Klängein der Blindheit

Das Schauspiel Hannover zeigt „Mit anderen Augen“.Foto: Birgit Hupfeld
Hannover. Wir leben in einer Gesellschaft der Sehenden. Von „Auf Wiedersehen“ über den „blinden Alarm“ bis zur „Liebe auf den ersten Blick“ ist unsere Sprache voller Metaphern des Sehens. Erkenntnis und Vernunft werden mit Licht und Sehen verknüpft, Unmündigkeit und Unvernunft dagegen mit Bildern von Blindheit und Dunkelheit. Die Welt der Blindheit ist den meisten von uns unbekannt. Doch was geschieht, wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt wird: In welchem Raum befinden sich blinde oder sehbehinderte Menschen? Was bedeutet Zeit für sie? Was erzählen Töne, Geräusche? Kann man mit den Ohren sehen? Diesen und anderen Fragen geht „Mit anderen Augen“ nach, eine berührende Theatercollage aus Songs, Texten, Bildern, Klängen und Sinneseindrücken, die auf poetische Weise eintaucht in die Welt der Blindheit. Das Schauspiel Hannover, Prinzenstraße 9, bringt „Mit anderen Augen“ ab Sonnabend, 20. September, ab 19.30 Uhr auf die Bühne. Texte von blinden und sehbehinderten Menschen sowie die der live gesungenen Songs lenken Gedanken, Gefühle und Wahrnehmung weg vom Visuellen hin zu anderen Sinnen wie dem des Hörens. Nicht als Ersatz, vielleicht als Gewinn. Die acht Spieler und Musiker befinden sich in einem Raum, der sich zwischen Dunkelheit, Unschärfe, hellem Licht und dem Verzicht auf starke Farben bewegt. Regisseurin Selen Kara inszeniert seit mehr als zehn Jahren an renommierten Theatern. Einfühlsam und mit einem klaren ethischen Kompass nähert sie sich ihren Themen und Stoffen, die von zeitgenössischen Romanen bis zu klassischer und moderner Dramatik reichen. Die Inszenierung möchte die Aufführung auch für nicht sehendes Publikum erfahrbar machen, auch mit Hilfe von Audiodeskription. Mehr als sehenswert! red Weitere Termine und Vorverkauf: staatstheater-hannover.de
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