Herr Schmidt ist ein Miesepeter. Ein notorischer Nörgler, der einfach nicht einsehen will, wie segensreich die Stadt Hannover wirkt und waltet. In dem Film „Herr Schmidt fragt sich durch“ gibt dies einem Erzähler die Gelegenheit, dem grantelnden Griesgram ausführlich zu erklären, wie weit es die Stadt beim Wiederaufbau zehn Jahre nach dem Krieg doch schon gebracht hat.
Der Filmemacher Heinz Koberg drehte seine etwa 25-minütige Dokumentation um 1955. Er zeigt darin Schwenks über die wieder pulsierende City. Vorher-nachher-Schnitte kontrastieren Trümmerberge am Kröpcke mit mittlerweile dort entstandenen Geschäftshäusern. Kinder tummeln sich auf Spielplätzen und in großzügig gestalteten Schulgebäuden, Maurer schaffen emsig auf dem Bau.
Mitarbeiter des Filminstituts Hannover haben das Dokument vor einiger Zeit im Nachlass des verstorbenen Regisseurs Koberg entdeckt. Mittlerweile haben sie die historischen Aufnahmen digitalisiert. „Der Film ist vermutlich seit den Fünfzigerjahren nicht mehr öffentlich gezeigt worden“, sagt Peter Stettner, der langjährige Leiter des Instituts.
In dem Film berichtet eine Stimme aus dem Off im Erich-Kästner-Erzählton von Wachstum und Wirtschaftsleben. Dazu sind die Umgestaltung des Steintors und der Bau des Niedersachsenstadions zu sehen, der Wiederaufbau des Opernhauses und der Markthalle, die „viel heller und freundlicher als die alte“ sein soll.
Den neu geschaffenen Südschnellweg sieht Herr Schmidt natürlich skeptisch, doch er wird postwendend darüber aufgeklärt, dass dieser die Innenstadt doch vom Durchgangsverkehr freihält: „Wie wichtig dieses Straßennetz ist, zeigt sich besonders zur Messezeit.“
Maschsee und Blumenkorso, Großer Garten und Zoo, Wohnungsbau in Herrenhausen und im „Schlesierviertel“ um den Rübezahlplatz – die Dokumentation zeichnet das Bild einer Stadt, in der es aufwärts geht. „Wir sind eine ständig wachsende Großstadt geworden“, heißt es an einer Stelle stolz. Ein Gefühl, das die Zeit längst mit der Patina der Nostalgie überzogen hat.
Das Filminstitut Hannover