Mit Strategie gegen den Kita-Stress
Der Pattenser Verein Mobile hat Arbeitsbedingungen umgestellt und nun einen Plan zur Entlastung der Mitarbeitenden
in seinen Tagesstätten. Die statistisch hohen Kranktage in dem Beruf sollen so sinken.

Sandra Hülsmann (sitzend rechts) und ihr pädagogisches Mobbile-Team: Carina Ahrbecker (von links), Regina Liedtke, Kendra Tewesmeier, Bianca Hetmeier-Blau und Fatema Nuristani.Foto: Tobias Lehmann
Pattensen. In vielen Kindertagesstätten fehlt es an Fachkräften. Das geht aus einer Statistik hervor, die die Region Hannover jüngst veröffentlicht hat. Der Verein Mobile in Pattensen hatte in den vergangenen Jahren damit allerdings weniger Probleme. Er betreibt unter der Leitung von Sandra Hülsmann und Martina Götz Kindertagesstätten an der Ruther Straße und im Mehrgenerationenhaus an der Göttinger Straße. So gut lief es allerdings nicht immer. „Es gab eine Zeit, da hatten wir auch massive Probleme. Dann haben wir einige Arbeitsbedingungen umgestellt“, sagt Regina Liedtke, stellvertretende Leiterin der Kindertagesstätte an der Ruther Straße.

Statistiken zeigen bereits seit Jahren eine überdurchschnittlich hohe Zahl an Krankheitstagen bei Erzieherinnen und Erziehern. Während Mitarbeitende in anderen Berufen im Durchschnitt 15 bis 20 Tage im Jahr erkranken, sind es unter Erziehenden bis zu 30 Tage im Jahr. Fast ein Drittel der Fehltage soll auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sein. „Der Druck ist hoch“, sagt Hülsmann. Gerade deshalb sei es wichtig, eine gesunde Arbeitsatmosphäre zu schaffen.

Unter anderem hat Mobile für die Mitarbeitenden Diensthandys eingeführt. „Das ist wirklich gut. Wenn ich im Feierabend nicht erreichbar sein will, bin ich dann auch nicht erreichbar“, sagt Liedtke. Die Leiterin der Kindertagesstätte Ruther Straße Fatema Nuristani sagt, dass auch die gegenseitige Hilfe groß sei. „Ich hatte einmal eine persönlich etwas schwierige Phase, in der ich vom Verein wirklich viel Unterstützung erfahren habe“, sagt sie. Zudem gibt es für die Erziehenden einmal im Monat auch einen Homeoffice-Tag, an dem Aktionen vorbereitet und vergangene reflektiert werden können.

Der große Druck für diese Berufsgruppe ergibt sich laut Hülsmann unter anderem aus den sich wandelnden Herausforderungen bei der Arbeit mit Kindern. „Bei uns arbeiten drei Generationen als Erziehende“, sagt sie. Diese seien alle mit unterschiedlichen pädagogischen Vorstellungen aufgewachsen. Heute stehe das beziehungsorientierte Modell im Vordergrund, in dem möglichst individuell auf die einzelnen Bedürfnisse der Kinder eingegangen werde. Auch der Druck für die Eltern sei höher geworden. „Junge Eltern haben meist hohe Ansprüche an sich selbst. Doch diese Tiktok-Vorzeigefamilien sind meist nicht die Realität“, sagt Hülsmann.

Die Erziehenden in den Kindertagesstätten müssen trotz ihres teilweise größeren Altersunterschieds lernen, zusammenzuarbeiten und einander zu respektieren.

Unter anderem prallen dabei auch unterschiedliche Ansprüche an die Arbeitswelt aufeinander. „Die jüngere Generation glaubt nicht mehr daran, dass sie noch eine Rente bekommt. Deshalb achtet sie jetzt bereits auf eine ausgewogene Work-Life-Balance“, sagt Hülsmann. Der Ganztagsjob sei nicht mehr so beliebt wie früher. „Es gibt viele, die lieber nur 30 Wochenstunden arbeiten wollen“, sagt Hülsmann. Dafür sollen viele dann eher noch einen Zweitjob annehmen, der aber zeitlich flexibler gestaltet werden kann. Mobile bietet unter anderem deshalb auch Arbeitsstellen in Teilzeit an.

Für den Weltkindertag planen dieses Jahr alle Kindertagesstätten in Pattensen eine gemeinsame Aktion. Die Erziehenden und die Kinder treffen sich am Sonnabend, 20. September, um 10 Uhr am Schützenplatz und gehen dann gemeinsam zur Grundschule Pattensen. Dort wird dann in einer größeren Veranstaltung mit verschiedenen Aktionen das zehnjährige Bestehen des Netzwerkprojekts „Frühe Hilfen“ gefeiert, eine Kooperation zwischen der Stadt und Mobile.
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