Das Projekt Ecovillage auf dem Kronsberg im Stadtteil Bemerode war in eine finanzielle Schieflage geraten, nachdem die GLS-Bank im Sommer 2023 ihre Kreditzusage zurückgezogen hatte – dadurch war eine fatale Deckungslücke von knapp als 3 Millionen Euro entstanden. Ecovillage ging zunächst in Insolvenz in Eigenverantwortung, konnte aber keinen Geldgeber gewinnen, der diese Lücke schließen wollte. So blieb nur der Gang zum Insolvenzgericht. Das Insolvenzverfahren gegen die Ecovillage eG wurde dann am 1. März eröffnet. Bei den Mitgliedern der Genossenschaft Ecovillage herrscht Enttäuschung über den von der Stadt nun angekündigten Rückkauf des gesamten Geländes. Als Alternativkonzept habe man der Verwaltung ein Parzellierungsmodell vorgeschlagen, um das komplette Grundstück in 18 Parzellen aufzuteilen und diese dann einzeln zu vermarkten. „Es hatten sich schon Genossenschaften und professionelle Immobilienentwickler gemeldet, die sich für den Kauf von Einzelgrundstücken interessierten und froh waren, dass es über Ecovillage bereits Mieter gegeben hätte“, so ein Mitglied der Genossenschaft. Auch habe sich die designierte Geschäftsführerin der landeseigenen Wohnungsgesellschaft (WRN) vorstellen können, nach dem Start der WRN bei einem Teil der Parzellen einzusteigen.
Die mehr als 800 Genossenschaftsmitglieder hätten zusammen etwa 4 Millionen Euro für die Planung des Ökoquartiers und der Gebäude aufgebracht. Mit der Entscheidung der Stadt, das Grundstück vollständig zurückzunehmen, hätten diese Menschen nun keine Chance mehr, ihre Einlagen und Darlehen zumindest teilweise zurückzubekommen. Diese lägen zwischen 1000 und 25.000 Euro, dazu kämen noch im Rahmen von Mietvorverträgen eingezahlte Mieterdarlehen von durchschnittlich 8000 Euro. „Jetzt entstehen eine Reihe von wirtschaftlichen Problemen“, so das Ecovillage-Mitglied.
In der Ratspolitik findet der Rückkauf der 18.700 Quadratmeter durch die Stadt indes Zustimmung. „Für die Stadt ist dieses Gelände absolut wichtig, denn wir haben eine Reihe von Zielen beim Wohnungsbau“, sagte SPD-Fraktionschef Lars Kelich. Man habe sich verpflichtet, bis zum Jahr 2035 rund 17.000 neue Wohnungen zu schaffen – das gelinge nicht allein durch Innenstadtverdichtung. Das Areal am Kronsberg werde somit dem Wohnungsbau zugeführt, in Teilen auch für neue Kleingärten. „Auch hier werden Flächen benötigt“, so Kelich.
CDU-Fraktionschef Felix Semper sagte, es sei die einzig richtige Lösung, das Gelände für Bauland freizuhalten. „Man muss sich jetzt in Ruhe darüber Gedanken machen, was genau dort gebaut werden soll.“ Grünen-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Clausen-Muradian erklärte, es sei bitter, dass das Projekt Ecovillage nicht funktioniert habe. Für die Grünen sei das Thema aber noch nicht abgeschlossen – man sollte die Möglichkeit prüfen, alternative Projekte im Sinne der Ecovillage-Idee zu entwickeln. Nach wie vor sei die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Hannover „nicht ganz einfach“, sagte Clausen-Muradian. Insofern sei der Rückkauf des Areals in Ordnung.
Bei einer Gläubigerversammlung am 15. Mai wird Insolvenzverwalter Behrend Böhme gegenüber den Gläubigern über die weitere Entwicklung in dem Verfahren berichten.