Für Berkelmann und Stichternath ist Laatzen nach der Ausbildung die erste Stelle. Gleichwohl haben sie klare Ziele. „Ich kann mir viele Dinge vorstellen, die man hier einfach mal ausprobieren kann, etwa einen interaktiven Gottesdienst“, sagt die 31-Jährige und betont: „Ich erlebe eine große Offenheit für neue Formen von Kirche, und das macht mir Mut.“
Berkelmann stammt ursprünglich aus Loccum und ist keine Unbekannte in Laatzen. Nach dem Theologiestudium in Göttingen absolvierte sie 2022 den praktischen Ausbildungsteil, das Vikariat, bei St. Gertruden in Gleidingen. Seit Juli ist die junge Mutter zurück aus der Elternzeit und wohnt mit ihrer Familie im renovierten Pfarrhaus in Grasdorf.
Neben der Immanuelkirche im Pfarrhaus in Alt-Laatzen lebt jetzt Alexander Stichternath mit seiner Frau und dem zweijährigen Sohn. „Mir ist es wichtig, bestehende Traditionen mit neuen Formen zu mischen und eine stimmige, moderne Form von Kirche zu entwickeln“, sagt der 32-Jährige. Er nehme in Laatzen eine große Offenheit dafür wahr. Der junge Familienvater aus Hannover hat sein berufliches Talent entdeckt, nachdem er beim Abitur-Gottesdienst am Kaiser-Wilhelm und Ratsgymnasiums die Predigt gehalten hatte. „Die positiven Rückmeldungen haben meine Neugier geweckt“, erzählt er. „Nach einigen Gesprächen war klar: Ich möchte Pastor werden.“
Stichternath studierte Theologie in Göttingen, Helsinki und Heidelberg und absolvierte sein Vikariat in Hessisch Oldendorf. Besonders wichtig sei ihm der Teamgedanke, betont er.
In das Gleidinger Pfarrhaus, in dem bis Februar noch Pastorin Susanne Michaelsen mit ihrer Regenbogenfamilie wohnte, zieht zum Oktober erneut eine queere Pastorin ein: Silke Fahl. Sie kommt aus dem Probedienst der Kirchenregion Garbsen-Süd und Marienwerder, lebte zwischenzeitlich in Kanada und spricht fließend Englisch.
„Mir liegen Seelsorge, alternative Gottesdienste und die Arbeit mit der LGBTQ2S*-Community sehr am Herzen“, schreibt die 38-Jährige auf der Internetseite der Gemeinde. Das Akronym bezieht sich nicht nur auf Lesben, Gays (Schwule), Bisexuelle, Transpersonen, Queer sowie – dafür das Sternchen – weitere Identitäten und Orientierungen. Es enthält auch die Abkürzung „2S“, was im Englischen „two spirits“ bedeutet und bei indigenen Kulturen für verschiedengeschlechtliche Anteile in einem Körper steht.
Aufgewachsen ist Fahl in Hannover-Misburg und Sehnde. Nach dem Theologiestudium in Göttingen und Vikariat in Ostfriesland war sie 19 Monate in Toronto Teil eines internationalen und ökumenischen Vikariatsteams. „Ich liebe die Vielfalt in meinem Beruf“, sagt die Pastorin, die nebenbei Gebärdensprache lernt. Zusätzlich zur Seelsorge gestalte sie gern Gottesdienste, „egal, ob klassischer Sonntags-, musikalischer oder queerer Jugendgottesdienst“.
Das neue Pastoren-Trio wird, ebenso wie schon Jens Wening und Katrin Dieckow, im ganzen Gemeindegebiet tätig sein. Eine feste Kirche ist ihnen nicht zugewiesen.
Am vergangenen Sonntag wurden zunächst Marie-Theres Berkelmann und Alexander Stichternath in der Immanuel-Kirche vom Regionalbischof im Ruhestand, Christian Brandy, zur Pastorin und zum Pastor ordiniert. Silke Fahl wird dann am Reformationstag, 31. Oktober, 11 Uhr von Superintendent Andreas Brummer in der St.-Petri-Kirche als neue Pastorin der Gesamtkirchengemeinde Laatzen eingeführt.