Ganz anders bei seinen „Gästen“: So nennt er diejenigen, denen er in seiner Freizeit auf den Events der Barber Angels die Haare schneiden darf. Die Gäste sind Menschen, die auf der Straße leben, kein Obdach haben, und Bedürftige, die am Rand der Gesellschaft stehen. Sein Engagement hier ist eine echte Herzensangelegenheit von „Buddy“ Klose: „Da passiert viel mehr als nur der Haarschnitt: Ich unterhalte mich, versuche mir von jedem Gast den Namen zu merken. So kann ich sie beim nächsten Mal wieder direkt ansprechen. Es geht mir darum, ihnen ein wenig Würde zurückzugeben.“
Wie Bernd zum Beispiel, das war sein allererster Gast. Bis heute kommt Bernd immer wieder zu den Friseur-Terminen der Barber Angels. Oder der ehemalige Gymnasiallehrer, der auf der Straße lebt. Die ältere Dame, die anfangs unsicher war, ob ihr überhaupt die Haare geschnitten werden dürfen, weil sie nicht auf der Straße lebt. „Sie erzählte mir, dass sie sich von ihrer kleinen Rente keinen Haarschnitt mehr erlauben könne. Das sind so unterschiedliche Menschen mit ihren ganz eigenen Geschichten“, sagt Klose und fügt an: „Gerade in letzter Zeit kommen immer mehr Gäste, die unter Altersarmut leiden.“ Die Arbeit bei den Barber Angels würde lehren, demütig zu sein, dankbar für das Leben, das man selbst so gut und abgesichert führt: „Das Ehrenamt bei den Angels erdet“, sagt „Buddy“ Klose.
Von daher verzichtet er immer wieder auf sein freies Wochenende, legt sich seine schwarze Barber-Angels-Kutte an und fährt zu Einsätzen der „Brotherhood“. Seit sechs Jahren ist „Buddy“ Klose dabei, über Facebook ist er auf die Bruderschaft der Friseure aufmerksam geworden. Auch Kloses Frau Ulrike ist bei den Barber Angels – obwohl sie keine Haare schneiden kann. Sie ist ein Orga-Angel, ein „Apostel“, und hilft mit, Spenden einzusammeln, Geschenke zu verteilen und mehr.
Es gibt noch mehr Aufgaben bei den Angels: Mirko Brinkmann, beispielsweise ist ein „Optio“, das heißt, er ist die rechte Hand vom „Centurio“, der die Einsätze plant und koordiniert. Auch Brinkmann ist kein Friseur, sondern arbeitet bei einer Versicherung. Er hat soziale Arbeit studiert und war in jungen Jahren bei den Johannitern. Für die Barber Angels setzt er seine Fähigkeiten auf andere Weise als Haareschneiden ein: „Ich spreche vor allem die Sprache der Behörden und Einrichtungen, organisiere und unterstütze.“ Auf diese besondere Vereinsarbeit gekommen, ist er – beim Haareschneiden. „Ich war Kunde bei Buddy, er hat mich angesprochen.“
Und damit ist Brinkmann auch bei dem Problem, warum die Barber Angels in Hannover Alarm schlagen: Es fehlen nicht nur Sachspenden, besonders die Firmen halten sich zurück, sondern auch das ehrenamtliche Engagement ist zurückgegangen, so fehlen dringend weitere Friseur-Engel.
„Zurzeit sind es in Hannover und Region nur vier Friseure. Wir laden daher herzlich ein, bei uns mitzumachen. Man kann auch erstmal Probe-Engel sein. Nach drei bis fünf Einsätzen kann man sich dann entscheiden, der Brotherhood fest beizutreten“, sagt Brinkmann. Übrigens: Auch Azubis im zweiten und dritten Lehrjahr können mitmachen. Natürlich ist der Job nicht immer leicht – sei es der besondere Geruch oder mangelnde Sauberkeit. Die Haare werden mit speziellen Waschhauben aus dem Pflegebereich gewaschen. Man muss sehr hygienisch arbeiten, damit sich eventuelle Läuse und Infektionskrankheiten nicht von Kunde zu Kunde übertragen. Manchmal ist die Ungeduld der Gäste beim Warten zu groß und die Impulskontrolle eher niedrig – doch auch für Ruhe und Ordnung gibt es Engel.
Doch bei all dem Zeitaufwand, Schwierigkeiten und Kosten – Mirko Brinkmann, Buddy und Ulrike Klose wollen ihre Arbeit bei den coolsten Friseuren nicht missen: „Es ist eines der besten Ehrenämter. Es gibt uns so viel an Erfahrung und Freude. Wir müssen nicht immer nur alles, was in diesem Land nicht funktioniert, auf die Regierung schieben. Wir können jeder unseren Teil beitragen, die Welt zu verbessern“, sagt Brinkmann. Und sie bekämen so viel zurück: „Das Lächeln unserer Gäste ist doch der beste Lohn.“
Und „Buddy“ Klose ergänzt: „Einmal ist mir ein Gast beim Haareschneiden einfach auf dem Stuhl eingeschlafen“, erzählt er: „Das hat mich unglaublich berührt: Der Mann hat sich endlich mal sicher gefühlt – und konnte derart entspannen.“
Wer mitmachen möchte: Infos gibts online unter
https://b-a-b.club