Landet der Atommüll in Pattensen?
Zwischen Panik und falschen Behauptungen –Teils emotionale Reaktionen nach BGE-Einschätzung zu geeigneten Standorten für Endlager

Atommüll-Endlager in Pattensen? Seite 4
Pattensen. Wo soll der Atommüll gelagert werden? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Diese stellte kürzlich den neuesten Arbeitsstand vor. Demnach ist vorerst nicht auszuschließen, dass die rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktivem Mülls beispielsweise im Pattenser Marienberg eingelagert werden.

Derzeit bewertet die BGE sämtliche Gebiete in Deutschland. Dies soll bis Mitte nächsten Jahres abgeschlossen sein. Danach geht es für die BGE darum, bis Ende 2027 konkrete Vorschläge für Standorte zu erarbeiten. Bis 2050 soll der Standort endgültig feststehen. Weitere Jahrzehnte dürften vergehen, bis dies auch tatsächlich betrieben wird.

Für das Stadtgebiet Pattensen sind die Bereiche mit den Ortsteilen Koldingen, Reden, Pattensen-Mitte, Hüpede und Oerie türkis markiert. Das bedeutet: Diese Bereiche haben die ersten Prüfschritte „weitgehend bestanden“ – sie können somit in die engere Wahl für die Standortsuche nach einem Endlager kommen. Der Bereich um Jeinsen herum wurde gelb oder orange markiert. Dieses Gebiet ist nach Einschätzung der BGE „gering geeignet“ oder „ungeeignet“. Lediglich die Bereiche östlich und nördlich von Schulenburg fallen ebenfalls in diese Kategorien. Der Ort selber sowie der Bereich um den Marienberg sind im BGE-Navigator zur Endlagersuche noch grau – also noch nicht bewertet.

Die in den vergangenen Tagen vermehrt aufkommenden Diskussionen um die Endlagersuche und die geeigneten Orte beschäftigen die Menschen in der Stadt. In Schulenburg erklärt die Spitze der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG): „Als ob die Umzingelung durch die neuen Windräder nicht schon ausreichend wäre“ schreibt diese auf der Plattform Facebook. „Jetzt kommt auch noch die Option eines Atommüll-Endlagers hinzu.“

Die UWG betont am Ende des Beitrags, „keine Panik machen“ zu wollen. Doch genau das wirft ihr Grünen-Ratsherr Uwe Hammerschmidt vor: „Dieser Post ist mal wieder ein schönes Beispiel, wie mit Unwahrheiten Panik geschürt wird“, schrieb er als Kommentar dazu. Besonders übel stößt ihm auf, dass die UWG die türkis markierten Flächen als „stark geeignet als Endlager“ bezeichnet. Doch diese Kategorie gibt es gar nicht.

Hammerschmidt teilt noch eine Spitze Richtung Schulenburg aus: „Da, wo Windenergieanlagen stehen, wird kein Endlager hinkommen. Also können sie doch froh sein, wenn sie so viele neue Windräder bekommen.“

UWG-Fraktionschef Arndt Brinkmann merkt an: „Es kann natürlich Zufall sein, dass gerade jetzt – während ein Endlager gesucht wird – an der B3 bei Schulenburg eine erdgeschichtliche Bohrung erfolgt.“ Dass allerdings die Arbeiten des Landesamts für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) in bis zu 350 Meter Tiefe im Zusammenhang mit den Einstufungen von Böden für ein Endlager, weist deren Sprecher Eike Bruns deutlich zurück.

„Wir machen solche Untersuchungen im Rahmen der geologischen Landesaufnahme. Das heißt, dass wir das nicht im Auftrag für einen anderen machen, sondern dass wir Daten erheben, die der Allgemeinheit und allen dienen.“ Er sagt weiter: „Die Daten aus dem Untergrund, die wir erbohren, sind nachher für jedermann verfügbar. Natürlich auch für die BGE.“

Pattensens Stadtsprecherin Andrea Steding versucht, die teils etwas erhitzten Gemüter wieder zu beruhigen. „Klar ist, dass nach den aktuellen Erkenntnissen gerade in Norddeutschland zahlreiche grundsätzlich zunächst geeignete Bereiche festgestellt wurden. Da ist Pattensen mit dabei. Weitere Konkretisierungen stehen aber noch aus.“

Sie sagt weiter: „Wir nehmen die aktuellen Erkenntnisse zur Kenntnis, bis es klarere Festlegungen gibt, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Sorgen machen muss man sich daher derzeit noch nicht, aber wir verfolgen die weiteren Verfahrensschritte durchaus mit großem Interesse.“

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