Das Betriebsgelände samt Bootssteg befindet sich am Westufer, und von dort steuert der städtische Angestellte das kleine Motorboot in Richtung Norden. „Wir haben Glück, dass das Wasser jetzt ruhig ist“, sagt er. So lassen sich die Flaschenhälse besser erkennen, die oft nur knapp einen Zentimeter aus dem Wasser ragen.
Jeskes geschulter Blick erkennt die Hinterlassenschaften schon von Weitem, immerhin arbeitet er seit 35 Jahren von Mitte März bis Mitte Oktober auf dem See. „Wer hier arbeiten möchte, braucht den Bootsführer- und den Segelschein und eine Ausbildung als Rettungsschwimmer und Ersthelfer“, sagt er. Außerhalb der Saison befindet sich sein Arbeitsplatz im Werkhof an der Stammestraße, in der Saison meist auf dem Boot – erst recht beim größten Fest der Landeshauptstadt, wenn sich am Wochenende mehrere Zehntausend Menschen zwischen den Ständen drängen. Die hinterlassen Müll, aber längst nicht mehr so viel wie vor zehn Jahren, wie Jeske sagt.
Es dauert keine fünf Minuten, bis er die erste Schnapsflasche mit dem Greifer aus dem Wasser zieht. Dennoch betont er: „Früher mussten wir mit vier Leuten morgens den See reinigen, heute recht einer.“ Die Menschen achteten mehr auf Nachhaltigkeit, hat er beobachtet. Mitunter reichen kleine Veränderungen, um die Situation zu verbessern. Das Verbot von Strohhalmen aus Plastik gehört für den Bootsführer dazu. „Das war früher wirklich schlimm, jetzt gibt es die nur noch ganz vereinzelt.“ Am Nordufer trifft Jeske auf Michele Hust vom privaten Reinigungsdienst Saubermänner, die an Land aufräumen. „Wir merken sehr deutlich, dass die Gastronomen mehr Mülltonnen als früher aufstellen und die Leute die auch nutzen“, bestätigt er.
Dennoch bleibt ein Ärgernis. Jeske würde sich freuen, wenn nicht mehr so viele Raucher den See als Aschenbecher missbrauchen würden: „Die Kippen nerven richtig.“
Schon während seiner Tour trennt Jeske den Abfall: Pfandflaschen landen auf dem Boden des Bootes, alles andere kommt in den Kübel. Dazu gehören Plastikbecher und Zigarettenschachteln, Weinflaschen und Verpackungen von To-go-Mahlzeiten. „Da ist eine Dame wohl ohne Oberteil nach Hause gegangen“, kommentiert der 56-Jährige den kuriosesten Fund des Tages, eine rosafarbene Jacke. Eine Plastiktüte indes nutzt er gleich, um Pfandflaschen zu verstauen.
Diese bedecken nach einer Stunde einen großen Teil des Bootes. Und sobald Jeske einen Pfandsammler oder eine -sammlerin sieht, gibt er ihr oder ihm die leeren Flaschen.
Manchmal nimmt er aber auch etwas entgegen: Unweit des „Pier 51“ winkt ein Passant und wirft einen leeren Tetrapak ins Boot. Keine Ausnahme: „Viele freuen sich, wenn wir aufräumen“, sagt Jeske.