Ratsgruppe will Igel vor Verletzungen schützen
Andere Städte machen es bereits vor: Rot-Grün will Nachtfahrtverbot für Mähroboter

Weil sie sich bei Gefahr einrollen und nicht flüchten, sind häufig Igel von Verletzungen betroffen.Foto (Archiv): Armin Weigel
Laatzen. Umweltverbände beklagen seit langem, dass Igel und Kleinlebewesen durch Mähroboter verletzt oder getötet werden. SPD und Grüne in Laatzen fordern nun, den Einsatz nachts zu untersagen, wenn die Tiere besonders gefährdet sind. Andere Städte haben dies bereits umgesetzt.

Das Mehrheitsbündnis von SPD und Grünen im Laatzener Rat will den Einsatz von Mährobotern im Stadtgebiet begrenzen. Die Ratsgruppe schlägt vor, die Benutzung in den Nachtstunden zu untersagen, um Kleintiere wie Igel zu schützen. Den gleichen Vorstoß hatte vor kurzem auch Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) gemacht.

SPD und Grüne beziehen sich auf Warnungen von BUND und Nabu. „Die Umweltverbände beklagen schwere Schnittverletzungen unter anderem bei Igeln durch den nächtlichen Einsatz von Mährobotern“, heißt es in der Begründung zum rot-grünen Antrag, der in den nächsten Wochen die Ratsgremien durchlaufen soll.

„Die nachtaktiven Tiere rollen sich bei drohender Gefahr zusammen und werden von den Mährobotern angefahren und verletzt oder getötet“, argumentiert die Ratsgruppe. Auch für Amphibien wie Kröten und Eidechsen bestehe diese Gefahr. „Leider erkennen die Geräte trotz anderslautender Versprechen der Hersteller die Tiere meistens nicht.“

Auf Vorschlag der rot-grünen Ratsgruppe soll die Stadtverwaltung eine Satzung oder Verordnung erarbeiten, mit der der nächtliche Einsatz der Geräte in Laatzen untersagt wird. Eine rechtliche Handhabe sieht die Ratsgruppe auch dadurch, dass Igel und viele Amphibienarten per Bundesartenschutzverordnung besonders geschützt sind.

Umweltminister Christian Meyer hatte vor kurzem ebenfalls Nachtfahrverbote für Mähroboter angeregt. „Das ist eine völlig unnötige Gefahr. Hier ist eine Regelung zu treffen“, sagte der Grünen-Politiker unlängst bei der Vorstellung der neuen Roten Liste für Säugetiere in Niedersachsen. Kommunen hätten entsprechende Möglichkeiten. Besser sei allerdings eine bundeseinheitliche Regelung, für die er sich bei Konferenz der Umweltminister einsetzen wolle.

Eine Reihe von Städten in Deutschland hat solche Regelungen bereits verhängt, viele von ihnen in den vergangenen Monaten. Entsprechende Verbote gibt es beispielsweise in Leipzig, Köln, Göttingen, Erfurt, Hildesheim und Uelzen. In Leipzig etwa dürfen Mähroboter nur bis 30 Minuten vor Sonnenuntergang und ab 30 Minuten nach Sonnenaufgang verwendet werden, andere Städte haben ähnliche Regelungen.

Hersteller von Mährobotern verweisen auf technische Lösungen, um die Gefahr für Lebewesen zu verringern. Der Hersteller Gardena etwa betont, die meisten eigenen Geräte seien mit schwenkbaren Klingen, Gleitplatten und/oder Vorderradantrieb ausgestattet. Zudem starte das Schneidsystem nicht in der Ladestation, sondern erst nach einigen Metern: Kleintiere, die unter dem Mäher Schutz gesucht haben, könnten dann weglaufen. Allerdings empfiehlt auch das Unternehmen ausdrücklich, die Geräte nur tagsüber einzusetzen, was per App einstellbar sei. Aus Sicht des Umweltverbands BUND ist die Nutzung von Mährobotern auch aus anderen Gründen fragwürdig. „Sie mähen schlicht alles weg, was auf dem Rasen blüht – und vernichten damit Nahrungsangebot für Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und Insekten“, argumentieren die Umweltschützer.

Wie viele Tiere durch Mähroboter tatsächlich verletzt oder getötet wurden, ist nicht vollständig erfasst. Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin hat allerdings in einer Studie in Zusammenarbeit mit Igel-Auffangstationen 370 dokumentierte Fälle im Zeitraum von Juni 2022 bis September 2023 untersucht, bei denen Tiere Schnittverletzungen erlitten, die auf elektrische Gartenpflegegeräte zurückzuführen waren. 47 Prozent der Tiere erlagen ihren Verletzungen oder mussten eingeschläfert werden.

Erstmals öffentlich diskutieren werden Laatzens Ratspolitiker das Thema im städtischen Umweltausschusses am Dienstag, 2. September. Eine Entscheidung soll am 18. September im Rat der Stadt fallen.
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