„Historisch gesehen ist Europa ein junges Projekt“, sagt die 64-Jährige, die mit ihrer Familie in Grasdorf lebt. Das Leben ohne Grenzkontrollen und Währungsumtausch möge gerade für junge Menschen selbstverständlich sein. Doch die aktuelle Entwicklung, in der der Nationalismus aufblüht, mache deutlich: „Wir müssen wieder dran arbeiten.“
Die 1946 nach dem Zweiten Weltkrieg gegründete Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, für einen europäischen Bundesstaat einzutreten, der auf Prinzipien von Demokratie und Freiheit beruht. Die Mitglieder bemühen sich unter anderem, Menschen über die aktuelle Europapolitik zu informieren und den Nutzen der EU für die Bürger zu verdeutlichen. Dafür gehen die Mitglieder in Schulen, organisieren Vorträge und schaffen Räume für den Austausch.
Dabei spielt Laatzen aktuell eine besondere Rolle. Mangels Räumen in Hannover kommen Mitglieder und Interessierte des Regionsverbands an jedem dritten Dienstag des Monats von 18.30 bis 20 Uhr im Stadthaus am Marktplatz zusammen, um sich über ein ausgewähltes Thema auszutauschen.
Dabei gehe es auch um inhaltliche Tiefe: Zu Beginn stehe ein bis zu zehnminütiges Impulsreferat, erläutert Asendorf – zuletzt etwa zu Themen wie die Europäische Bürgerinitiative. Auch online sei eine Teilnahme möglich.
Für die Grasdorferin ist das ehrenamtliche Engagement auch eine demokratische Notwendigkeit. „Wir müssen die Demokratie schützen“, sagt die 64-Jährige – und ist sich sicher, weitere Gleichgesinnte zu finden. „Wir sind ein Heer von Leuten, die gut ausgebildet und fit sind“, sagt sie etwa über ihre eigene Generation.Bislang gehörten dem Regionalverband lediglich 37 Mitglieder an, während es beispielsweise in Göttingen 400 seien, so Asendorf. Ihr Ziel sei es, mehr Menschen dafür zu gewinnen und sich mit anderen Kreisverbänden auszutauschen. Für Neueinsteiger sei diese Aufbauarbeit eine Chance: „Jeder, der neu einsteigt, kann eines der Themen bearbeiten“, sagt Asendorf – von Vorträgen bis zur Organisation von Veranstaltungen. Vorwissen sei nicht nötig.
Sie selbst sei 2016 als Mitglied des Europaausschusses im Landtag zur Europa-Union gestoßen, erzählt Asendorf. Auch als studierte Agraringenieurin sei sie von der europäischen Idee überzeugt. Zum Beispiel wegen der im Jahr 2000 beschlossenen EU-Wasserrahmenrichtlinie, mit der Flüsse und andere Gewässer geschützt werden. „Das sichert uns das Wasser in Europa“, sagt sie. Schließlich würden Flüsse nicht an nationalen Grenzen Halt machen.
„Für mich ist es auch eine Möglichkeit, der Stimmung zu entkommen, dass alles so schlechtgeredet wird“, sagt Asendorf. Und: „Was mich fasziniert ist, dass wir streng überparteilich sind: Viele, die zu uns kommen, haben keine Lust auf Parteien.“ Sie selbst sei Mitglied der Grünen, für die sie 2021 als Bürgermeisterkandidatin in Laatzen antrat, der Landesvorsitzende Harm Adam hingegen in der CDU. Und trotzdem gelte: „Es gibt kein Gegeneinander.“ BSW und AfD blieben allerdings außen vor, da deren Programme nicht mit den Satzungszielen vereinbar seien.