Gleich mehrere Ziele will die Stadt erreichen, wie Baudezernent Thomas Vielhaber (SPD) und Tiefbauamtschef Andreas Bode sagen. Höchste Priorität: Die aus ihrer Sicht abgehängte Prinzenstraße mit Leben zu füllen. Dafür sperrt die Stadt den Durchgangsverkehr aus und ermöglicht ausschließlich Anliegern mit ihren Autos sowie Lieferverkehr die Zufahrt, unter anderem mit Pollern. Mit Illumination, möglichen Klanginstallationen, einer Öffnung des Schauspielhauses zur Straße, neu gepflanzten Bäumen und Staudenbeeten sowie Bänken wollen die Verantwortlichen die Aufenthaltsqualität steigern. Dazu gehört auch die Möglichkeit, Gastronomie anzusiedeln.
Wie sieht die Gestaltung der Straße mit Bäumen und Beeten aus?Vier große Linden sollen die bestehende Lindenallee ergänzen, auf der gegenüberliegenden Straßenseite will die Stadt nach Aussage von Umweltplanerin Elisabeth Czorny zwölf sogenannte Stadtlinden pflanzen. Auf den Thielenplatz kommt ein prägnanter Baum, möglicherweise eine Platane. Zwischen den Bäumen entstehen Beete mit Stauden – sie sollen ebenso wie die Linden in den zunehmend heißen Sommern für Abkühlung sorgen und das Mikroklima verbessern.
Welche Aufgabe übernimmt die Zisterne?Das Regenwassermanagement unter der Prinzenstraße setzt künftig auf eine Zisterne und deren smarte Steuerung. Das bedeutet: Regenwasser von Häusern der Prinzenstraße und angrenzender Gebiete wird ebenso wie Regen auf der Fahrbahn in die Zisterne geleitet, die 420.000 Liter Wasser speichern kann.
„Wenn die Vorhersage künftig Regen ankündigt, dann kann das Wasser aus der Zisterne abgelassen und neues Wasser aufgenommen werden“, beschreibt Stephanie Gudat, Leiterin der Stadtentwässerung, das System. Diese Abläufe funktionierten automatisiert und seien ausgesprochen wegweisend, weil beispielsweise Starkregenereignisse besser aufgefangen werden könnten. Vor dem Bau der Zisterne aber stehen weitere Arbeiten: Derzeit gibt es einen Mischkanal für Regen- und Schmutzwasser, beides werde künftig getrennt geführt. Das neue System inklusive Zisterne dient der Bewässerung der Bäume und der Beete an der Prinzenstraße.
Wie viel kostet die Umgestaltung?Tiefbauamtschef Andreas Bode geht von Kosten von 5 bis 5,5 Millionen Euro aus. „Wir stehen am Beginn der Planungen, deshalb kann sich diese Zahl noch ändern“, sagt er. Für das Projekt erwartet die Stadt seinen Angaben zufolge Zuschüsse aus den Förderprogrammen „Smart City“ und „Resiliente Innenstädte“, die bis Ende 2027 laufen.
Welche Kosten müssen die Anlieger tragen?Die Straßenausbaubeiträge (Strabs) hat Hannover vor fünf Jahren abgeschafft, deshalb müssen Anlieger keine Kosten für die Umgestaltung zahlen. Wie bislang haben sie aber die Straßenreinigungsgebühr zu zahlen und den Gehweg zu reinigen. „Um die Unterhaltung der Grünanlagen kümmert sich die Stadt“, kündigt der Tiefbauamtschef an. Das gelte nicht für die begrünten Fassaden, deren Pflege die Eigentümer übernehmen müssen. Aber: Wer sich für Grün am Haus entscheidet, kann von der Region einen Zuschuss über 3500 Euro erwarten. Eigens für die Prinzenstraße hat auch die Stadt ein Förderprogramm aufgelegt: Bis zu 10.000 Euro zahlt die Verwaltung für eine grüne Fassade.
Was verbirgt sich hinter der Kulturpromenade?Das Foyer des Schauspielhauses soll nach Aussage von Kulturmanagerin Melanie Brotzki in den Straßenraum der Prinzenstraße erweitert und durchlässiger werden – auch mit Anbindung ans Künstlerhaus und die Sophienstraße. Damit solle die Aufenthaltsqualität nachhaltig verbessert werden. „Ich stelle Ihnen kein Konzept vor, weil wir für die Kulturpromenade einen Wettbewerb starten“, sagt Brotzki. Dieser sei für das nächste Jahr geplant.
Gibt es einen Zeitplan?„Für die Neugestaltung der Prinzenstraße gibt es einen politischen Konsens – unabhängig von der Debatte über Mobilität“, sagt Tiefbauamtschef Andreas Bode. Er bezeichnet den Zeitplan als ambitioniert, denn mit dem Jahresende 2027 steht wegen der Förderprogramme das Enddatum für den Umbau fest. Aktuell nehmen Arbeiter endlich die seit Jahren nicht mehr genutzten Stadtbahngleise aus der Fahrbahn, erstes sichtbares Zeichen für die anstehenden Änderungen.
Wann es dann konkret weitergeht, ist noch offen. Kulturmanagerin Melanie Brotzki kündigt für Ende 2024 eine Ausschreibung zur Kulturpromenade unter dem Thema „Kunst am Bau“ an. Als Berater für den geplanten Wettbewerb fungieren die Künstler Till Steinbrenner und Lotte Lindener sowie Architekt Malte Wulf.