Keine Frage, wenn es beispielsweise durch Krankheit eng wird, ist der Vater von zwei kleinen Töchtern sofort mit in der Gruppe. Toben, spielen, Streit schlichten, Geschichten vorlesen, basteln, klettern und vor allem Fußball spielen beherrscht er aus dem Effeff. Seine Aufgabe ist aber eine andere: „Ich will gute Rahmenbedingungen schaffen, damit alle im Team ihre pädagogischen Fähigkeiten aufs Parkett bringen können“, sagt Alexander Miehe. Denn das Parkett, die tägliche Arbeit mit Kindern ab einem Jahr und bis zum Schuleintritt, sei das Fundament, die unverzichtbare Grundlage für ein selbstbestimmtes und glückliches Leben. Toleranz, Teilhabe und das Recht auf Mitgestaltung sind im Hainholzer Hafen keine leeren Worthülsen, dem Begriff „Kinderrechte“ begegnen die Mädchen und Jungen hier schon früh. In einem Umfeld, geprägt von kultureller Vielfalt und häufig schwachen Familieneinkommen, ist das besonders wichtig. „Wie können wir die Kinder, die Familien und die Systeme, die sie umgeben, stärken? Wie schaffen wir es, ihnen in unserer gemeinsamen Zeit das bestmögliche Paket für den weiteren Weg mitzugeben? Darum geht es in unserer täglichen Arbeit“, sagt Alexander Miehe.
Er selbst ist in Gehrden geboren und in Wennigsen aufgewachsen. Von der tiefen Verbundenheit zu seiner Familie zeugen Tattoos auf dem linken Arm. Sternkreiszeichen sind genauso darauf zu finden wie Uno-Karten („Das hat meine Oma immer mit mir gespielt.“). Klingt harmonisch. War es auch, allerdings nicht durchweg. Die Trennung der Eltern hat bei ihm genauso Spuren hinterlassen wie eine ungewöhnliche Erfahrung: „Im Gegensatz zu anderen fiel mir in meiner Kindheit und Jugend in der Schule nichts leicht. Ich musste mir immer alles hart erarbeiten, für alles lernen. Ich habe lange nach meinem Talent gesucht und es schließlich in der Pädagogik gefunden.“
Der Schlüssel war ein Schulpraktikum in einer Kita. Mit dieser Erfahrung entschloss Alexander Miehe sich für die Ausbildung zum Erzieher, arbeitete danach in einem Hort, einer Jugend-Wohngemeinschaft und einer WG für Kinder. Er sattelte drauf mit der Ausbildung zum Heilpädagogen („Da habe ich verstanden, was Haltung ist.“) und studierte Kindheitspädagogik. Es folgten acht Jahre in zwei Kindertagesstätten, in einer war er als Einrichtungsleiter tätig. Dann war wieder Zeit für einen Wechsel. „Ich muss kommunizieren können. Ich brauche das Gefühl, dass ich gehört werde und dass meine Meinung von Wert ist“, sagt er. Genau in diesem Moment wurde die Stelle im Johanniter-Familienzentrum frei. Das passte.