Hannover. Früher gab es in dieser Ecke der einstigen Galeria Kaufhof Schmuck und Schminke. Aber der Konsum ist längst ausgezogen. Aus dem Kaufhof ist zwischenzeitlich der Aufhof geworden, eine Ideenwerkstatt für Hannovers City. Doch auch ihre Tage sind gezählt. Und dann: Abrissbirne oder Leerstand?

Nun belebt die HAZ diesen urbanen Unort noch einmal mit einem besonderen Musikhighlight. Das hannoversche Electronic-Pop-Duo WEZN spielt am 22. Februar beim vierten und letzten HAZ-Konzert unter dem Motto „Kultur an Kasse 6“ (der nummerierte Kassentresen steht dort wirklich noch).

Moment mal, Konzert? Hat so ein ausgeräumtes Kaufhaus nicht eine ganz schreckliche Akustik? Stimmt genau. Und deshalb wird die Musik nicht über eine Lautsprecheranlage verstärkt, die alles in einer Flut von Hall und Echos ersäufen würde. Sondern die Besucherinnen und Besucher erhalten von uns Funkkopfhörer. Gesang und Musik sind darüber mit allen Details in exzellenter Klarheit und Klangqualität hörbar. Und Außengeräusche werden abgeschirmt. Zudem kann jeder die Lautstärke individuell nach eigenem Geschmack einstellen.

Schon bei den drei vorangegangenen Konzerten der hannoverschen Künstlerinnen Joy Bogat, Joules the Fox und Rabea hat sich der Kopfhörereinsatz bewährt. Und er kommt auch der Musik von WEZN entgegen. Denn Sängerin Maischa Perdelwitz sowie Schlagzeuger und Soundtüftler Paul Richter spielen Songs, in denen sich druckvoll treibende Refrains mit nebligen Schichtungen zarter Klangschleier und zuweilen abstrakten Klangartefakten abwechseln. Und über allem schwebt immer der tragende, zuweilen ätherische und immer wieder mitreißende Gesang von Perdelwitz. Das Wechseln zwischen Ravegefühl und geradezu kammermusikalischer Finesse ist Konzept bei den beiden. Nichts ist so laut wie das Laute neben dem Leisen, und nichts so leise wie das Flüstern nach dem Schrei. Besonders über Kopfhörer. Dass WEZN bei einigen noch als Newcomerband gilt, wird dem 2019 gegründeten Duo eigentlich nicht gerecht. Es ist nur durch die Corona-Disruption herzuleiten, die den Karriereweg von Perdelwitz und Richter zwei Jahre lang ausgebremst hat. Die beiden – ursprünglich aus Bremen und zum Studieren an die Musikhochschule Hannover gekommenen – haben dennoch in Hannover auf dem Fährmannsfest, bei der Kiezkultur und dem SNNTG-Festival im Wehminger Straßenbahnmuseum geglänzt. Und im bevorstehenden Sommer stehen die nächsten größeren Festivals an.

Die Publikumskapazität für das WEZN-Konzert im Aufhof ist auf 120 Personen beschränkt. Gäste können für den Auftritt keine Eintrittskarten kaufen. Vielmehr müssen Sie sich dafür im Onlineformular verbindlich anmelden. Das ist notwendig für die Planung und damit die Veranstalter sicherstellen können, dass für alle Besucherinnen und Besucher Kopfhörer vorhanden sind. Ein spontaner Besuch ist also nicht möglich.

Die Auftretenden bei den HAZ-Kopfhörerkonzerten erhalten natürlich eine Gage, zusätzlich können Gäste spenden. Sie selbst bestimmen also, wie viel Ihnen ein solch rares und im Prinzip unbezahlbares Konzerterlebnis wert ist.

Um zur Anmeldeseite zu gelangen, scannen Sie mit der Kamera Ihres Smartphones den QRCode oder surfen Sie im Internet zu haz.de/aufhofkonzert.