Ist an der Wilkenburger Spinne doch Platz für einen Kreisel?
Architekt Frank Bolte hat jetzt einen Entwurf angefertigt, der die Annahme widerlegen könnte.

Überquert die L389 an der Wilkenburger Spinne: Frank Bolte.Foto: Tobias Lehmann
Hemmingen. Die Verkehrssituation an der Wilkenburger Spinne lässt vielen Bürgerinnen und Bürgern keine Ruhe: Immer wieder kommt es an dem Knotenpunkt der Landesstraße 389 zwischen Wülfel, Wilkenburg und der nach Hemmingen-Westerfeld führenden Dorfstraße, die zur Region Hannover gehört, zu Unfällen. Häufig sind auch Radfahrende beteiligt, wie zum Beispiel bei den jüngsten Unfällen im Juli und August. Der ADFC-Ortsverein Hemmingen-Pattensen fordert deshalb die umgehende Einrichtung einer Ampelanlage. Der diplomierte Architekt Frank Bolte hat noch einen anderen Vorschlag.

„Das Land hat die Einrichtung eines Kreisverkehrs immer mit dem Hinweis abgelehnt, dass es hier keinen Platz dafür gebe. Aus meiner Sicht stimmt das aber nicht“, sagt er. Bolte fährt regelmäßig mit dem Rad von Laatzen nach Hemmingen und zurück. Manchmal hat er auch noch seine kleine Tochter im Anhänger dabei. Immer, wenn der Laatzener die betreffende Kreuzung überquert, habe er ein mulmiges Gefühl. „Diese Kreuzung ist aus mehreren Gründen gefährlich“, sagt er.

So übersehen Autofahrerinnen und Autofahrer nicht nur gelegentlich die Vorfahrt der Radfahrenden, wenn diese auf der Landesstraße über die Kreisstraße fahren. Gefährlich sei es für Fahrradfahrer auch, wenn sie die Landesstraße zwischen dem kleinen Parkplatz und dem Radweg überqueren. Die Stelle ist wegen der Kurve für Autofahrende schlecht einsehbar. Zwar ist an der Stelle Tempo 50 vorgeschrieben, doch nicht alle halten sich daran. Die Landesbehörde hatte unter anderem bereits darauf verwiesen, dass Unfälle dort darauf zurückzuführen seien, dass Verkehrsteilnehmer sich nicht immer an die Regeln halten. „Wenn der Unfall erst geschehen ist, hilft das allerdings wenig“, sagt Bolte.

Der Architekt hat deshalb Abende in seiner Freizeit investiert und den Entwurf eines Kreisels mit drei Ausfahrten an der Stelle angefertigt. Dieser könnte aus seiner Sicht südwestlich der Kreuzung zwischen der Wülfeler Straße und der Dorfstraße installiert werden. „Ich habe die ungefähren Maße anhand der Luftkarten geschätzt“, sagt Bolte. Er geht davon aus, dass ein Kreisel mit einem Durchmesser von 32 Metern für den Verkehr dort ausreichen sollte. Doch selbst ein Kreisel mit einem Durchmesser von 40 Metern sollte noch Platz haben, sagt er. Für die Fahrradfahrer sollte westlich und südlich jeweils ein Übergang geplant werden.

Bolte gibt offen zu, dass er aus dem Hochbau kommt und nicht aus der Verkehrsplanung. „Es gibt bei meinem Entwurf noch viele offene Fragen“, sagt er. So müssten zum Beispiel die Grundstücksverhältnisse geklärt werden. Ebenfalls gibt er keine Schätzung dazu ab, wie teuer das Projekt werden könnte. „Mir ging es vor allem darum, das Argument des Landes zu widerlegen, dass es hier nicht genug Platz gibt. Vielleicht kann die Stadt Hemmingen mit meinem Vorschlag noch einmal Druck bei den Behörden machen“, sagt Bolte.

Der ADFC-Ortsverband bedankt sich bei Bolte für den Vorschlag. Sprecher Jens Spille teilt mit, dass verschiedene Organisationen schon seit Jahrzehnten auf die Einrichtung eines Kreisels dringen und bisher keinen Erfolg hatten. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass die konkrete Planung eines Kreisels viele Jahre dauern werde. Der Verband fordere angesichts der Unfälle deshalb zunächst die unverzügliche Einrichtung einer Ampelanlage, zur Not sogar einer provisorischen Baustellenampel. Bolte wendet ein, dass es mit einer Ampel an der viel befahrenen Kreuzung eventuell zu noch längeren Stauungen komme als ohnehin schon.

Die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr teilt auf Anfrage mit, dass zurzeit keine weiteren Pläne für die Kreuzung vorgesehen sind. „Bislang wurde kein unmittelbarer Handlungsbedarf erkannt“, heißt es. Bei rund 6800 Fahrzeugen und 200 Radfahrenden am Tag sei ein Wert von durchschnittlich drei Unfällen pro Jahr im Vergleich mit anderen Knotenpunkten gering. Sprechen lasse sich höchstens noch über eine zusätzliche Beschilderung, um die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer zu steigern. Die Aufnahme neuer Planungen müssten vom Land oder der Region Hannover ausgehen.
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