Und auch wenn genaue Details zum Standort Hannover noch nicht bekannt sind – für die Beschäftigten am Ernst-August-Platz dürfte das eine gute Nachricht sein. In einem internen Brief an die Belegschaft, der dieser Redaktion vorliegt, schrieb Denkhaus: „Mit dieser vereinbarten Zukunftslösung ist die große Mehrheit der Arbeitsplätze bei Galeria gesichert.“
Teil der Vereinbarung ist, dass mehr als 70 der verbliebenen 92 Häuser von den neuen Eigentümern übernommen werden. Da die Filiale in Hannover als profitabel gilt, ist ihre Schließung unwahrscheinlich. Das hängt allerdings auch davon ab, was mit der Immobilie passiert. Das Gebäude am Bahnhofsvorplatz gehört der Signa-Gruppe des ehemaligen Galeria-Eigentümers René Benko. Im Zuge der Insolvenz muss ein neuer Eigentümer gefunden werden.
Für Karin Schindler-Abbes, Geschäftsführerin im Handelsverband Hannover, ist es überhaupt keine Frage, dass das Haus am Ernst-August-Platz unter den neuen Eigentümern weiterbetrieben wird. „Dieser Standort gehörte über viele Jahre hinweg zu den umsatz- und ertragsstärksten im Unternehmen“, sagt sie. „Wann immer eine weitere Auswahl getroffen werden muss, ist davon auszugehen, dass dieses Haus eine Zukunft haben wird.“Die Gewerkschaft Verdi begrüßt, dass ein finanzstarker Investor gefunden worden sei, der Galeria als Ganzes erhalten wolle. Die Erfahrungen in der Vergangenheit seien „durchaus zwiespältig“, sagt Silke Zimmer, Mitglied im Verdi-Bundesvorstand. „Wir erwarten deshalb, dass der neue Eigentümer in das Unternehmen investiert, die Standorte erhält und für die Beschäftigten langfristig die Arbeitsplätze sichert.“ Er solle gemeinsam mit den Beschäftigten ein modernes Zukunftskonzept entwickeln, das die Stärke der Warenhäuser ausspiele: ein breites Sortiment gepaart mit guter Beratung.
Hannover hat über Jahre hinweg einen massiven Schrumpfungsprozess bei den Kaufhäusern erlebt. Karstadt hatte zeitweilig sieben Häuser in der Stadt, außer dem Haupthaus am Schillerdenkmal auch das Bettenhaus, Heim- und Technik-, Sport- und andere Spezialhäuser. Kaufhof wirtschaftete lange Zeit mit zwei Standorten an der Schmiedestraße – und eben der Flaggschiff-Immobilie am Hauptbahnhof. Es ist das letzte noch geöffnete Geschäft.
Und auch wenn schon lange nicht mehr richtig investiert wurde in das Haus: Für Handelsverband-Lobbyistin Schindler-Abbes hat es „hohe Bedeutung für Hannovers Innenstadt wegen der zentralen Lage direkt am Hauptbahnhof und am Eingang zur Fußgängerzone“. Es sei „kaum vorstellbar“, was ein Leerstand dort bedeuten würde.
Leere Gebäude oder provisorische Nutzung hat Hannover bereits genug. Das verglaste Karstadt-Haupthaus an der Georgstraße ist seit Oktober 2020 geschlossen. Noch immer gibt es keine ernst zu nehmenden Signale vom Braunschweiger Immobilieneigentümer Christian Knapp, wie er den Leerstand beseitigen will.
Auch das ehemalige Bettenhaus Schillerstraße steht leer. Der ehemalige Kaufhof in der Altstadt wird seit gut einem Jahr als „Aufhof“-Projekt mit einem Kultur- und Kreativprogramm sowie von den Hochschulen bespielt. Signa hatte es kurz vor dem Insolvenzverfahren noch abgegeben.