Loyal gegenüber dem Amt
Stadtsprecherin Andrea Steding ist ab August die neue Nummer zwei im Rathaus

Fühlt sich wohl im Rathaus: Andrea Steding.Foto: Tobias Lehmann
Pattensen. Andrea Steding kann gut und gerne als eines der Gesichter der Stadt Pattensen bezeichnet werden. Sie ist schon seit Jahren Sprecherin des Rathauses und ab August auch die offizielle Stellvertretung von Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD). Mehr Geld bekommt sie dafür nicht. Doch was treibt die 56-Jährige in ihrem Einsatz für die Stadt an?

Steding bezeichnet sich selbst als Kind der Region Hannover. Sie ist 1968 in Gehrden geboren worden und in Wennigsen aufgewachsen. Nach ihrem Abitur wollte sie eigentlich Deutsch und Englisch studieren. Das änderte sich, als sie mit dem Jahrgang ihrer damaligen Schule an einer Berufsberatung beim Arbeitsamt teilnahm. „Dort sagte mir der Berater ganz offen, dass ich mit diesem Studium später arbeitslos sein werde“, sagt Steding.

So begann Steding schließlich ein duales Studium bei der Stadt Barsinghausen, das sie als Diplom-Verwaltungsfachwirtin abschloss. 1991 startete sie ihre Karriere bei der Stadt Pattensen. „Ich arbeitete über die Jahre in verschiedenen Bereichen, unter anderem beim Standesamt“, sagt die Beamtin. Noch heute komme es vor, dass Pärchen sie etwa beim Einkauf ansprechen und sagen, dass sie von Steding vor vielen Jahren getraut wurden.

Sie selbst hat 1996 Axel Steding geheiratet, mit dem sie auch zwei erwachsene Kinder hat. Er ist Mitglied der SPD und saß unter anderem auch schon im Ortsrat Pattensen-Mitte. Andrea Steding hat kein Parteibuch. Nach eigener Aussage spielt es für sie auch keine Rolle, welcher Partei Schumanns Nachfolge 2026 angehören wird. Ihre Loyalität gelte dem Amt. Das hat sie in den vergangenen Jahren immer wieder unter Beweis gestellt. So war zum Beispiel am Tag ihrer Silberhochzeit 2021 gerade Kommunalwahl. „Ich habe an dem Tag von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends gearbeitet“, sagt Steding.

Die Wahlleitung gehört zum Fachbereich Zentrale Dienste, den Steding 2013 übernommen hat und bis heute leitet. Unter anderem sind dem Fachbereich auch noch das Personalwesen im Rathaus, das Bürgerbüro und das Standesamt zugeordnet.

Als Frau in der Öffentlichkeit muss sich Steding immer wieder Kritik stellen. Manchmal wird sie auch damit konfrontiert, wenn sie eigentlich privat unterwegs ist. Doch damit kann sie nach eigener Aussage umgehen.

„Ich habe breite Schultern“, sagt Steding. Sie findet es grundsätzlich auch positiv, dass Bürgerinnen und Bürger mitdiskutieren wollen, wenn es um Themen der Stadt geht. Manchmal wünscht sie sich aber, dass die fachliche Meinung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus mehr anerkannt wird. Der enge Kontakt und das Vertrauen zu den Kolleginnen und Kollegen ist ein weiterer Grund, weshalb Steding sich mit ihrer Arbeit so wohlfühlt.

Und dann muss sie auch schon zum nächsten Termin: Sie ist dran mit der Gestaltung der lebendigen Pause im Rathaus. „Die bieten wir hier immer in wechselnder Besetzung an. Heute gibt es Musik und Bewegung“, sagt Steding augenzwinkernd.

Ramona Schumann teilt auf Anfrage mit, dass sie Steding sehr bewusst als ihre Stellvertretung ausgewählt habe. „Andrea Steding ist in sehr viele Prozesse bereits tief eingebunden. Es braucht keine lange Einarbeitungszeit“, sagt Schumann. Zudem bestehe durch die lange Zusammenarbeit ein grundlegendes Vertrauensverhältnis. Schumann und Steding teilen auch das Interesse für die Gestaltung organisatorischer Prozesse. „Wir wollen gemeinsam in meinen letzten eineinhalb Jahren noch einiges auf den Weg bringen“, sagt Schumann, die 2026 nicht mehr kandidieren wird.

Bürgermeisterin Ramona Schumann (SPD) bekommt eine neue Vertretung: Stadtsprecherin und Fachbereichsleiterin Andrea Steding wird künftig klassische Leitungsaufgaben wie das Unterzeichnen von Satzungen oder die Abgabe rechtsverbindlicher Erklärungen übernehmen, wenn Schumann nicht im Haus ist. Bisher war dafür der Erste Stadtrat Axel Müller zuständig. Dessen Amtszeit endet aber am 31. Juli. Steding ist dann ab dem 1. August die sogenannte allgemeine Stellvertretung.

Die 56-jährige Pattenserin bekommt damit zwar mehr Verantwortung, aber nicht mehr Geld. Der Rat der Stadt hat bereits im vergangenen Jahr beschlossen, dass die höher dotierte Stelle einer Ersten Stadträtin oder eines Ersten Stadtrats aus Kostengründen nicht mehr besetzt werden soll. Dennoch benötigt Schumann eine offizielle Stellvertretung, damit die Geschäfte im Rathaus auch in Urlaubs- oder Krankheitszeiten weiterlaufen können. Sie schlug dem Rat deshalb die Stadtoberamtsrätin Andrea Steding vor. Der Rat stimmte mit drei Gegenstimmen aus den Reihen der CDU-Fraktion zu.

Die CDU hatte im Rat noch beantragt, Stedings Position bis Ende 2026 zu befristen. So sollte die 2026 neu gewählte Nachfolge von Ramona Schumann die Möglichkeit bekommen, eine eigene Stellvertretung auszuwählen. Schumann führte aber aus, dass dies nicht nötig sei. Ihre Nachfolge könne jederzeit einen eigenen Vorschlag für den Posten machen und diesen dem Rat zur Abstimmung vorlegen.

Aus Schumanns Sicht hätte es eher Vorteile, wenn Steding direkt nach der Bürgermeisterwahl noch im Amt ist. Denn sie könne zunächst bei der Einarbeitung unterstützen, sodass die neue Verwaltungsleitung entsprechend Zeit hat, das Personal im Rathaus kennenzulernen und sich anschließend eine Stellvertretung auszuwählen. Der Vorschlag der CDU-Fraktion wurde mehrheitlich abgelehnt.

Die allgemeine Stellvertretung ist nicht zu verwechseln mit der Position einer stellvertretenden Bürgermeisterin oder eines stellvertretenden Bürgermeisters. Schumanns ehrenamtliche stellvertretende Bürgermeister sind Roman Dobberstein (CDU), Martin Jausch (CDU) und Matthias Friedrichs (SPD). Diese übernehmen repräsentative Aufgaben bei Veranstaltungen oder auch runden Geburtstagen. Sie haben aber keinen Einfluss auf die operativen Geschäfte im Rathaus.

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