Demnach sind im Stadtgebiet Hannover die durchschnittlichen Quadratmeter-Kaltmietpreise für angebotene Wohnungen seit 2019 um 19 Prozent auf 10,82 Euro im ersten Quartal 2024 gestiegen. In einigen Umlandkommunen war der Anstieg sogar noch deutlich stärker. In der Wedemark kletterten die inserierten Durchschnittspreise seit 2019 um 36 Prozent und erreichten damit 2024 den regionsweiten Spitzenpreis von 10,99 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter – mehr noch als in Hannover. In Sehnde stieg er um 38 Prozent auf 10 Euro, in Wunstorf sogar um satte 44 Prozent auf 10,49 Euro. Am billigsten waren die angebotenen Wohnungen durchschnittlich in Uetze (7,80 Euro), gefolgt von Wennigsen (8,08 Euro) und Barsinghausen (8,30 Euro).
In Hannovers Stadtgebiet gibt es der Analyse zufolge kaum noch Stadtteile, in denen der Durchschnittspreis für inserierte Wohnungen spürbar unter 10 Euro pro Quadratmeter liegt.
Der Deutsche Mieterbund registriert in Hannover eine enorme Eintrittswelle wegen des zunehmenden Wohnungsmangels, der durch das Auseinanderklaffen von Angebot und Nachfrage entsteht. „Die aktuelle Wohnungspolitik ist ein Konjunkturprogramm für Mietervereine – aber eines, das wir uns nicht gewünscht hätten“, sagt Geschäftsführer Randolph Fries.
1000 Neumitglieder hat die Mieterschutzvereinigung allein im ersten Quartal dieses Jahres aufgenommen. Im Januar waren es 450, im Februar 266, der Rest kam bis Anfang April hinzu. Damit habe die Organisation jetzt mehr als 34.000 Mitglieder, sagt Fries. „Wir sind der größte Verein zwischen Düsseldorf und Hamburg.“
Eine derartige Eintrittswelle habe er in den 19 Jahren seiner Beschäftigung als Mieterlobbyist noch nicht erlebt. Erstaunlich seien nicht nur die hohen Eintrittszahlen, sagt Mieterbundchef Fries, sondern vor allem auch der Anlass für Eintritte. Denn während sonst die häufigsten Eintrittsgründe konkrete Konflikte mit dem Vermieter etwa zur Betriebskostenabrechnung oder zu unterbliebenen Reparaturen seien, träten jetzt vermehrt Menschen vorsorglich ein.
„Das zeigt, wie sehr angesichts der Knappheit auf dem Wohnungsmarkt die Angst davor wächst, im Konfliktfall keinen Rechtsschutz zu haben“, sagt Fries. Denn auch bei Mietervereinen gibt es Rechtsschutz nur dann, wenn man vor einem begonnenen Konflikt eingetreten ist.
Um für Entlastung auf dem Mietmarkt zu sorgen, setzt Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) auf eine Förderung des sozialen Wohnungsbaus und eine Verlängerung der Mietpreisbremse. „Wir brauchen nun ein zügiges Gesetzgebungsverfahren, denn in einigen Ländern läuft die Mietpreisbremse im nächsten Jahr aus“, sagte Geywitz im Gespräch mit unserem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Zudem zeigte sich Geywitz optimistisch, was ein nahendes Ende der Krise der Bauwirtschaft betrifft. Sie rechnet spätestens für 2025 mit einer Entspannung: „Wir sehen schon jetzt eine deutliche Belebung.“