Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1400 Mitarbeiter würden gehen müssen, hieß es. Zuletzt hatte Denkhaus bereits angekündigt, dass in der Konzernzentrale in Essen die Hälfte der 900 Arbeitsplätze abgebaut werden soll.
Für die Landeshauptstadt ist der Verbleib eine gute Nachricht. Hannover hat über Jahre hinweg einen Schrumpfungsprozess bei den Kaufhäusern erlebt. Hier gibt es nur die Galeria-Filiale am Ernst-August-Platz. Laut Karin Schindler-Abbes, Hauptgeschäftsführerin beim Handelsverband Hannover, gehört das Geschäft am Ernst-August-Platz „über viele Jahre hinweg zu den umsatz- und ertragsstärksten im Unternehmen“.
„Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte“, so Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.
Die Gewerkschaft Verdi sieht den neuen Galeria-Eigentümer nun in der Pflicht. „Wir erwarten, dass in die verbliebenden Standorte investiert wird“, sagt der Sprecher des Landesverbandes Niedersachsen und Bremen, Tobias Morchner. Für Oldenburg und die 15 weiteren betroffenen Filialen und deren Beschäftigte seien die Schließungen eine schlechte Nachricht. „Jeder geschlossene Standort führt zu einer weiteren Verödung der Innenstädte“, so Morchner.
Erleichtert zeigt sich auch Martin Prenzler, Geschäftsführer der Citygemeinschaft. Denn bei der Filiale am Ernst-August-Platz habe es die Schwierigkeit gegeben, dass die Immobilie der insolventen Signa-Gruppe von René Benko gehöre. „Offenbar hat man dafür eine Lösung gefunden. Jetzt kann man wieder nach vorne schauen. Vor allem für die Mitarbeiter freut mich das sehr, die wirklich harte Jahre hinter sich haben“, sagte Prenzler. Auch für Hannover wäre eine Schließung ein schwerer Verlust gewesen – nachdem zuvor schon das Karstadthaus an der Georgstraße sowie Galeria Kaufhof an der Schmiedestraße dicht machen mussten. „Dann hätten wir kein einziges Warenhaus mehr gehabt“, so Prenzler. Für den Erhalt der Filiale am Ernst-August-Platz habe aber gesprochen, dass diese beim Umsatz das fünftstärkste Haus des Konzerns in Deutschland gewesen sei.
Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette flossen nicht mehr. Van den Bossche und Denkhaus gaben im Januar die Suche nach einem neuen Eigentümer und den Erhalt von Galeria als Ziele aus. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.
Wichtiger Teil des Insolvenzplans und entscheidend für eine Zukunft des Warenhauses in Deutschland ist das Filialportfolio, so Insolvenzverwalter Denkhaus. Jede der fortzuführenden Filialen müsse das Potenzial haben, bereits heute oder in absehbarer Zeit die notwendige Profitabilität zu erzielen. „Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von 7 bis 11 Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, so Denkhaus.
Die Insolvenz von Galeria und ihre Folgen sind eng verbunden mit der Diskussion über eine Belebung und Aufwertung der deutschen Innenstädte. Seit 2015 ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Deutschland nach Angaben des Handelsverbands HDE von 372.000 auf 311.000 gesunken. Im laufenden Jahr rechnet der Verband mit 5000 weiteren Schließungen. Schon vor Jahren hat der Online-Versandhändler Amazon mit seinem riesigen Angebot den Warenhäusern den Rang abgelaufen. In der Corona-Zeit verstärkte sich dieser Trend.
Nächster Schritt im Insolvenzverfahren ist die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung in der Messe Essen.