„Wenn wir Schulvorstellungen spielen, singen wir um 8.30 Uhr ja schon“, erzählt Sarah Laminger und lacht. „Das muss mein Kehlkopf nach wie vor erst noch begreifen.“ Die Österreicherin spielt in dem Musical das Mädchen Anouk, das viele Abenteuer erlebt und vor allem eins nicht will: ins Bett gehen. Die Stelle gehört zu den Lieblingsszenen der jüngsten Besucherinnen und Besucher. „Gute Nacht und jetzt verzieht euch“, sagt Anouk da nämlich, „die Mädchen und Jungen im Publikum mögen es, wenn sie frech ist.“ Die 36-Jährige würde übrigens gerne früh schlafen, um morgens fit zu sein. „Ich liege länger wach, brauche Zeit, um einzuschlafen. Mein Körper ist das frühe Zubettgehen einfach nicht gewohnt.“
Kollegin Hill, sie spielt Anouks Mutter, findet leichter in den Schlaf. „Ich versuche, um 22 Uhr im Bett zu sein. Wenn es mal eine Stunde eher ist, tut das ganz gut.“ Gut ist das Ensemble mittlerweile eingespielt, seit der Premiere am 3. November steht es meist zweimal am Tag auf der Bühne. Routine ist da, aber ausgeruht wird sich darauf nicht. „Wir sind uns bewusst, dass jeden Tag Kinder dabei sind, für die es das erste Theatererlebnis im Leben ist“, betont Sarah Laminger. „Dafür tragen wir Verantwortung.“
Die 36-Jährige vergisst ihr erstes Mal nie, da war sie fünf, vielleicht sechs Jahre alt. „Ich war in der Oper in Graz, habe mir eine „Robin Hood“-Inszenierung angeschaut. Ich war so besessen, dass meine Mutter mit mir in jede weitere Vorstellung gehen musste.“ Im Gegensatz zu ihr war Alina Hill eher eine Spätzünderin. Und die erste Vorstellung gab es zunächst nur als Kopfkino. „Ich habe mir mit zwölf für 5 Mark eine ‚Cats‘-CD gekauft“, erinnert sie sich an ihre Kindheit in Bad Homburg. Angetan von der Musik, hat sie alles wie ein Schwamm aufgesaugt, was in Sachen „Cats“ spannend schien.
Fragen über Fragen haben sie beschäftigt: Wer sind die Katzen? Was haben sie für Kostüme? Woher kommt die Musik? Erst zu Weihnachten bekam sie das Stück zu Gesicht, „auf VHS. Die hat mir den Rest gegeben.“ Sie hat angefangen, ihre eigene Version im Kinderzimmer umzusetzen. „Ich habe quasi inszeniert, ohne überhaupt zu wissen, was das beutetet. Aber das war meine erste Theatererfahrung, und ich war Teil davon.“
Dass sie mal Teil des „Anouk“-Musicals sein wird, hat Hill nicht wirklich für möglich gehalten. „Ich bin ja keine klassische Musicaldarstellerin, habe es eher als Mutprobe gesehen, das Bewerbungsvideo zu schicken.“ Dass es sich dabei um ein Stück rund um die Bücher von Hendrikje Balsmeyer (37) und ihrem Mann Peter Maffay (75) drehte, ahnte sie da noch nicht. „Ab dem Moment, als ich es erfahren habe, habe ich mir keine Chancen eingeräumt.“ Die 33-Jährige sollte sich irren, sie bekam die Rolle als Anouks Mama.
Die erste Begegnung mit dem prominenten Paar wird Hill so schnell nicht vergessen. Es war ein Tag im September, als bei einer Pressekonferenz im GOP erste Einblicke in das Musical gewährt wurden. Kurz vorher hat die Schauspielerin mit Sarah Laminger noch den Song „Mission important“ geprobt. „Peter Maffay kam dazu, hat sich auf die Treppe gesetzt und einfach zugeguckt“, erinnert sich Hill an den Augenblick, den sie als „prägnant“ abgespeichert hat. Die Künstlerinnen haben das natürlich mitbekommen, aber unbeirrt die Szene zu Ende gespielt. „Er wirkte ganz entspannt, fröhlich und so ganz ohne Erwartungshaltung.“ Hat sie das Zugucken verunsichert? „Witzigerweise überhaupt nicht. Dabei hatte ich erwartet, dass ich gestresst bin.“
Das sollte sich in der Zusammenarbeit mit dem Rockstar, seiner Frau und deren „echten“ Tochter Anouk (6) genauso fortsetzen. „Unsere Treffen waren immer schön, sie sind sehr interessiert an allem“, beschreibt Laminger. Star-Allüren gab es keine, im Gegenteil. Bei der Aufzeichnung der „Beatrice Egli Show“, „Anouk“ schaffte es sogar ins Fernsehen, sagte Maffay im Hinblick auf das Musical-Ensemble sogar: „Die Familie wächst.“ Und in der dürfen sich die einzelnen Mitglieder frei entfalten und Akzente setzen, wie beide Darstellerinnen betonen: „Uns war klar, dass wir nicht wirklich die Maffays spielen. Am Ende bleibt es auch ein bisschen ein Geheimnis, ob es bei ihnen wirklich so ist, wie bei uns auf der Bühne.“