„Wir müssen Euch heute mit großem Bedauern mitteilen, dass unser letzter Versuch, die Ecovillage Hannover eG doch noch zu retten, gescheitert ist“, schreiben Gerd Nord vom Vorstand und Hans Mönninghoff für den Aufsichtsrat in einem Newsletter, den sie an die Mitglieder verschickt haben. Ecovillage hatte in der vergangenen Woche versucht, die landeseigene Wohnungsgenossenschaft WohnRaum Niedersachsen GmbH (WRN) ins Boot zu holen – doch die WRN startet erst am 1. Mai. Zu spät, denn die Ecovillage-Genossenschaftseinleger können die monatlichen Raten von rund 34.200 Euro für einen KfW-Kredit nicht mehr aufbringen: Die Rücklagen sind aufgebraucht.
Das Projekt Ecovillage war in finanzielle Schieflage geraten, nachdem die GLS-Bank im Sommer 2023 ihre Kreditzusage zurückgezogen hatten, wodurch eine Deckungslücke von rund 3 Millionen Euro entstanden war. Ecovillage ging in Insolvenz in Eigenverantwortung, heißt: ohne externen Insolvenzverwalter, aber mit enger Kontrolle. Das Ziel des Sanierungsprogramms war die Kooperation mit einer anderen Genossenschaft. Die Ostland Wohnungsgenossenschaft eG erklärte sich zu diesem Schritt zunächst bereit, zog sich vor Kurzem dann aber auch zurück. Danach kam die WRN ins Spiel.
Laut dem Land beginnt im Mai 2024 eine Ausschreibung für Bauprojekte, an der sich auch das Öko-dorf beteiligen kann. Ein Förderentscheid fällt jedoch nicht vor Herbst – die Monatsraten bis dahin von zusammen rund 270.000 Euro können die Genossenschaftsmitglieder aber nicht stemmen. Dass die WRN diese Raten bis zu einer Entscheidung übernimmt, „ist bei einer Firma im Insolvenzverfahren beihilferechtlich nicht zulässig“, so Vorstandssprecher Gerd Nord. Auch eine Bürgschaft käme nicht infrage.
Zu den Chancen einer Rückzahlung der Darlehen und Einlagen der Ecovillage-Mitglieder kann der Vorstand aktuell nichts sagen. „Das hängt vom Insolvenzverfahren ab“, so Gerd Nord. 18.000 Euro haben etwa Ralf Ludewig und seine Frau aus Hannover ins Wohnprojekt gesteckt. Sie wollten dafür in einer Wohngruppe mit Gemeinschaftsküche in zwei 30-Quadratmeter großen Wohnungen ihren Lebensabend verbringen. „Es war ein tolles Projekt. In einem autofreien Stadtteil zu leben, das zudem unter ökologischen Gesichtspunkten gebaut ist, hätte uns gereizt“, sagt Ludewig, der als freier Mitarbeiter auch für die HAZ tätig ist. Hoffnung, die 18.000 Euro wiederzubekommen, hat der 61-Jährige nicht. Dazu gebe es zu viele Gläubiger mit größeren Forderungen.
Schuld am geplatzten Traum gibt Ludewig allenfalls der GLS-Bank, die einen zugesagten Kredit überraschend zurückgezogen hatte, weshalb die Finanzierung des Gesamtprojektes zusammengebrochen sei. Spätestens zum Zeitpunkt, als die Ostland verkündet hatte, nicht beim Ecovillage-Projekt einzusteigen, sei ihm klar gewesen, dass das Projekt scheitere. Das heißt also: Was die Wohnsituation von Ralf Ludewig und seiner Frau betrifft, bleibt nun doch alles beim Alten.