Johanniterin Michelle Plitzko ist Teil der Wanderausstellung „Der Mensch dahinter“, die noch bis zum 26. April im Ordnungsamt am Schützenplatz zu sehen ist. Urheber der Ausstellung ist die Initiative für Respekt und Toleranz. Die Ausstellung tourt durch ganz Deutschland, gezeigt werden Menschen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst, aber auch von den Ordnungsdiensten oder Lebensmittelkontrolleure. Eben jene Menschen, die häufig in ihrem beruflichen Alltag mit Respektlosigkeit und Gewalt konfrontiert sind. Die Initiatoren wollen mit ihrer Ausstellung die Menschen hinter der Uniform sichtbar machen. Jetzt wurde die Ausstellung offiziell im Beisein von Vertretenden von Polizei, Innenministerium und weiteren Institutionen eröffnet.
Auch Michelle Plitzko begegnet in ihren Diensten immer wieder respektloses Verhalten. Das fängt bei Bezeichnungen wie Schätzchen, Kleine oder Mädchen an und zeigt sich auch in Pöbeleien im Straßenverkehr, weil der Rettungswagen im Weg steht. „Es gibt den einen oder anderen, der uns anmeckert, weil wir ihn bei einem Einsatz zuparken“, berichtet sie. Aber: Im Notfall ist eben nicht die Zeit, um auf lange Parkplatzsuche zu gehen. Dann zählt jede Minute. Und mit schweren Gerätschaften müssen die Wege kurz sein. Gerade für den Patienten oder die Patientin. Gefährliche Situationen, die in körperlicher Gewalt enden können, begegnen ihr glücklicherweise kaum bis selten. Nichtsdestotrotz können Einsätze, in denen geschrien, gedroht und geschimpft wird, bedrohlich wirken und die medizinische Versorgung erschweren.
Zum Glück gibt es einen Gegenpol: die vielen positiven Momente und die Dankbarkeit von Patienten, denen geholfen werden konnte. Da war zum Beispiel der Patient mit Herzinfarktsymptomen, dessen Lebensgefährtin den Rettungsdienst alarmierte. Als die Johanniter vor Ort waren, wurde der Mann reanimationspflichtig und musste wiederbelebt werden. Glück im Unglück. Die Wiederbelebung gelang und nach fünf Minuten war der Mann wieder ansprechbar. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt besuchte er mit seiner Frau seine Retter und bedankte sich.
Diese Wertschätzung mache viel aus, so Michelle Plitzko. Insgesamt wünscht sie sich mehr Rücksicht auf andere in unserer Gesellschaft, schließlich wolle jeder Mensch respektvoll behandelt werden. Trotz alledem schätzt sie ihren Job sehr. Derzeit ist sie Auszubildende im dritten Lehrjahr und die Abschlussprüfungen stehen bevor. Vorher absolvierte sie übrigens eine Ausbildung zur Altenpflegerin, wollte aber mehr medizinisch arbeiten. So kam sie zu den Johanniterin in die Region Hannover. Eines mag sie besonders: Jeder Tag sieht anders aus, immer gibt es neue Herausforderungen, was den Beruf abwechslungsreich und spannend macht.
In der Stadt und Region Hannover gibt es insgesamt vier Johanniter-Rettungswachen, die die medizinische Erstversorgung von verunfallten und erkrankten Menschen sicherstellen. Infos zu offenen Stellen als Notfallsanitäterin und Notfallsanitäter oder als Rettungssanitäterin und Rettungssanitäter gibt es online unter johanniter.de/rettungsdienst-nb.