Lisa Butschalowski, die in der Kommunikationsabteilung des Finanzkonzerns Swiss Life arbeitet, ist eine sogenannte KinderHeldin. Das heißt, die 28-Jährige kümmert sich regelmäßig um Sandi, unternimmt mit ihm ein Mal wöchentlich etwas, schenkt dem Kind Zeit und Aufmerksamkeit. Ein Geschenk, das der Junge sehr schätzt. So sehr, dass er sich an jedes Treffen gut erinnern kann. Egal, ob die beiden Tischtennis spielten, zum Schlittschuhlaufen gingen, ob sie Weihnachtskekse gebacken, gemeinsam Bücher gelesen haben – oder den Roncalli-Zirkus besuchten.
Wie fing das an? „Da war eine Schulsozialarbeiterin in meiner Grundschule, die hat meiner Lehrerin gesagt, dass ich eine Person brauche, die mit mir reden kann und mich gut versteht.“ Und die vermutlich – wie später Lisa Butschalowski – das Potenzial des kleinen Jungen gesehen hat, der im Alter von einem Jahr mit seinen jesidischen Familie aus dem Irak flüchten musste. Also kontaktierte man die KinderHelden.
Ist Lisa Butschalowski für ihn eine Heldin? Ein klares „Ja“ ist die Antwort. „Die geht mit mir überall hin und ist für mich da.“ Dass der kluge und aufgeweckte Junge nun aufs Gymnasium geht, verdankt er auch ein bisschen seiner Mentorin Lisa. Die hat nämlich seine Talente gestärkt, ohne dass er das bewusst wahrgenommen hatte. „Wir haben viele Bücher miteinander gelesen“, erzählt Sandi. Der gern Heldengeschichten liest wie Harry Potter oder auch biografische Literatur. „Ich mag das, wenn jemand über sein Leben erzählt.“
Der Sport kommt nie zu kurz, Schach und Tischtennis mit Lisa Butschalowski stehen hoch im Kurs, und sogar Schlittschuhlaufen hat er mit ihr gelernt. „Ich bin 30-mal hingefallen“, erzählt er, vielleicht war es auch nur zehnmal. „Dann wollte ich nicht mehr.“ Lisa hat ihm gezeigt, wie man wieder aufsteht. Und wie man stehen bleibt, auch wenn es manchmal wackelig ist.
Das macht selbstbewusst. Auf die Frage, was er mal machen möchte, wenn er groß ist, sagt Sandi. „Ich will Architekt werden.“ Aber nicht irgendeiner. Sandi möchte Häuser bauen, schöne Häuser, in denen Menschen zur Miete leben. „Und wenn dann mal einer nicht zahlen kann, weil was Schlimmes dazwischen gekommen ist, dann werfe ich den nicht raus.“
Lena Marie Bührig, die die KinderHelden in Hannover organisiert, erklärt: „Bei uns haben die Kinder unterschiedliche Bedarfe. Manche brauchen schulische Förderung, andere die Leseförderung.“ Aber eigentlich sollten die Mädchen und Jungen einfach ihre Potenziale kennenlernen. „Das passiert durch spielerische Aktivitäten – sie lernen, ihre eigenen Kräfte kennenzulernen.“ Die Swiss-Life-Stiftung fördert die KinderHelden seit 2019, hat seitdem eine Million Euro dafür spendiert. Pro Jahr werden etwa 100 Kinder an den Standorten München und Hannover unterstützt. Im Unternehmen selbst haben sich wie Lisa Butschalowski 86 Mitarbeitende als KinderHelden verdient gemacht, davon 60 in Hannover. „Der Spruch: Ich bekomme bald ein Kind“, habe bei Swiss Life eine völlig neue Bedeutung bekommen, erzählt Sabine Ernst von der Stiftung.
Sandi möchte, solange es geht, mit Lisa zusammenbleiben. Vielleicht baut er ihr auch ein Haus, wenn er dann Architekt ist. „Das haben wir ja schon abgemacht“, sagt die 28-Jährige und zwinkert dem Jungen zu. Und später möchte Sandi auch KinderHeld werden. „Jeder verdient es, jemanden zu haben“, sagt der Elfjährige ernst.
Wer auch KinderHeld werden möchte, wende sich an www.kinderhelden.info/projekt/kinderhelden-hannover/