Bislang bieten die Namen der hannoverschen Bäder eine Orientierung, in welchem Stadtteil oder an welcher Straße sie sich befinden – diese Systematik mit Lister Bad, Stadionbad oder Vahrenwalder Bad könnte aber schon demnächst der Vergangenheit angehören. In ihrem Haushaltssicherungskonzept schlägt die Verwaltung dem Rat vor, die Namensrechte für die Schwimmbäder zu vermarkten. Lernen Kinder künftig im Vodafone-Bad das Schwimmen? Ziehen Sportlerinnen und Sportler ihre Bahnen im VW-Pool oder dem VGH-Wasserbecken? Noch stehen die Details nicht fest, Gespräche mit interessierten Unternehmen will die Stadt nach Aussage von Sprecher Udo Möller aber aufnehmen.
Unter dem Schlagwort „Effizienzsteigerung im Bäderbetrieb“ finden sich gleich mehrere Vorschläge, mit denen die Verwaltung mehr Geld in die klamme Stadtkasse holen will. Denn Kämmerer Axel von der Ohe rechnet für das laufende Jahr mit einem Defizit von fast 340 Millionen Euro. Damit wachse der Schuldenberg immer höher und mit ihm auch die Zinslast, sagt der Sozialdemokrat und fügt hinzu, diese habe sich seit dem Jahr 2021 verdoppelt. Deshalb muss die Stadt reagieren, den Haushalt wegen der wegbrechenden Einnahmen um insgesamt 120 Millionen Euro kürzen und neue Einnahmen generieren.
Eine Möglichkeit: Die Tarife für das Baden in städtischen Einrichtungen sollen um etwa 12 Prozent steigen, das Onlinegeschäft mit den Tickets ausgebaut werden. Auf der Homepage der Stadt findet sich neben der Übersicht für die Schwimmbäder in der gesamten Region auch die Liste der Eintrittspreise, die seit 2018 gültig sind. Demnach zahlen Erwachsene aktuell für eine Einzelkarte 4,50 Euro, Kinder 2,50 Euro.
Als weiteren Punkt für mehr Geld in dem defizitären Bereich empfiehlt die Stadt, die Namensrechte der Bäder zu vermarkten. „Die städtischen Bäder, z.B. Stadionbad, Vahrenwalder Bad, erfahren tausendfache Nennung in Hannover“, heißt es in dem Papier. Der Titel dieser Einrichtungen sei somit interessant für Partner und Partnerinnen mit Endkundengeschäft, um die Namensrechte zu erwerben. Dies ist bei Einrichtungen des Sports bereits gängige Praxis, schreibt die Verwaltung weiter und bezieht diese Aussage beispielsweise auf Fußballstadien. Schließlich spielen die Kicker von Hannover 96 in der Heinz-von-Heiden-Arena, vormals AWD- und HDI-Arena. Schwimmbäder gehören bislang noch nicht zu den Einrichtungen, für die Namensrechte in großem Stil vermarktet werden – selbst in der VW-Stadt Wolfsburg gehen die Menschen nur ins BadeLand und nicht ins VW-Spaß- und Sportbad.
Wie viel ein Unternehmen dann zahlen soll, damit sein Name über dem Drei-Meter-Turm oder der Außenrutsche prangt, vermag Möller noch nicht zu sagen. Gleiches gilt für mögliche Ausschlusskriterien oder Nutzungsdauer: Erst müsse der Rat im Sommer das Haushaltssicherungskonzept beschließen, dann könne der Fachbereich Sport, Bäder und Eventmanagement ein Konzept zur Vergabe der Namensrechte für städtische Bäder mit möglichen Partnerinnen und Partnern entwickeln und in Gespräche einsteigen. „Erste Überlegungen werden in den kommenden Wochen und Monaten erfolgen“, teilt der Sprecher mit.
Mit diesem Vorschlag betritt die Verwaltung nicht nur in der Region, sondern auch bundesweit Neuland. „Mir sind keine Städte bekannt, die Namensrechte ihrer Bäder an Unternehmen verkauft haben“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Gesellschaft für das Bäderwesen mit Sitz in Essen. Bislang beschränkt sich ihrer Einschätzung nach die Vermarktung auf Fußballstadien, Eishockeyarenen oder Leichtathletikanlagen. Fast überall gelte das hannoversche Prinzip: Schwimmbäder tragen die Namen ihres Standortes, sagt sie.