Stadt hat Kauf des
Leine-Centers geprüft
Kommune verzichtete am Ende auf Vorkaufsrecht. Politik sieht Eigentümerwechsel positiv

Ist größer als die Ernst-August-Galerie in Hannover: das Leine-Center in Laatzen.Foto: Tim Schaarschmidt
Laatzen. Beim Verkauf des Leine-Centers gab es im Hintergrund Überlegungen, ob die Stadt Laatzen selbst ein Vorkaufsrecht geltend machen sollte: Der dem Vernehmen nach geringe Preis, zu dem der Investor das Einkaufszentrum erworben haben soll, hatte für stadtinterne Gespräche Anlass gegeben, wie aus Kreisen von Politik und Verwaltung zu hören ist.

Beim Verkauf von Immobilien können Kommunen unter bestimmten Voraussetzungen ein Vorkaufsrecht ausüben. Im Falle des Leine-Centers wäre der entscheidende Hebel gewesen, dass die Mall im Sanierungsgebiet Laatzen-Mitte liegt. Die Stadt verzichtete allerdings darauf, dieses Recht auszuüben.

Bei der Prüfung durch die Stadtverwaltung war allerdings herausgekommen, dass die Option allein schon aus rechtlichen Gründen wohl nicht möglich gewesen wäre. „Die Stadt hätte das Vorkaufsrecht nur über die Sanierungssatzung ausüben können, wenn der Verkauf den Sanierungszielen entgegengestanden hätte“, teilt eine Sprecherin mit. Dieses sei jedoch nicht der Fall gewesen. Mit anderen Worten: Weil im Leine-Center weiterhin reger Betrieb herrscht, darf die Stadt nicht eingreifen.

Es gab aber auch erhebliche politische Bedenken gegen einen solchen Erwerb. „Nach meiner Ansicht ist das keine staatliche Aufgabe“, findet etwa der Grünen-Fraktionsvorsitzende Thomas Weber. „Wir könnten ein Center gar nicht führen, weil wir keine Ahnung davon haben“, sagt auch Gerhard Klaus (FDP). „Abgesehen davon hätte die Kommunalaufsicht dies nie genehmigt.“ Auch bei SPD und CDU wird dies so gesehen.

Aus Sicht von Bürgermeister Kai Eggert (parteilos) wäre ein Kauf – bei allen Bedenken – eine „einmalige Chance“ gewesen, zumal die Stadt dabei das ehemalige Adler-Gebäude erworben hätte, das sie ohnehin gerne für das Bürgerbüro und die Stadtbücherei nutzen würde. „Wir hätten einen Kauf allerdings nicht genehmigt bekommen“, weiß auch Eggert.

Grundsätzlich wird der Verkauf bei den Laatzener Ratsfraktionen verhalten positiv gewertet. Silke Rehmert (SPD) etwa sieht mit den neuen Eigentümern größere Chancen als mit Interessenten aus der Vergangenheit – und erinnert an die Diskussion Anfang 2023: Damals hatte ein Finanzinvestor reges Interesse gezeigt, soll dann aber wegen Problemen mit der Finanzierung zurückgezogen haben. „Die Probleme mit einem reinen Finanzinvestor wären größer gewesen als mit jemandem, der grundsätzlich auch Betreiber von Einkaufszentren ist“, sagt Rehmert. Ein weiterer Vorteil sei, dass die neuen Eigentümer bereits Ketten und Geschäfte an der Hand hätten, die möglicherweise eher bereit seien, eine weitere Filiale in Laatzen zu betreiben.

Auch bei der CDU begrüßt man den Verkauf. „Das ist erst einmal eine gute Nachricht“, findet Fraktionschef Fabian Bodenstab. Allerdings gebe es viele Unbekannte. „Was jetzt kommt, muss man sehen. Ich wünsche dem neuen Eigentümer viel Erfolg.“ Sehr zurückhaltend äußert sich hingegen der FDP-Fraktionsvorsitzende Klaus. „Ich bin sehr skeptisch, weil wir in den letzten Jahren von Investoren immer gehört haben, dass es sich nicht lohne. Jetzt kommt jemand und sagt genau das Gegenteil.“

Auch Eggert betont die Unterschiede zu früheren Investoren. „Andere haben immer gesagt, die Fläche sei zu groß. Jetzt haben wir jemanden, der sagt: Wir brauchen große Flächen, um große Namen hierherzubringen.“ Der Verkauf sei definitiv besser als die Situation zuvor, zumal er jetzt wieder direkte Ansprechpartner habe, wenn es um städtische Belange geht. Er habe drei Jahre lang mit verschiedenen Investoren Kontakt gehabt. „Jetzt ist der Verkauf endlich umgesetzt worden“, sagt Eggert.

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