Rat will Kürzungen
bei der Kultur
Bei mehreren Kulturträgern, darunter Faust und Kargah,
setzen SPD, CDU und FDP den Rotstift an. Andere Vereine in Hannover
bekommen hingegen sogar mehr städtische Zuschüsse. Was steckt dahinter?

Sind entsetzt: Carmen Schaper, Jörg Smotlacha, Ferdos Mirabadi und Luna Jurado können die angekündigte drastische Kürzung der institutionellen Förderung beim Kulturzentrum Faust und eine komplette Streichung der Zuschüsse für den Kulturbereich bei kargah nicht verstehen.Foto: Katharina Kümpel
Hannover. In der freien Kulturszene rumort es, seit die Ratsmehrheit aus SPD, CDU und FDP ihre Haushaltsforderungen auf den Tisch gelegt hat. Bei mehreren Trägern kürzen die drei Parteien die städtischen Zuschüsse, bei zwei Zuwendungsempfängern – der Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum und dem Neuen Ensemble – streicht die Ratsmehrheit sogar die kompletten Subventionen. Jedoch sollen auch mehrere Vereine mehr Geld bekommen. Zudem will die Ratsmehrheit neue Fördertöpfe auflegen, etwa für selbstständige Kulturschaffende.Das Veranstaltungszentrum Faust und der Verein Kargah haben einen offenen Brief verfasst, in dem sie nicht mit Kritik sparen und zum Teil harsche Töne anschlagen. „Die AfD wird sich freuen, dass die Parteien der Deutschland-Koalition umsetzen, was sie gern machen würde: Mittelstreichungen und -kürzungen bei transkulturellen Vereinen und Kulturzentren“, schreibt Ferdos Mirabadi von Kargah. Unmut ist auch aus dem Neuen Ensemble zu hören, den Experten für Neue Musik. Wenn die städtische Förderung entfalle, sei es nicht mehr möglich, Zuschüsse von anderen Institutionen zu beantragen, heißt es. Auch die Macher der Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum, die seit Jahren versuchen, Impulse für eine Revitalisierung der Betonburg zu geben, haben jetzt Sorge, dass sie vor dem Aus stehen.

Die Grünen nehmen die Empörung auf. „Die Kürzungen tragen wir nicht mit“, erklärt Grünen-Kulturpolitiker Liam Harrold in den sozialen Medien. Man fordere die SPD auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

CDU und FDP bekräftigen gleichermaßen, dass man nicht willkürlich im Zuwendungsetat herumgestrichen, sondern sich die Maßnahmen genau überlegt habe. „Keinesfalls reduzieren wir Zuschüsse aus parteipolitischen Gründen“, sagt FDP-Fraktionschef Wilfried Engelke. Auch die SPD steht hinter den Forderungen, gibt sich aber insgesamt zurückhaltend. Man nehme zur Kenntnis, teilt SPD-Kulturpolitikerin Belgin Zaman mit, dass es noch Gesprächsbedarf bei einigen Vereinen gebe. Alle drei Parteien betonen, dass sie unterm Strich mehr städtisches Geld an die freie Kulturszene verteilen.

Die CDU will Schwerpunkte bei Leuchtturmprojekten setzen. So habe man unter anderem die Zuschüsse für das Wilhelm-Busch-Museum und für den Kunstverein erhöht. „Dafür haben wir Einschnitte bei anderen Einrichtungen vorgenommen“, sagt CDU-Kulturpolitiker Michael Wiechert. Am Ende habe es aber solche Kulturträger getroffen, die schon erheblich gefördert werden. So bekomme das Kulturzentrum Faust rund 263.000 Euro aus der Stadtkasse, künftig seien es dann 30.000 Euro weniger. Der Verein Kargah erhalte viel Geld aus anderen Töpfen, meint Wiechert, daher sei die Kürzung vertretbar.

Die FDP ist ähnlicher Ansicht. „Uns war es wichtig, auch Vereine zu fördern, die sich nicht zurücklehnen und eine jahrelange Subventionierung für selbstverständlich halten“, sagt Fraktionschef Engelke. Im Übrigen sei die Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum überflüssig, weil jetzt voraussichtlich ein neuer Eigentümer den Gebäudekomplex übernehme. Klar sei auch, meint Engelke, dass man mit allen Betroffenen reden könne. „Aber die Tonlage der Kritik gefällt mir nicht“, so Engelke.
Druckansicht