Der Ingenieur Franz Kruckenberg hatte das Vehikel, auch „Flugbahn-Wagen“ genannt, im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Leinhausen konstruiert. „Das Gefährt wurde von einem hölzernen Flugzeugpropeller am Heck angetrieben“, sagt Peter Stettner, langjähriger Leiter des Filminstituts Hannover.
Der „Schienen-Zeppelin“ stellte Geschwindigkeitsrekorde auf; am 10. Mai 1931 fuhr er zwischen Lehrte und Plockhorst erstmals über 200 Stundenkilometer schnell. Und doch wurde nur ein einziges Exemplar gebaut. Der Propellerzug fiel dem Vergessen anheim. Eine Sackgasse der technischen Entwicklung.
Derzeit erhitzen Diskussionen um Verkehrswende, Straßenbau und Radwege die Gemüter. Das Filminstitut Hannover wirft nun einen Blick in die Vergangenheit. Für eine Präsentation im Künstlerhaus hat das Team historische Bewegtbilder zum Thema Verkehr aus den Dreißigerjahren ausgewertet, die teils auch schon auf DVDs veröffentlicht wurden.Die alten Filmdokumente zeigen, dass die Geschichte der Mobilität auch ganz anders hätte verlaufen können. Und einige Aufnahmen muten heute so eigentümlich an, dass sie in den verspannten Debatten unserer Tage durchaus entkrampfend wirken können.
Im Filmporträt „Das Gesicht einer Stadt“ von 1932 zuckeln noch Pferdefuhrwerke an der Kröpcke-Uhr vorbei. Einträchtig teilen sie sich den Verkehrsraum mit Fahrrädern und klobigen Automobilen; das Tempo ist bei allen Beteiligten gleichermaßen gemächlich.
Umso rasanter geht es dafür im Film „Eilenriederennen“ von 1934 zu: Tausende drängten sich damals bei den legendären Motorradrennen im Stadtwald, Kinder kletterten auf Bäume, um besser sehen zu können. Trigger-Warnung: Empfindsame Gemüter können heute Schnappatmung bekommen, wenn sie sehen, wie brachial die wenig klimaschonenden Zweiräder mitten durch den Wald heizen.
Fast bizarr wirken Amateuraufnahmen, welche die Unternehmerfamilie Beindorff („Pelikan“) Anfang der Dreißigerjahre gemacht hat: Sie zeigen, wie bei einem Gastspiel des Leipziger Zirkusses Strassburger Zirkustiere durch Hannovers Altstadt marschieren – darunter neben Zebras und Pferden auch mehrere Elefanten.
Dass der Straßenverkehr schon immer ein gewisses Konfliktpotenzial barg, zeigt ein „Verkehrsfilm“, der um 1938 in Hannover als Lehrmaterial für den Unterricht in Fahrschulen gedreht wurde. Im Stil der späteren TV-Sendung „Der 7. Sinn“ vermittelt er die Grundzüge regelgerechten Verhaltens. Im Kapitel mit der Überschrift „Das Parken“ etwa gibt es wertvolle Hinweise wie „Möglichst Parkplätze benutzen, Zündschlüssel abziehen“. Vor der Kulisse des Bahlsen-Gebäudes an der Podbielskistraße oder des Anzeiger-Hochhauses sind eine Hanomag-Limousine und ein schnittiger Bugatti-Sportwagen zu sehen.
Diese demonstrieren dort, wie man sich keinesfalls verhalten darf: So kommt der Bugatti-Fahrer beim regelwidrigen Wenden friedlichen Radfahrern ins Gehege und rumpelt dann auch noch über einen Bordstein. Die Verkehrserziehung von damals wirkt heute unfreiwillig komisch. Und auch der Kampf um Verkehrsraum kann sehr belustigend wirken. Jedenfalls wenn er lange zurückliegt.