In Europa werden die Sommer immer heißer. Für Hobbygärtner und -gärtnerinnen heißt das: Gießkannen schleppen, Rasensprenger aufstellen – und den eigenen Garten hitzefest machen. Eine altbewährte Methode dafür ist das Mulchen: Dabei wird der Boden mit einer Schicht organischem oder mineralischem Material bedeckt.
Organischer Mulch besteht etwa aus Rasenschnitt, Laub, Staudenabschnitt, Schafwolle oder Stroh. Mineralischer aus Kies oder Sand. „Früher wurden vor allem Gemüsegärten gemulcht, heute empfehlen wir wegen der immer trockeneren Sommer das Mulchen überall, vom Zier- bis zum Nutzgarten“, sagt Christine Scherer. Die Gartenbautechnikerin berät Freizeitgärtner und -gärtnerinnen an der Bayerischen Gartenakademie der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Selbst in Töpfen auf Balkon und Terrasse rät die Expertin zum Mulchen: „Gerade weil Kübel meist ein geringes Erdvolumen haben und Wasser schnell verdunstet, bringt eine Mulchschicht einen großen Mehrwert.“
Das Material auf der Oberfläche hat weitere Vorteile: Unerwünschte Samen und Kräuter können darunter nur schwer keimen. Und Mulch schützt den Boden vor Wetterextremen wie starker Sonne oder Regen. Er gleicht Temperaturschwankungen aus und mildert den Gießstrahl. Die Bodenstruktur wird geschont. Wer organisches Material verwendet, tut zudem Kleinstlebewesen im Boden einen Gefallen: Das Material wird langsam zersetzt, der Humusgehalt steigt – und damit auch die Bodenfruchtbarkeit. „Rasenschnitt enthält zudem Stickstoff als natürlichen Dünger“, so Scherer. „Freizeitgärtner, die viel mit Rasen mulchen, sollten das bei ihrer Düngeplanung berücksichtigen.“
Welches Material zum Mulchen verwendet wird, hängt von den Pflanzen im jeweiligen Beet ab. Bei organischem Material unterscheidet man zwischen Gehölzmulch aus Zweigen oder Rinde, der Stickstoff bindet, und Mulch aus Rasen oder Grünabfällen, der Stickstoff enthält. Der stickstoffbindende Gehölzmulch eignet sich nur für Gehölze und Sträucher – hier lohnt sich eine zusätzliche Stickstoffdüngung in Form von Hornspänen, etwa 80 Gramm pro Quadratmeter. Baumrinde, aus der Rindenmulch entsteht, enthält viele Gerbsäuren. Aus diesem Grund vertragen nicht alle Stauden Rindenmulch. Auch Gehölzmulch sollte bei Stauden eher dünn aufgetragen werden – insbesondere bei Rosen empfiehlt Scherer, komplett darauf zu verzichten.
Laub oder Grasmulch sind hier bessere Alternativen. Beide Mulcharten eignen sich ebenso wie Stroh oder Schafwolle auch für den Gemüsegarten. „Im Prinzip kann man sogar Rhabarberblätter, Radieschenblätter oder anderes Grün, das bei der Gemüseernte nicht verwertet wird, als Mulch nutzen“, sagt die Expertin. Das Material sollte keine Anzeichen von Krankheiten oder Pilzen zeigen. Allen, die auch im Gemüsegarten auf einen tadellosen optischen Eindruck Wert legen, rät sie zu Gartenfaser aus dem Baumarkt. Die sei zwar etwas teurer, sieht dafür aber sehr ordentlich aus. Auch Miscanthusmulch sorgt für ein gleichmäßiges Bild.
Wo im Garten sich eine Mulchschicht anbietet? Im Grunde überall, wo Beete nicht vollständig bewachsen sind. „Die Natur kennt keine kahlen Flächen“, erklärt Scherer. Eine Mulchschicht ahmt die natürliche Bodenbedeckung nach. „In einem Beet mit vielen Sträuchern fallen in der Regel alte Äste und Blätter auf den Boden. Genau den gleichen Effekt hat auch der Mulch.“
Gärtner und Gärtnerinnen sollten sich bei der Wahl des Materials auch an den Pflanzen und der Lage des Beets orientieren. Organischer Mulch etwa passt gut in Beete unter Bäumen oder im Schatten. Hier fällt ohnehin organisches Material wie Laub an, das liegen bleiben darf.
Mineralischer Mulch wie feiner Kies eignet sich gut für sonnige Standorte mit wärmeliebenden Pflanzen, vor allem Stauden und Gräser. Hier sollte der Staudenabschnitt im Frühjahr entfernt werden. „Eine mineralische Mulchschicht darf aber keinesfalls mit einer Schotterwüste im Vorgarten verwechselt werden“, so die Gartenbautechnikerin. Während Schotterwüsten fast ausschließlich aus grobem Kies und wenigen Pflanzen besteht, setzt man mineralischen Mulch nur gezielt ein. Etwa, wenn ein Beet mit trockenheitsverträglichen Stauden in der Sonne neu angelegt wird. „Hier stehen auf einem Quadratmeter oft fünf bis neun Stauden, eine Mulchschicht mit feinem Estrichsand oder einem anderen mineralischen Material schützt den Boden, bis das Beet zugewachsen ist.“ Nach zwei, drei Jahren decken die Stauden selbst den Boden ab – die Beete sind natürlich bewachsen, also muss nicht mehr gemulcht werden. Im Gegensatz zu Schotterwüsten sind die kleinen Freiflächen auf Zeit kein Problem für Artenvielfalt und Ökologie.
Die Mulchsaison beginnt ab Mai. Je nach Witterung und Kultur lässt sich im Gemüsegarten schon im April mulchen. Allerdings hat das Mulchen auch einen entscheidenden Nachteil: Schnecken können sich im Mulch gut verstecken. Wer Gemüse aussät, sollte daher mit dem Mulchen warten, bis die Pflänzchen fünf bis sechs Zentimeter groß sind.
Während sich Rasenmulch eher schnell zersetzt und regelmäßig nachgefüllt werden muss, reicht es bei Gehölz- und Rindenmulch, die Schicht einmal im Jahr um ein bis zwei Zentimeter zu erneuern. Oder auch gar nicht mehr – falls die Pflanzen im Beet irgendwann ganz natürlich den Boden bedecken.