Gut 45.000 Hunde leben nach Angaben des Abfallentsorgers Aha in der Landeshauptstadt und den Umlandkommunen, und die meisten von ihnen fristen ihr Dasein bislang ohne Waschanlage – oft auch, ohne sie zu vermissen. Denn erst vor wenigen Wochen hat Unternehmerin Anna-Natascha Gaedeke sich die gut 30.000 Euro teure Anlage angeschafft – als Ergänzung für ihre bisherigen Angebote mit Futter und Leckereien für Hunde, Physiotherapie und Hundefriseur. „Manche Hunde müssen regelmäßig zur Fellpflege“, sagt Christin Sattler aus dem Team, das vom früheren Standort am Volgersweg zum Gusindeweg in der List gezogen ist. Die Besitzerinnen und Besitzer solcher Tiere nutzten gern die Waschanlage, um ihren Hund auf diese Weise gleich einmal rundum zu versorgen – und den eigenen Rücken zu schonen.
Rückenschonend ist die Angelegenheit, weil sich das Waschbecken der Anlage in einer solch bequemen Höhe befindet, dass die Halterinnen und Halter sich nicht tief bücken müssen, um die Tiere zu reinigen. Im heimischen Garten mit dem Wasserschlauch oder in der Badewanne oder Dusche in der Wohnung sieht das oft anders aus. Leo wird mit einer Leine am Halsband fixiert, dann braust Harbart ihn mit lauwarmem Wasser ab. Wie in einer Autowaschanlage kann er am Automaten die Programme auswählen. Im Angebot sind: Waschen, Shampoonieren – wahlweise mit einem normalen Mittel, einem für Hunde mit weißem Fell und einem gegen Zecken – sowie Föhnen auf zwei Stufen. Münzen im Wert von 12 Euro wirft Harbart ein, dann zählt das Guthaben herunter.
Leo bekommt quasi das Kurzprogramm: Nachdem er einmal komplett durchnässt ist, massiert Harbart das duftende Shampoo für normales Fell ein und spült es anschließend wieder aus. „Gegen Zecken hat er ein besonderes Halsband, da braucht er nichts Zusätzliches“, sagt Harbart über seinen Hund. Das Föhnen auf der ersten und der deutlich stärkeren Stufe zwei lässt Leo gleichmütig über sich ergehen. „Das verträgt er erstaunlich gut“, meint der Laatzener und rubbelt gleichzeitig seinen Hund mit einem Handtuch trocken, der die zusätzlichen Streicheleinheiten sichtlich genießt.
Frisch geduscht, duftend und mit frisch aufgeplustertem Fell springt Leo schließlich nach knapp zehn Minuten aus dem Waschbecken heraus, für jede Minute zahlt Harbart etwa einen Euro. „Man merkt, dass er gute Nerven hat und deshalb entspannt bleibt“, sagt der zweifache Familienvater, während sich Leo die letzten Tropfen aus dem Fell schüttelt. Ob der Premiere eine Fortsetzung folgt, lässt er offen. „Der Aufwand ist für uns nicht unerheblich, weil wir ja mit dem Auto von Laatzen aus in die List fahren müssten“, sagt Harbart. Für hannoversche Hunde allerdings, die sich bislang das Badezimmer mit den Besitzerinnen und Besitzern teilen müssen, kann er sich die Waschanlage als gute Alternative vorstellen.
Ob und wie oft ein Hund gewaschen werden sollte, hängt nach Aussage von Judith Förster, Diplombiologin und Heimtierexpertin des Vereins Vier Pfoten, von mehreren Faktoren ab: dem Gesundheitszustand des Tieres, der Fellbeschaffenheit und dem Reinheitsempfinden von Halter und Halterin. „Es gibt Hunde, die müssen in ihrem Leben so gut wie nie gewaschen werden“, ergänzt Katrin Umlauf, Referentin für Hunde beim Deutschen Tierschutzbund. Bei anderen reichten zwei Wäschen im Jahr, wieder andere, darunter Pudel, müssten allein wegen der Schur regelmäßiger unter die Dusche. Beide Expertinnen nennen als weiteren Grund Situationen, bei denen sich Hunde in Aas oder Kot wälzen. „Dann kommt man um die Wäsche nicht herum“, sagt Umlauf. Sinnvoll sei eine Dusche auch bei Tieren, die allergisch auf Pollen reagieren, ergänzt Förster.
Beide Fachfrauen verweisen zudem darauf, dass die Tiere Dusche und Waschanlage langsam kennenlernen sollten. Wer zum ersten Mal in eine Waschanlage gehe, sollte den Hund ohne Zeitdruck daran gewöhnen und das Ganze mit viel Belohnung und Ruhe verbinden, sagt Förster. Vertraute Personen, vertraute Umgebung – das sieht auch Tierschutzexpertin Umlauf als essenziell an.
Das entspannte Herangehen von Halter Harbart hat sich ihrer Einschätzung nach auf Leo übertragen. Gegen eine Anlage wie in der List, bei der Hund und Herrchen jederzeit in Kontakt bleiben, spreche aus Tierschutzgründen nichts. Doch: „Eine vollautomatische Waschanlage, bei der die Hunde allein zurückbleiben, sehen wir als tierschutzwidrig an und lehnen diese ab“, sagt Umlauf.