Hinter Luna Bulmahn (24) liegt eine aufregende Zeit – sowohl sportlich als auch privat. Seit Anfang des Jahres tritt sie wieder unter ihrem Mädchennamen an, denn die Ehe mit Henrik Thiel ist Geschichte. Und auch sportlich machte sie einige Veränderungen durch. Zunächst wechselte sie vom VfL Eintracht Hannover zum VfL Wolfsburg, dann folgte ein neuer Trainer.
Nach dem traumhaften Jahr 2019, in dem Bulmahn die deutsche Meisterschaft gewann, Silber bei der Hallenmeisterschaft holte und Dritte bei der U23-Europameisterschaft wurde, wird es mal wieder Zeit für Edelmetall. Dagegen hätte sie nichts einzuwenden. Und welche Bühne wäre besser, als die erste Olympiateilnahme im 400-Meter-Staffellauf. Zur Vorbereitung geht es vorher noch einmal ins Trainingslager nach Kienbaum. Am 5. August reist die 24-Jährige dann nach Paris.
Dabei kann sie sich auf reichlich Erfahrung aus ihrem direkten Umfeld verlassen, denn seit Beginn des Jahres hat die Sprinterin einen neuen Mann an ihrer Seite. Und der kennt sich sowohl mit Olympia als auch mit der Distanz von 400 Metern bestens aus. An Weihnachten teilte Bulmahn ein romantisches Bild auf Instagram. Zu sehen war sie, eng umschlungen mit dem deutschen 400-Meter-Sprinter Jean-Paul Bredau. Bei der Europameisterschaft in Rom gab es dann sogar einen Kuss auf der Tartanbahn. Die beiden unterstützen einander: „Wir reden über alles. Ich weiß, was seine Probleme sind, er weiß, was meine Probleme sind. Egal, ob körperlich oder mental.“
Bulmahn und Bredau leben mittlerweile zusammen in Potsdam. Ihre Heimat besucht die 24-Jährige dennoch regelmäßig. Wenn sie zu Besuch ist, freut sie sich vor allem auf ihre Familie und Freunde aus Sandkastenzeiten. „Nach Hannover kommen, ist nach Hause kommen“, sagt sie.
Das Paar teilt sich nicht nur eine Wohnung – sondern auch den Coach Sven Buggel. Der Trainerwechsel lief für Bulmahn nicht direkt reibungslos. Trost fand sie bei ihrem Partner: „Dadurch, dass Paul schon ein Jahr länger bei dem Trainer ist, kennt er die Probleme. Es ist schön, dass er mich da besänftigen und beruhigen kann. Er sagt mir immer: Es kommt alles mit der Zeit.“
Bredau ist ebenfalls für die olympischen Spiele nominiert, im 400-Meter-Sprint im Einzel. Die beiden freuen sich, die Erfahrung bei Olympia gemeinsam zu machen. „Ich bin besonders gespannt auf das Olympische Dorf“, verrät Bulmahn. „Wenn man sich viel mit anderen Sportarten auseinandersetzt, kennt man ja auch die großen internationalen Stars. Mit denen dann beim Essen zu sitzen, ist einfach etwas Spezielles.“
Sportlich will sie ihre persönliche Bestzeit abrufen und die Staffel optimal positionieren. „Vielleicht kann ich noch ein bisschen was drauflegen. Weil es eben Olympia ist, werden da noch mal Kräfte freigesetzt.“ Für den Wettkampf auf der größtmöglichen Bühne hilft Bulmahn nicht nur ihr Partner, sondern auch der Austausch innerhalb der Staffel. „Ich verzichte in der Vorbereitung dann auch auf Musik, weil ich für die anderen anwesend sein will. Man kann sich unterhalten, über Bedenken sprechen, oder was es sonst so gibt“, erzählt sie. „Es ist auch ganz schön, weil man in den Staffelzonen immer neben den eigenen Leuten steht. Das beruhigt total.“
Während des Rennens ist Bulmahn im Tunnel, zieht aber trotzdem viel Energie aus der Lautstärke des Stadions. „Mir hilft es, die ganzen Menschenmassen zu hören. Das motiviert mich und ich kann dann auch noch mal mehr aus mir herausholen, als wenn ich allein im Stadion eine Runde laufe“, sagt sie. „Ich bin bereit für Paris.“
Um sich auf Olympia zu konzentrieren, hat sie für ihr Masterstudium extra ein Urlaubssemester eingereicht. Die Marketingstudentin sieht ihre berufliche Zukunft allerdings eher in der Mode als im Sport. „Ich mache Leichtathletik, seitdem ich sechs Jahre alt bin. Irgendwann ist auch genug.“