Waspo-Kapitän Marko Macan eröffnet die Partie mit einem Aufsetzer-Tor. Trainer Seehafer setzt auf die bewährte Zonenverteidigung, also eine Raumdeckung. Die funktioniert gut, zwei Paraden sammelt zudem der sichere Nationaltorhüter Felix Benke (insgesamt elf abgewehrte Bälle). Als der dann sogar noch einen Strafwurf an die Querlatte seines Tores lenkt, spricht viel für die Gäste. Zumal Mark Gansen den direkten Konter zum 2:0 verwandelt. Da trommelt Fynn Schütze auf der Tribüne besonders laut – den Ex-Waspo-Spieler (noch CN Sabadell in Spanien) würde Spandau gern verpflichten. Der Linkshänder ist eigens nach Berlin gefahren, um seinen jüngeren Bruder Linus zu verabschieden. Der beendet seine Laufbahn mit nur 22 Jahren, will auf Weltreise gehen. Kurz vor der ersten Viertelpause schafft Spandau mit einem Verlegensheitswurf aus der Distanz das 1:2, aber Niclas Schipper setzt für Waspo das 3:1 obendrauf.
Im zweiten Abschnitt verliert Schipper seine Kappe und bekommt sie nicht zurück – es gibt schlicht keine Unterbrechung, in der er eine neue aufsetzen könnte. Das Tempo ist hoch. Aber Waspo hält Kurs und verteidigt souverän. Und was durchkommt, fängt der starke Benke weg.
Und Schipper gelingt das einzige Tor im zweiten Viertel, er lässt dem ebenfalls guten Spandau-Keeper Laszlo Baksa keine Chance. Nach dem 4:1 darf der Torschütze auch endlich wieder seine Kappe aufsetzen. So hoch hat Waspo in der Finalserie noch nicht geführt gegen den Erzrivalen.
Gleich nach dem Seitenwechsel verkürzt Denis Strelezkij auf 2:4, Für das 5:2 sorgt Luk Jäschke nach einer Strafzeit, die der vielseitige Schipper erkämpft hat. Waspo bekommt nicht erst jetzt Oberwasser, die Mannschaft Seehafers hat es längst. Zumal Strelezkij Rot wegen Meckerns sieht.
Dass die Partie noch kippt, liegt an Rot gegen Waspos Kristof Takacs wegen brutalen Spiels. Nun schlagen die Wellen hoch, Waspo muss in den nächsten vier Minuten in Unterzahl spielen. Waspo-Präsident Bernd Seidensticker ist außer sich, schreit „Betrüger“ – Spandau kommt auf 4:5 heran und gleicht sogar zum 6:6 aus.
Da rauft sich Seehafer die Haare, allerdings ist sein Team schneller als gedacht nicht mehr in Unterzahl: Auch Spandaus Tomas Sedlmayer muss mit Rot raus – ebenfalls wegen Brutalität, nun haben die Berliner zusätzliche vier Minuten zu verbüßen. Der entsetzte Sedlmayr ist kaum zu beruhigen, er muss am Beckenrand gebändigt werden. Den fälligen Strafwurf verwandelt Andrija Basic für Waspo zum 7:6. Als Schipper zweieinhalb Minuten vor dem Ende via Innenpfosten zum 8:6 trifft, feiern die Waspo-Fans. Eine Minute später macht Luka Lozina alles klar mit dem 9:6. Mit dem Schlusspiff hüpft Seehafer ins Wasser, seine Frau Meike hat er im Arm.
„Der geilste Meister aller Zeiten“, tönt Seidensticker hinterher. Spandaus Präsident Hagen Stamm gratuliert Waspo, sagt aber auch: „Die Schiedsrichter haben heute dieses Spiel entschieden.“ Da hat sich Seidensticker längst in Sicherheit gebracht und sich ein Gewinnerbier in der Gaststätte geholt – so entgeht er dem Siegerbad. „Ich konnte das am Ende kaum noch ertragen, ich musste da unbedingt raus.“ Waspo ist als Meister in der Champions League-Hauptrunde dabei, Spandau muss in die Qualifikation. Das sei ein Desaster für Spandau, so Stamm.