Meyers Vorschlag: Aus den beiden bislang festgelegten Vorranggebieten zur Rohstoffgewinnung soll eine noch festzulegende Fläche im Umfang von etwa 25 Prozent gestrichen werden. Diese sollte als Bodendenkmal erhalten bleiben. „Dabei ist ein aus rohstoffwirtschaftlicher Sicht sinnvoller Zuschnitt der verbleibenden Vorranggebiete zur Rohstoffgewinnung zu gewährleisten“, betonte der Umweltminister.
Bis zum Frühjahr 2026 – dann soll d er zweite Entwurf des Landes-Raumordnungsprogramms Niedersachsen (LROP) fertiggestellt sein – müsse man nun gemeinsam fachlich überlegen, welche 25 Prozent des einstigen römischen Marschlagers die für die Forschung und Geschichtsdarstellung wertvollsten sind.Der Programmentwurf werde dann in mehreren Gremien beraten. Nach den Landtagswahlen 2026 könnte die dann amtierende Landesregierung die Planung beschließt. Bis zum wohl 2027 erfolgenden lnkrafttreten sei mangels gültigem LROP-Plan diesbezüglich rechtlich kein Einspruch von der Firma Holcim zu erwarten, sagte Meyer. „Hier darf es nicht nur um ökonomische Interessen gehen“, sagte er. Ein großer Teil des Römerlagers sei bei Umsetzung dieses Vorschlags gerettet.
Die Reaktionen auf den Vorschlag: Die in der Römer AG Leine aktive Historikerin Carola Hagemann betonte, dass ihr Bestreben im Erhalt des gesamten Römerlagers liegt. Der Hemminger Grünen-Fraktionssprecher Joachim Steinmetz verwies auf die St.-Vitus-Kirchenengemeinde. Diese hatte es bereits im Jahr 2016 abgelehnt, für eine Auskiesung erforderliches Land an Holcim zu verkaufen. Der Landtagsabgeordnete Brian Baatzsch (SPD) zeigte sich zuversichtlich, dass die Zukunft des Römerlagers auch in den weiteren Verfahren gesichert werden kann. „Das Römerlager in Wilkenburg ist ein Schatz unserer Geschichte, und sein Erhalt liegt mir sehr am Herzen“, betonte er. Für Baatzsch habe Meyer maßgeblich dazu beigetragen, „dass das Römerlager im Landesraumordnungsprogramm berücksichtigt wird“.Dirk Fahlbusch, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender, sagte: „Dass hier eine Bleibeperspektive erreicht wurde, ist auch das Ergebnis jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit und des beharrlichen Engagements im Rat der Stadt Hemmingen.“Historikerin Hagemann wünscht sich für die Zukunft einen außerschulischen Lernort für Kindergartengruppen und Schulklassen. Das Römerlager könne auch für historisch interessierte Reisegruppen aus ganz Europa spannend sein. Zur Vermittlung des Wissens sollten weitere Informationstafeln mit QR-Codes aufgestellt, fachliche Führungen, historische Radtouren und Mitmachaktionen angeboten werden. „So kann es uns gelingen, daraus Bilder vor unserem geistigen Auge entstehen zu lassen“, sagt Hagemann.
Auf dem Areal bei Wilkenburg wurden die Reste eines rund 2000 Jahre alten römischen Marschlagers entdeckt. Es ist laut Experten das Nordöstlichste, das man bisher gefunden hat.Der spätere Kaiser Tiberius hatte sich hier im Herbst des Jahres 4 nach Christus laut neuesten Untersuchungen für etwa drei Monate mit rund 20.000 römischen Legionären und Hilfstruppen eingerichtet. Sein Ziel sei damals gewesen, Friedensgespräche mit den Cheruskern zu führen.