„Es wird deutlich weniger abgeholt als früher“, bedauert der Chef des Bürgerbüros Jens van Vürden, der seit mehr als 30 Jahren bei der Stadt arbeitet. Von 50 Rädern, die Polizei oder Privatleute abgegeben haben, konnten maximal drei dem Besitzer zurückgegeben werden, ergänzt Mitarbeiter Michael Köhler. Sogar hochwertige Räder mit einem Zeitwert von 800 Euro oder mehr blieben stehen.
Ob sie gar nicht vermisst oder nicht in Laatzen erwartet werden und darum nicht abgefragt werden, ist schwer zu sagen. Klar ist hingegen, dass alles, was nach sechs Monaten Aufbewahrungsfrist noch im Bürgerbüro steht, dem Finder angeboten wird oder der Stadt gehört. In den meisten Fällen ist dies für die Kommune kein Geschenk: Die meisten Räder sind nur noch als Spende geeignet oder müssen zum Alteisen.
Ein Fund aus Oktober 2024 hingegen ragt heraus. Das neuwertige und unregistrierte Cube-Pedelec sei 3500 Euro wert, schätzt van Vürden. Die Stadt werde es demnächst in die Online-Auktion ihrer Fundsachen zum Beispiel auf zoll-auktion.de geben.
Fahrrad-Versteigerungen, wie sie die Stadt vor der Pandemie noch veranstaltete, gebe es nicht mehr. Zeit- und Personalaufwand für den zumeist geringen Erlös von wenigen Euro pro Rad seien einfach zu groß, so der Chef des Bürgerbüros.
Eine Etage tiefer, im Keller des Rathauses, befindet sich das große Lager für kleinere Fundstücke. Ganze Kisten sind dort gefüllt mit Schlüsseln, Smartphones aller Generationen, Tablets und anderen Elektrogeräte sowie Kleidungsstücken. Außerdem warten dort diverse Gehhilfen, Taschen, Einkaufstrolleys und seit Mai sogar ein mit Kinderbüchern gefüllter Schulranzen auf ihre ursprünglichen Besitzer.
Vor der Einlagerung werde nach Hinweisen gesucht, erklärt der Chef des Bürgerbüros. Aber Ranzen, Rucksäcke und Taschen ohne Persönliches hätten eine deutlich niedrigere Rückgabequote als Ausweismappen oder Portemonnaies. „Ich wundere mich oft, ob die Leute ihre Sachen nicht vermissen“, sagt van Vürden vor einem Kinderwagen und mit Blick auf die gefüllten Regale. Womöglich sei auch Diebesgut darunter, oder der Verlust werde nicht mit Laatzen in Verbindung gebracht.
Die drei häufigsten Fundorte seien das Leine-Center, das Aqualaatzium und die Stadtbahnen, sagt der Bürgerbürochef. Der Bluetooth-Kopfhörer von Sony, liegengeblieben in einer Umkleidekabine von H&M, ist nur ein Beispiel. Vieles werde auch einfach auf der Straße gefunden oder von der Polizei sichergestellt und zur Aufbewahrung übergeben.
Wer in Laatzen einen Schlüssel vermisst, sollte sich tunlichst beeilen. Denn nur kurz nach der Abgabe hängen die noch übersichtlich an einem Brett im Bürgerbüro. Was schon älter ist, kommt in den Keller. Und in den dortigen Kisten gleicht die Suche der berühmten Stecknadel im Heuhaufen.
Immer wieder werde auch Bargeld abgegeben, berichtet van Vürden. So habe eine Frau im März einen 100-Euro-Schein an einer Rolltreppe im Leine-Center aufgehoben und abgegeben. Weil sich während der halbjährigen Aufbewahrungsfrist niemand meldete, erhielt die ehrliche Finderin jüngst das Geld.
Wer etwas vermisst oder gefunden hat, erreicht das Bürgerbüro unter (0511) 82055555 oder kann seit neuestem auch online suchen unter www.fundbürodeutschland.de auf der Kommunenseite Laatzen.