Anlass für ihre Bewerbung war die seit 2024 in Deutschland grundsätzlich zulässige doppelte Staatsbürgerschaft. „Meine irische Staatsbürgerschaft will ich gern behalten. Doch mein Lebensmittelpunkt ist hier in Deutschland“, erklärt Otto. Ihren deutschen Mann Gerhard hatte sie 1973 im Urlaub in Spanien kennengelernt. Sie zog 1975 zunächst nach Berlin. 1977 heirateten Patricia und Gerhard Otto in Irland, lebten aber weiterhin in Deutschland. Seit 1983 haben die Eltern von zwei erwachsenen Kindern ein Haus in Hiddestorf. Unter anderem hat Otto einige Jahre als Spielkreis-Gruppenleiterin im Harkenblecker Spielgarten gearbeitet und später als Angestellte in einer Bank.
Die 72-Jährige stellte ihren Antrag auf Einbürgerung im Juli 2024 – und bekam die Mitteilung, dass die Bearbeitung Monate dauern werde. Die Region Hannover begründet die lange Wartezeit in ihrem Schreiben an Otto mit dem Fachkräftemangel. Nicht alle Stellen in der Behörde seien besetzt, sodass „erhebliche Bearbeitungsrückstände“ bestünden, heißt es in dem Brief, der dieser Redaktion vorliegt.
Und weiter: Auch Nachfragen seien nicht sinnvoll, weil dies den Vorgang nicht beschleunigen werde. Die nächste Post von der Region kam erst im Mai 2025. Darin wurde Otto aufgefordert, innerhalb von zwei Wochen eine Bearbeitungsgebühr von 255 Euro zu zahlen. Zusätzlich sollte sie neben der Vorlage des Sprachdiploms einen handschriftlichen Lebenslauf, einen Geburtsregisterauszug ihrer Kinder und Nachweise über ihr Einkommen vorlegen.
Noch bis 2024 mussten Bürgerinnen und Bürger, die älter als 65 Jahre sind, ihre Sprachkenntnisse für die Einbürgerung nicht mehr unter Beweis stellen. Die Region Hannover weist in ihrer Korrespondenz aber darauf hin, dass diese Regelung mittlerweile aufgehoben wurde.Wegen all dieser Bedingungen wollte Otto sich die Angelegenheit doch noch mal durch den Kopf gehen lassen – sie ließ die Zahlungsfrist von zwei Wochen verstreichen. Die Region erhob dann schon im Juni eine Mahngebühr von weiteren 9 Euro. Otto war irritiert: „Die Behörde meldet sich fast ein Jahr nach meinem Antrag und gibt mir dann nur 14 Tage Zeit für die Zahlung. Das finde ich unangemessen.“
Auch aus diesem Grund nahm sie schließlich wieder Abstand davon, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen. Zahlen musste sie trotzdem noch 136 Euro. „Der Hauptgrund für meinen Antrag war, dass ich nach 50 Jahren in Deutschland gern an Bundestags- und Landtagswahlen teilgenommen hätte“, erläutert sie. „Doch dann verzichte ich eben.“
Fremdenfeindliche Erfahrungen habe sie, mit einer Ausnahme in den Siebzigerjahren, bisher nicht gemacht, sagt Otto. Doch manchmal bereiteten ihr aktuelle politische Strömungen durchaus Sorgen – etwa rechtsextremistische Bestrebungen, denen es darum gehe, nicht deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger auszuweisen.
Ihr Mann lässt sich davon nicht beunruhigen. „Dann ziehen wir nach Irland“, sagt er pragmatisch. Tatsächlich hat Gerhard Otto für einige Jahre schon einmal dort gearbeitet, während seine Frau mit den Kindern in Deutschland blieb. „Sie standen damals beide kurz vor dem Abitur, und ich wollte unseren Lebensmittelpunkt nicht verlegen“, sagt Patricia Otto.
Sie ist nun entschlossen, sich auch weiterhin als Irin in Hiddestorf wohlzufühlen.