In der Südstadt in Hannover zeigten sich die graubraunen Nager kürzlich auf dem Spielplatz am Stephansplatz in der Südstadt. Warum trauen sich die Tiere, tagsüber herauszukommen? Für Belala ganz klar: „Es ist ein Zeichen dafür, dass unsere Umgebung immer dreckiger wird.“ Müllcontainer, auch Wertstoffinseln, die nicht regelmäßig geleert würden, und Müll, der nicht sachgemäß entsorgt würde, ziehe die Schädlinge an. „Wenn da etwas überläuft oder daneben gestellt wird, dann bietet das den Ratten ein Nahrungsparadies“, sagt Belala. Deswegen würden sie tagsüber erscheinen „und auch immer zutraulicher“ werden.
Also müsste man Müllcontainer und Wertstoffinseln häufiger reinigen? Nach Angaben von Aha-Sprecherin Helene Herich würde der Abfallentsorger die 247 Wertstoffinseln im Stadtgebiet mindestens einmal wöchentlich reinigen. Erfahrungsgemäß seien mindestens zwei Kollegen circa 15 Minuten mit dem „Absammeln von illegalen Bereitstellungen“, mit dem Verladen kleinerer Mengen Hausmüll und manuellem Kehren von Glasbruch und sonstigen Abfällen beschäftigt.
Wie viele Nager sich genau in der Kanalisation oder eben auch auf freien Flächen, Höfen oder Häusern in Hannover tummeln, weiß man nicht genau. Nach einer älteren Statistik rechne man grundsätzlich mit drei bis vier Ratten pro Anwohner, sagt Belala. „Ich würde schätzen, dass es mehr sind.“ Die sogenannte Befallsrate sei auf jeden Fall gestiegen, „wir haben mehr Rattenaufträge als früher“. Es gebe keine Unterteilung mehr nach Jahreszeiten oder Anlässen. „Es gibt immer Ratten, unsere Mitarbeiter gehen täglich los.“
Die Aufträge kämen aus Privathaushalten, Geschäftsräumlichkeiten, Lagerhallen oder Lagerhöfen, Restaurants, städtischen Objekten wie Kitas und Schulen, Parkanlagen. „Man kann nichts ausschließen, mittlerweile sind die Ratten durch die Kanalisation auch in Wohnungen.“ Zehn bis 15 Ratten in der Woche würden ihre Kollegen töten, „aber da sind noch nicht die mitgezählt, die unbemerkt sterben, wenn sie Rattengift gefressen und sich verkrochen haben“.
Belala weiß, dass auf Schulhöfen und Spielplätzen, aber auch Gärten und Balkonen „die Tische reichlich gedeckt sind“ für Ratten. „Etwa wenn Kinder ihre Schulbrote, die ihnen nicht unbedingt munden, mal eben im Gebüsch entsorgen.“ Nun im Herbst und Winter käme das Mitgefühl der Menschen für frierende und hungrige Vögel ins Spiel. „Würde ich im Erdgeschoss wohnen, würde ich kein Vogelfutter auf dem Balkon auslegen“, sagt sie. Denn die Ratten würden auch an den Abwasserrohren hochklettern können, „wenn sie einen Grund dafür haben, dies zu tun“.
Vogelfutter wäre ein besonderer Leckerbissen für die Allesfresser. „Manche benutzten diese offenen Häuschen, wo man das Futter nur hineinschüttet. Die Vögel schmeißen Körner oder Körnerabfall runter, dann werden die Ratten automatisch angelockt.“ Erst würde die Ratte fressen, was sie auf dem Boden finden würde. „Aber wenn sie davon nicht mehr satt wird, sucht sie die Quelle.“ In vielen privaten Gärten gebe es Vogelhäuschen oder Meisenknödel, die nicht allzu hoch stehen oder hängen, „und dann hat man eben auch manchmal Ratten, die in Vogelhäuschen sitzen“.
Ratten werden von den Schädlingsbekämpfern mit Giftködern oder Fallen für Innenräume bekämpft. Die Kosten sind hoch, im Außenbereich könne man mit 400 bis 500 Euro rechnen. „Man muss so oft kommen, bis die Ratte gefangen ist.“ Zuweilen müssten Ausgänge abgedichtet werden, Material nachgelegt oder umgeschichtet werden.
Der eine und andere Garten- oder Hausbesitzer kauft einfach Rattenfallen im Baumarkt. Und wie entsorgt man dann die Viecher? „Idealerweise in einer verschließbaren Plastikhülle im Restmüll“, sagt Belala.