Die Punks wollen das nicht hinnehmen und tun, was sie besonders gut können: lautstark auf sich aufmerksam machen. Rund 300 der Szene angehörende Menschen haben sich am Freitag, 17. Mai, in der Bahnhofsstraße in der Innenstadt zum Protest zusammengefunden. Das Signal: „Wenn ihr unsere Räume schließt, dann ziehen wir eben wieder auf die Straße.“
Eigentlich sollte das „Kopi“ bereits Ende 2022 schließen. Die Deutsche Bahn kündigte 2018 die Mietverträge. Seitdem ist der Treff quasi illegal, wird nur noch geduldet. Die Stadtverwaltung schaltete sich ein und versuchte zu vermitteln – auch, weil die Besitzverhältnisse des Grundstücks an der Kopernikusstraße 11 zwischen Bahnbrücke, Straße und Parkhaus schwierig sind. Ein Teil gehört der Bahn, einen anderen Teil besitzt Continental. Früher soll auch die Stadt einen eigenen Anteil gehabt haben. Doch das sei jetzt nicht mehr so, hieß es bei der Veranstaltung am Freitag.
Im Oktober könnte Schluss sein mit dem Punkertreff. Die Bahn wolle Tatsachen schaffen, beklagt eine Rednerin bei der Demonstration. Eine Verständigung zwischen den Akteuren – der Bahn, der Stadt als Vermittlerin und den Punks – habe es bisher nicht gegeben. Ein alternatives Grundstück sei noch nicht gefunden worden. Die Bahn habe den Punks zwar eine brachliegende Fläche am Leinhäuser Weg angeboten. Problem sei jedoch, dass es an der Stelle keine Infrastruktur gebe, keinen Zugang zu Strom und Wasser – und eine gegenüberliegende Wohnsiedlung. Die Bahn habe auf die Kritik reagiert, der Vorschlag sei wieder vom Tisch.
Unter den Teilnehmern der Veranstaltung am Freitag sind auch mehrere langjährige Angehörige der hannoverschen Punkerszene. Elly und Sandra waren von Anfang an dabei. Sie haben die Chaostage und die Gründung des „Kopi“ im Jahr 1996 erlebt. Heute sind beide Vorstandsmitglieder im zum Treff gehörenden Verein Lutherkirchentreff. Das „Kopi“ werde weiterhin gut angenommen, sagen sie. Die Besucherzahlen – etwa bei Konzerten, Kochveranstaltungen oder bei kostenlosen Frühstücken – seien im Vergleich zu den vergangenen Jahren sogar angestiegen. Auch der Verein sei von 154 Mitgliedern im Jahr 2022 auf derzeit etwa 170 gewachsen.
Viele Jahre habe der Treff bestanden und sei eine wichtige Anlaufstelle für junge Menschen gewesen, betont Sandra. Beide Frauen bedauern vor allem, dass Jugendliche künftig möglicherweise darauf verzichten müssen. Ihnen selbst habe der Treff sehr geholfen. Sie hätten mittlerweile in ein Berufsleben gefunden und Familien gegründet.
Sandra sieht die Situation durchaus realistisch – finanzielle Hilfe von der Stadt sei wohl nicht zu erwarten, sagt sie und drückt es aus ihrer Sicht aus: „Für den Opernplatz oder die Prinzenstraße ist Geld da, aber wo sind denn die wahren Menschen?“ Ihr Traum sei es, dass der Treff in der Nordstadt bleiben könne – irgendwo, wo Musik gespielt werden kann, wo es Infrastruktur und eine Fläche zum Entfalten von Kunst und Subkultur gibt. Davon ist aktuell jedoch nichts in Sicht. „Es ist wirklich doof“, fasst Sandra die Situation zusammen.