Die Vogelarten, die in Deutschland geblieben sind, sind über den Winter aktiv und suchen Nahrung. „Gartenvögel kann man durchaus füttern“, sagt Heiermann. „Es sollte allerdings artgerecht sein.“ Das bedeutet: Brot ist tabu, stattdessen könne man Saatgut und Fettfutter für Vögel anbieten.
Vorsicht jedoch bei Meisenknödeln: Diese werden häufig in Plastiknetzen verkauft, sollten aber nicht an diesen aufgehängt werden. Zu hoch sei die Gefahr, dass sich die Vögel in den Maschen verheddern und sich verletzen oder verenden, so der Experte. Man könne stattdessen auf Vorrichtungen wie Spiralen, in die die Kugeln hineingegeben werden, zurückgreifen.
Außerdem gilt es, auf die Hygiene zu achten: Im klassischen Vogelhaus wird das Futter schnell mit Kot kontaminiert. Heiermann empfiehlt daher einen Futterspender, der verhindert, dass die Vögel und ihre Ausscheidungen mit dem Futter in Berührung kommen.
Am Ende lautet die Devise des Nabu jedoch: „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist der beste Weg. Das heißt: Lohnenswert bei der Gartengestaltung sei eine Pflanzenwahl, die möglichst viel natürliche Nahrung für die Vögel bereithält, so der Experte. So könne man mit Weißdorn oder Vogelbeere ein Angebot an Früchten schaffen, das auch in den Wintermonaten gern angenommen werde.
Auch die verblühten Samenstände von Stauden wie Nachtkerze oder Distel dienen als beliebte Nahrungsquelle. „Das sieht zwar nicht schön aus, aber man kann zumindest einen Teil belassen und erst im Frühjahr zurückschneiden“, empfiehlt Heiermann.
Ein anderes Tier, das im Winter Hilfe brauchen kann, ist der Igel. Er gilt seit Neuestem als „potenziell gefährdete“ Tierart, weil die Populationen stark zurückgegangen sind. Igel können wie Vögel vom Menschen gefüttert werden.
Schwache Igel, insbesondere Weibchen, die im Spätsommer noch Junge zur Welt gebracht und gesäugt haben, haben teilweise noch eine Speckschicht aufzubauen. Hier kann das Zufüttern mit eiweißreicher Nahrung sinnvoll sein: „Igel sind Raubtiere, sie benötigen tierische Proteine“, erklärt Heiermann. Igelfutter aus dem Handel wird diesen Anforderungen nicht immer gerecht. Katzenfutter mit hohem Eiweißanteil kann häufig geeignet sein. Speziell bei krank erscheinenden Tieren ist es aber ratsam, statt sie zu füttern, eine Igelauffangstation zurate zu ziehen.
Für Igel gilt am Ende aber das Gleiche wie für Vögel: Besser man gestaltet den Garten von vorneherein igelgerecht und setzt auf heimische Pflanzen, die Insekten und Schnecken anziehen und so zusätzliches Futter bieten. Schon bevor die Stacheltiere sich ein Polster angefressen haben, kann man ihnen zudem Überwinterungsangebote bereitstellen. Man könne etwa Laub zusammenharken und unter Büsche schieben oder einen Laubhaufen anlegen. „Das ist ein super Quartier für Igel und Co.“, sagt Heiermann. Genauso geeignet sind aufgeschichtetes Totholz oder Steinhaufen. Darin suchen jetzt auch Spitzmäuse und Eidechsen Zuflucht.
Selbst den winteraktiven Tieren kann man mit einem Domizil einen Gefallen tun: Vögel etwa greifen zum Übernachten bei tiefen Temperaturen gern auf Nistkästen zurück, erläutert Heiermann. „Außerdem schauen sich unsere Vögel auch schon im Winter nach geeigneten Nistmöglichkeiten für das nächste Jahr um.“ Wer also ein Refugium für den Winter bietet, kann sich im Folgejahr eher über gefiederten Nachwuchs im eigenen Garten freuen.
Doch die Tierwelt sucht sich nicht nur die vom Menschen für sie vorgesehenen Unterschlupfe aus. Ganz wichtig ist jetzt, wie Heiermann betont, behutsam mit allen möglichen Verstecken umzugehen. Fledermäuse etwa suchen gern im Brennholzstapel Schutz. Generell gilt: „Alles, was draußen herumliegt, kann als Quartier genutzt werden. Aufgeräumt werden sollte nur, wenn es unbedingt notwendig ist“, so der Experte.
Auch Insekten überwintern in verschiedenen Entwicklungsstadien – sei es als Ei oder Puppe. Oft befinden sie sich etwa unter dünnen Laubschichten. Durch das Wegharken der Blätter kann also die nächste Insektengeneration dezimiert werden. „Diese Tiere sind sehr wichtig für unser Ökosystem, auch, weil sie anderen als Nahrung dienen“, sagt der Umweltschützer. Die streng unter Naturschutz stehenden Wildbienen überwintern mit Vorliebe in hohlen Stängeln von verblühten Staudenpflanzen.
Fliegen Insekten auf der Suche nach einem Winterquartier in die Wohnung, tut man ihnen keinen Gefallen, wenn man sie als neue Mitbewohner akzeptiert: „Man sollte sie raussetzen, weil es für sie kalt genug sein muss, damit sie in eine Winterstarre verfallen. Tun sie das nicht, ist ihre Energie irgendwann einfach aufgebraucht“, warnt Heiermann.
Auf der Suche nach Quartieren sind jetzt auch viele andere Tiere unterwegs. Besonders kleinere, wie Mäuse und Kröten, können rund um das Haus schnell in die Bredouille geraten. Regelrechte Fallen sind zum Beispiel Schächte, angekippte Kellerfenster oder -treppen. Der Experte rät, solche Gefahrenzonen zu kontrollieren und die Tiere vorsichtig herauszusetzen. Lichtschächte könne man präventiv beispielsweise mit Netzen abdecken.