Flugplatz in Schänis gab es die erste Elektroflugschule der Welt. Und Westermann war der erste E-Flugschüler.
„Die E-Fliegerei“, sagt Westermann, „ist da, wo wir mit den E-Autos vor zehn Jahren waren.“ Heißt konkret: Es gibt keine Ladeinfrastruktur für E-Flugzeuge, und die Reichweite ist gering – noch.
So war 2020 der Weltrekordversuch nicht nur eine technische, sondern auch eine logistische Meisterleistung: Zwei Crews in E-Autos fuhren zwei Ladegeräte am Boden im Wechsel von Landeplatz zu Landeplatz, während das Flugzeug mit bis zu 150 Stundenkilometern in direkter Luftlinie flog. Elfmal musste es zum Laden landen, drei Tage dauerte der Flug.
Nur drei Jahre später, 2023, war die E-Mobilität weiter. Wieder gab es einen spektakulären Flug: dieses Mal als Wettrennen zwischen E-Flugzeug und E-Auto quer durch Deutschland bis Norderney. „Der Cliffhänger war die Fähre – erreicht das Auto sie rechtzeitig? Dazu musste es die Strecke nonstop schaffen“, sagt Westermann.
Auch das Flugzeug konnte dank verbesserter Reichweite die Strecke in einem Tag schaffen. Zeitgleich starteten sie. Doch der Pilot kämpfte mit dem schlechten Wetter. Das E-Auto, ein Lucid Air, erreichte die Fähre drei Minuten vor Abfahrt – und gewann: Es kam eine halbe Stunde vor dem Elektra-Trainer-Flugzeug auf Norderney an.
„Als der Fahrer ausstieg und die Tür schloss, konnte er nicht mehr wegfahren: Die Batterie war leer“, sagt Westermann.
2023 hat der Hannoveraner eine spektakuläre Airshow in der Schweiz initiiert: mit E-Flugzeugen, geflogen von F/A-18 Piloten. Statt mit ohrenbetäubendem Lärm, Leuchtraketen und Rauch Luftfahrtfans zu begeistern, bot diese Show eine völlig neue Erfahrung: Sechs E-Flugzeuge flogen in Formation fast lautlos und CO2-neutral über den Zürichsee. Nicht nur die Zuschauer, auch die Piloten waren fasziniert.
Bis E-Ferienflieger Passagiere klimaneutral auf Langstrecken transportieren, wird es dauern. Aber dass E-Flugzeuge für kurze Strecken in naher Zukunft eingesetzt werden, davon ist Westermann, der auch als TV-Experte häufig gefragt ist, überzeugt: „Der Pendelverkehr von der Nordseeküste zu den Inseln mit E-Flugzeugen ist möglich“, nennt er ein Beispiel.Gerade in der heutigen Zeit sei es wichtig, dass Menschen mutig neue Technologien ausprobieren. „Early Adopter“ nennt er sie. Wie diejenigen, die früh auf E-Mobilität gesetzt haben, obwohl die Reichweite noch sehr gering war. „Wir brauchen Menschen, die Pioniere sind“, sagt Westermann und ermahnt: „All die coolen Innovationen entwickeln sich nicht von allein. Wir müssen auch in unserem Job Mut und Freude haben, neue Wege zu gehen, um die Chancen zu erkennen, die neue Technologien bieten.“
In Hannover wird er demnächst häufiger sein – auf einem ganz neuen Gebiet: Mit seinem Jugendfreund Matthias Brodowy plant er ein Kabarettstück, um den Megatrend „Künstliche Intelligenz“ begreifbar zu machen. In dem Stück wird sich ChatGPT bei Brodowy als Künstler bewerben. Warten wir ab, wie der Kabarettist reagiert, wenn die KI seinen Job übernimmt ...