Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) hatte den Turm vor 24 Jahren gekauft und zum Werbepylon für die eigene Marke umgebaut. Jetzt aber werden dem Unternehmen die Kosten für eine notwendige Grundsanierung zu teuer. VWN hat daher bei der Stadt die Abrissanzeige eingereicht. Der Turm steht nicht unter Denkmalschutz, einem Abriss steht nichts im Wege.
Ideen für eine Nachnutzung gibt es viele – sie scheiterten aber bisher zumeist daran, dass hohe Kosten nicht nur für die nötige Grundsanierung anfallen, sondern dass es nur einen kleinen Aufzug und eine schmale Treppe zur Plattform gibt. Für öffentliche Nutzungen wären mindestens ein zweiter Aufzug und wohl auch ein Umbau der Treppe nötig.Anfang Februar hatte Daniel Pflieger sein Konzept für einen „Guten Turm“ entwickelt. Die Idee: Der Turm soll zur weltweit einmaligen Konzert- und Veranstaltungslocation umgebaut werden. Die Versteigerung von Eintrittskarten für besonders exklusive Konzerte soll nicht nur die Sanierungs- und Unterhaltskosten finanzieren, sondern auch noch Überschüsse für Sozialprojekte abwerfen.Das klingt nach einer unrealistischen Idee – aber Pflieger realisiert häufiger Projekte, von denen andere glauben, dass sie nicht funktionieren können. Er veranstaltet in Hannover unter anderem kommerzielle Geocaching-Projekte, hat jüngst – zunächst gegen die Widerstände der Stadtentwässerung – einen Nutria-Zoo an einem Regenrückhaltebecken installiert und jetzt mit einem Partner zusammen die kostenlosen Klaviere an verschiedenen Orten der Stadt aufgestellt. Dass er für die „Guter Turm“-Idee einen weltweit bekannten Musikproduzenten wie Mousse T. gewinnen konnte, spricht für sein Engagement.Mousse T. war 1999 mit dem Tom-Jones-Hit „Sex Bomb“ zum Weltstar geworden. Nach der Weltausstellung hat er in einem Pavillon im Expo-Park sein Peppermint-Studio eingerichtet, wo weltbekannte Künstler Songs aufnehmen. Und er hat Hannover 2007 zum Maschseefest einen schwimmenden Club spendiert, den Peppermint Dome. Der kam zwar wegen strikter Werbeauflagen der Stadt nie wieder, ist aber vielen Hannoveranern noch gut im Gedächtnis. Mit ungewöhnlichen Locations kennt Mousse T. sich also aus.
Der Künstler selbst war bisher nicht zu erreichen. „Er ist aber offizieller Projektpartner“, sagt Pflieger. Mousse T. werde das Projekt des „Guten Turms“ bei der Investorensuche unterstützen. „Er will da durchaus auch Power reinstecken“, sagt Pflieger.
VWN hatte angekündigt, auf jeden Fall kurzfristig die eigenen Werbeanlagen vom Turm herunternehmen zu wollen, weil sie einen zu starken Windwiderstand darstellten. Bei Sturm schwankt das Bauwerk in der Spitze um mehr als 50 Zentimeter. Nach Intervention der Stadt hat VWN aber auch zugesagt, mit dem Abriss noch etwas zu warten, ob sich doch noch realisierbare Nachnutzungsideen finden. Dem Vernehmen nach gibt VWN bei einer Abnahme des Turms eine Summe in Höhe der Abrisskosten an den Käufer weiter. Ob eine Idee aber umsetzbar ist, will man nicht selbst entscheiden, sondern von der Stadt beurteilen lassen – denn die müsste sich ja auch mit dem Turm herumschlagen, wenn er eines Tages baufällig wird und ein Käufer seiner Unterhaltsverpflichtung nicht nachkommt.
Für Kreativunternehmer Pflieger war es bereits der zweite Besuch auf dem Turm. „Die Aussicht war wieder fantastisch“, sagte er anschließend. „Auch dieser Aufstieg war erneut ein Beleg dafür, dass der Turm erhalten werden muss, damit möglichst viele Menschen noch oft den Blick über die Landeshauptstadt genießen können.“