Schwebende Scheiben, hoch aufragende Halme oder bunte Perlen – die Vielfalt, in denen die Natur Verblühtes, Blattwerk oder Früchte präsentiert, erstaunt und steckt voller Poesie. Zum Glück müssen Sie sich nicht entscheiden, ob Ihr Garten im Winter gut aussehen soll – oder den Rest des Jahres. Samenstände und Früchte sind aus Blüten hervorgegangen, und Blätter, die im Winter gut aussehen, sind schon vor Monaten gewachsen. Kurzum: Winterschönheiten machen bereits vor der kalten Jahreszeit Freude und sehen das ganze Jahr über attraktiv aus.
Natürlich sind winterliche Akzente zurückhaltender und wirken eher subtil. Nach dem ersten Frost lenken Formen und Strukturen den Blick auf sich. So wie beim Sonnenhut (Rudbeckia fulgida), der im Sommer mit goldgelben Blüten leuchtet. Nach der Pracht trägt die Pflanze ihre Samenstände wie dunkle Knöpfe auf den Stängeln.
Auch die diversen Sorten der Fetthenne (Sedum) schmücken das Beet noch lange nach dem Frost. Die flachen Samenstände bekannter Sorten wie „Herbstfreude“ sind so stabil, dass sie Schneehauben tragen könnten, ohne einzuknicken.
Etwas filigraner zeigt sich die Herbstanemone (Anemone x hybrida) mit Kugeln, die nach der Blüte auf langen Stielen über dem Boden zu tanzen scheinen. Sie bilden im Lauf des Winters in Wattebäuschchen gebettete Samen, die sich bei Wind wie Schneeflocken von den Pflanzen lösen.
Das Brandkraut (Phlomis russeliana) wiederum trägt seine Samenstände etagenförmig angeordnet und gehört mit dieser Form zu den auffälligen Winterschönheiten.
Deutlich voluminöser präsentieren sich die diversen Hortensien (Hydrangea). Ihre wolkenförmigen Blüten behalten ihre Form auch nach dem Frost und halten bis zum im Frühjahr durch.
Formenvielfalt alleine reicht aber nicht, wenn es darum geht, winterliche Schönheit zu inszenieren. Gerade weil die Auswahl groß ist, sind kluge Kombinationen gefragt, die das Gesamtbild stimmig wirken lassen: Immergrüne Klassiker wie Eibe (Taxus), Stechpalmen (Ilex) oder Efeu (Hedera helix) nehmen hier eine wichtige Rolle ein.
Ihr Grün wirkt an sich schon wohltuend und fungiert als homogener Hintergrund für Pflanzen, die der Frost zu eisigen Skulpturen geformt hat. Außerdem bieten sich standfeste Gräser als Pflanzpartner an. Ihre schlanken Halme sind für sich genommen schon sehenswert und lassen verspieltere Formen zur Geltung kommen.
Allen voran die hoch aufragenden Horste des Chinaschilfs (Miscanthus). Sie zeigen neben ihren Halmen auch eigene Blütenstände, die von Raureif überzogen wie Fähnchen in der Wintersonne glitzern. Eine Etage tiefer wächst das Grüne Kopfgras (Sesleria heufleriana) kompakt und kissenförmig. Ergänzt werden die linienförmigen Strukturen der Gräser von Stauden, deren Blätter sich auch nach dem Frost sehen lassen können: Dazu gehört der an Salbei erinnernde Woll-Ziest (Stachys byzantina) oder der Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum).
Ein wenig Farbe und zugleich Futter für die tierischen Besucher bietet der Garten auch im Winter. Gehölze, die ihre Früchte bei Minusgraden zeigen, werden dann besonders kostbar. Wie glänzende Glasperlen wirken die Beeren des Gewöhnlichen Schneeballs (Viburnum opulus). Für den Menschen sind sie giftig, doch Vögeln dienen sie als Futter.
Komplett ungiftig hingegen sind die diversen Arten des Zierapfels: Als besonders dekorativ gilt der Weißdorn-Apfel Malus transitoria. Er sorgt für Leben im Garten, denn dank seiner nur murmelgroßen, gelborange leuchtenden Früchte wird er im Winter zum Restaurant für Amseln.
Auch die Früchte der Rosen sind ein wertvolles Futter, und es lohnt sich, bei der nächsten Rose auf die Hagebutten zu achten: Der weiße Rambler „Goldfinch“, die rosafarbene Strauchrose „Fenja“ oder die pink blühende Wildrose „Macrocarpa“ bilden besonders viele und dekorative Früchte.
Jenseits von Stauden und Gehölzen bieten sich sehenswerte Winterbilder – etwa durch die rund 170 Zentimeter hoch aufragende Seidige Königskerze (Verbascum bombyciferum). Die zweijährige Art ist in gut sortierten Gärtnereien zu haben und wächst rund einen halben Meter höher als die bekannte Königskerze (Verbascum nigrum). Beide Arten tragen ihre Samenstände den ganzen Winter über und setzen von Raureif überzuckerte, schlanke Ausrufezeichen.
Ebenfalls zweijährig ist die vergleichsweise unbekannte Kreuzblättrige Wolfsmilch (Euphorbia lathyris). Sie fällt im ersten Jahr nicht besonders auf, lässt bei Minusgraden die Blätter schlapp hängen und färbt sich rötlich. Sobald der Frost verschwindet, richten sich die Blätter wieder auf. Im zweiten Jahr blüht sie und bildet kapselförmig verpackte Samen, die auch im Winter noch hübsch aussehen.
Die Wolfsmilch erhält sich ebenso wie die Königskerzen durch Selbstaussaat im Garten. Sie beweisen, dass es sich lohnt, den Blick für die Winterschönheiten zu schulen und dabei die eine oder andere Überraschung zuzulassen.