Nach Betrug am Seniorenbund wollen viele Geld spenden
Betrüger haben den Christlichen Seniorenbund Laatzen um 37.500 Euro gebracht. Um dem Verein aus der Klemme zu helfen, haben die Mitglieder jetzt grünes Licht für ein Darlehen gegeben.

Erst Darlehen, dann Spenden: Der Vorsitzende des Christlichen Seniorenbundes, Werner Läwen, informiert die Mitglieder darüber, wie es jetzt weitergehen soll.Foto: Stephanie Zerm
Laatzen. Der Andrang war riesig: Kein einziger Sitzplatz war im großen Saal im Treffpunkt Alt-Laatzen mehr frei. Einige Besucherinnen und Besucher hatten sogar im Nebenraum Platz genommen, andere standen, um zu hören, wie es jetzt mit dem Christlichen Seniorenbund weitergeht.

Viele Mitglieder boten an, Geld zu spenden. „Wenn alle unserer 500 Mitglieder etwas mehr als 30 Euro spenden, bekommen wir den noch offenen Betrag zusammen“, sagte eine Seniorin. Doch Spenden will der Seniorenbund zum aktuellen Zeitpunkt noch gar nicht haben.

Im Juni war der christliche Verein Betrügern zum Opfer gefallen. Nachdem der Seniorenbund im Juni mit 50 Personen eine einwöchige Gruppenreise nach Borkum gemacht hatte, waren die Hotelkosten von 35.726 Euro nicht auf das Konto des CVJM-Gästehauses Victoria, sondern auf das von Betrügern geflossen. Diese hatten das E-Mail-Konto des Vorsitzenden des Seniorenbunds, Werner Läwen, gehackt und ihm im Namen des Gästehauses auf Borkum eine Rechnung mit einer gefälschten Bankverbindung geschickt. „CEO-Fraud“ nennt sich diese Masche.

Janine Thürnau, stellvertretende Leiterin des Kriminalermittlungsdienstes beim Polizeikommissariat Laatzen, riet den anwesenden Gästen, bei so hohen Summen immer persönlich beim Rechnungssteller nachzufragen, wenn es Unklarheiten gibt. Sie nimmt an, dass auch der E-Mail-Account des CVJM-Gästehauses auf Borkum gehackt worden ist. Das legt auch das nahe, was Läwen dort bei einem Anruf erfuhr. „Mir wurde dort die Auskunft gegeben, dass dies bereits der dritte Fall in diesem Jahr ist, bei dem Geld statt auf das Konto des Gästehauses auf eines bei der Targobank überwiesen wurde.“

Die echte Hotelrechnung, die der Seniorenbund noch begleichen muss, blieb dagegen unbezahlt. Die gute Nachricht: „Das Hotel hat uns einen Zahlungsaufschub bis Ende des Jahres gewährt“, teilte Läwen den mehr als 120 Mitgliedern mit, die zu der außerordentlichen Mitgliederversammlung gekommen waren. Eine weitere gute Nachricht: „Mehr als die Hälfte des noch offenen Betrags ist bereits bezahlt.“

Möglich gemacht hat das ein privates Darlehen von 12.000 Euro. „Außerdem haben wir noch 6000 Euro von den Vereinsfinanzen zusammenkratzen können“, sagte Läwen.

Um den restlichen Betrag zu begleichen, will der Seniorenbund ein Darlehen aufnehmen. Die genaue Höhe steht noch nicht fest. Denn sowohl Werner Läwen als auch Schatzmeister Gunnar Barovic hoffen, dass ihre jeweilige private Haftpflichtversicherung zumindest einen Teil der Kosten übernimmt.

Außerdem hofft der Seniorenbund darauf, von der Targobank, bei der das Konto des Betrügers am 20. Juni gesperrt wurde, die darauf noch sichergestellten 10.000 Euro zu erhalten. Dies ist jedoch fraglich. Denn bislang ist noch nicht abschließend geklärt, ob es nicht noch weitere Geschädigte gibt, die darauf Anspruch erheben.

„Wir wollen nur ein Darlehen über den dann noch offenen Betrag aufnehmen“, sagte Läwen. Die anwesenden Mitglieder stimmten geschlossen für die Aufnahme des Kredits. Anschließend sollten Spenden gesammelt werden, um die Summe zurückzuzahlen. „Mehr Geld dürfen wir als gemeinnütziger Verein gar nicht auf dem Konto haben“, sagte Läwen und betonte: „Wir stehen das durch und machen so weiter wie bisher.“ Er freue sich sehr über die große Spendenbereitschaft.

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